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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Eine kleine politische Philosophie der Finanzkrise - oder sollte man sagen auf dem Weg zu einer politischen Ökonomie der Finanzkrise (das aktuelle Bewältigungsschema). Es geht mir weniger darum jetzt den Weg in die Finanzkrise - zusammen mit den Politikern - und die Bemühungen, sie in den Griff zu bekommen von Seiten der Politik, noch einmal nachzuvollziehen. Das haben wunderbar schon andere mit hoher Kompetenz und direkterem Einblick getan. (siehe meine Links) Nur die Logik dieses Handelns erscheint mir noch so wenig offensichtlich, dass die Bürger, obwohl sie - und vor allem sie - dabei so "herrlich" über den Löffel balbiert werden, begeistert und in Mehrheit diesen Weg der Politik unterstützen. Das wird so deutlich ,wenn den letzten Deutschland-Trend betrachtet : www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/1746525_Deutschlandtrend-im-Mai-Das-Schlimmste-kommt-noch.html Und nun ein paar Thesen zu dieser Situation: 1.) Die Politik befindet sich im Griff der Finanzoligarchie Dies ist schon von namhaften Ökonomen wie Paul Krugman und Joseph Stiglitz fundiert belegt worden. Nun hat sich der ehemalge Chefvolkswirt des IWF mit seinem ganzen Einblick in die diesbezügliche US-Szene daran gemacht, dies auführlich darzulegen www.meta-info.de/?newsfull=1&lid=33022&rubrik=politik&print=1 2. These), die ich bei Joseph Stiglitz fand - und die Folge der ersten These ist: Vorschläge, die von den Banken kommen, beruhen auf folgendem Kalkül: Wenn die Banken die ganzen Verfahren (Stiglitz erläutert vorher diese verschiedenen Varianten) nur hinreichend kompliziert und undurchschaubar gestalten, wird man erst im Nachhinein merken, wie hier der Bankensektor bedient wurde (und dann haben auch viele Politiker schon die Bühne verlassen). Und die Banker können sich auf die Schenkel klopfen, es hat doch alles so gut bisher geklappt, wie wir die Politiker wie Marionetten haben tanzen lassen in unserem Sinne - und der Bürger zieht "mehrheitlich" bei allen Täuschungsmanövern brav mit! Die Vorschläge von Stiglitz zielen nur in eine andere Richtung, die aber bisher politisch nicht befolgt werden. www.monde-diplomatique.de/pm/.stiglitz 3. These von Stephan Schulmeister (Wien), die nur im ersten Anschein konträr zu der Undurchschaubarkeits-These von Stiglitz steht: 3.) Die Analyse der Krise ist unterkomlex, daher sind die Therapieansätze weitgehend sinnlos. Der banale Grund: Schuldabwehr. Die neoliberale Theorie hat mit dem absoluten Glauben an die Markteffizienz zu dieser Entfesselung der Finanzmärkte beigetragen - und gleichzeitig die Mentalität "Lassen wir unser Geld arbeiten!" gefördert. Und die jetzige Konzentration der Krisenpolitik allein auf den Finanzsektor zeigt die Wandlung dieser Losung in "Lasst uns unser Geld retten"... www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/marktreligioese-wissenschaft/?type=98 Und wenden wir uns den konkreteren deutschen Verhältnissen zu, wie die "Schrottpapiere" entsorgt werden sollen. Ein klares Beispiel des Zusammenspiels von Politik und den Banken hat hier schon Stoiber & Co. mit der Gründung der Hypo Real Estate geschaffen www.heise.de:80/tp/r4/artikel/30/30253/1.html Aber allgemeiner wird das jetzt mit Steinbrück`s Bad bank angegangen, zu der Robert von Heusinger meint, kein anderes Land hat ein vergleichbar schonendes Verfahren zur Entsorgung der Wertpapiere entwickelt : www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/meinung/kommentare/?em_cnt=1745037&em_loc=1775 Dazu wird die SZ im Wirtschaftsteil (9.5.09) dann in der Überschrift deutlicher: "Jetzt retten - später zahlen. Die Politik täuscht die Bürger über die Kosten der Bankenhilfspakete" Das kann auch gar nicht anders gehen meint Ulrike Herrmann