Antragsteller: ötv-Kreisdelegiertenkonferenz Stuttgart/Böblingen (beschlossen am 17.07.00)
Adressat: ötv-Gewerkschaftstag (11/2000)
Betreff: Keine Verlängerung der Lebensarbeitszeit
Antrag an den Gewerkschaftstag:

Der Gewerkschaftstag möge beschließen:

Die ötv wendet sich gegen jeden Versuch oder Vorschlag, die Lebensarbeitszeit zu verlängern, auch wenn er von DGB-Vertretern geäußert wird. Im Interesse insbesondere der Arbeitnehmer mit sehr belastenden Arbeitsbedingungen, setzt sich die ötv für Lebensarbeitszeitverkürzung ohne Abschläge ein. Zur Finanzierung sind die Einnahmequellen