in der TAZ, denn die Risiken belaufen sich auf 100 bis 200 Milliarden - und das können die Banken bei "normalem" Geschäft gar nicht erwirtschaften. www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=me&dig=2009%2F05%2F12%2Fa0099&cHash=c3e2818111 Und Steinbrück`s bisheriges Verhalten lässt dann deutlich auf solch eine Lösung - eindeutig zu Lasten des Steuerzahlers bzw. zugunsten der Banken und "ihrer" Finanzmärkte schließen: siehe Albrecht Müller "Steinbrück`s Osterhasen für seine Freunde" www.nachdenkseiten.de/wp-print.php?p=3887 Die OECD hat gerade feststellen müssen, wie wir in Deutschland nicht nur die europaweite Besonderheit von 10 Jahren gewaltiger "Entstaatlichung" haben, sondern auch noch im Konzert der Staaten diesen Sozialstaat so ungerecht finanzieren wie kaum ein anderes Land. www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/1752171_Studie-der-OECD-Die-deutsche-Besonderheit.html Also halten wir fest, dass unser Staat, der angeblich sosehr wieder im Kommen ist gegenüber den in ihrem Versagen so miserabel dastehenden "freien Märkten" schon - und gerade in Deutschland ein Jahrzehnt lang ziemlich zerrüttet wurde - und das anscheinend vor allem auch noch zu Gunsten der Reichen. Und dann sehen wir auf den politischen Willen der Bundeskanzlerin, die weiter Steuern zu senken verspricht - in diesem Wahlkampf (oder ist das bloß noch "Krampf"?) siehe dazu: Steuerchaos bei der Union: Merkel vor dem Wahlbetrug www.fr-online.de/top_news/1749591_Steuer-Chaos-bei-der-Union-Merkel-vor-dem-Wahlbetrug.html Dabei dürfte durch die Belastungen der Krise - siehe die Steuerschätzung - jeder noch zur Verfügung stehende Euro allein für die Kernaufgaben gebraucht werden - alles andere muss schon ohne Steuersenkung auf der Strecke bleiben. www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/meinung/kommentare/1749601_Analyse-Der-klamme-Staat.html Aber der Bürger findet diese Politik - mehrheitlich in Ordnung? Liegt es an der mangelnden Aufklärung der Medien? Und zusätzlich will die Politik auch den Staat auch noch weiter "kastrieren" - herkommend von einer markradikalen Ideologie - und eine Schuldenbremse einbauen: ein weiterer Schritt in Richtung "Absurdistan": www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/meinung/kommentare/1750800_kolumne-bei-uns-in-Absurdistan.html Wie dadurch vor allem jede andere Politik vom Grunde her unmöglich gemacht werden soll - und uns in Deutschland "auf ewig" - nicht zuletzt jetzt durch die Verfassung auf eine marktradikale Ideologie festnageln möchte, hat Albrecht Müller verdeutlicht: www.nachdenkseiten.de/wp-print.php?p=3758 Aber der Bürger liebt anscheinend mehrheitlich die Alternativlosigkeit? Dabei haben schon vergangene Steuersenkungen gezeigt, dass diese nur unter bestimmten Bedingungen konjunkturell positiv wirken - außer sie sind eben "bloß" noch ideologisch begründet, http://idw-online.de/pages/de/news?print=1&id=313766 Wenn oben - bei Schulmeister - geäußert wurde, dass sich die Politik allein dem Finanzsystem widme, so ist auch das nur die "halbe Wahrheit", denn sie widmet sich allein der "Rettung" dieses Finanzsystems www.nachdenkseiten.de/wp-print.php?p=3942 Wir haben dagegen zu den Bad Banks wiederum nur von der SPD inszenierte Konflikte (wieder so ein Täuschungsversuch, um die Unübersichtlichkeit - siehe Stiglitz - zu gewährleisten) www.nachdenkseiten.de/wp-print.php?p=3934 Also die Banken bzw. die Finanzindustrie haben uns im Griff - und die SPD sorgt dafür, dass das so bleibt - gleichzeitig wird der (Sozial-)Staat gründlich weiter beseitigt und der Bürger findet für sich, - notgedrungenerweise ? - jetzt eine Perspektive in Schwarz - Gelb - die all dies zu perpetuieren (verewigen) gedenkt .. Oh, wie tief müssen wir und unsere Demokratie noch sinken? Artikel von Volker Bahl vom 14.5.09 |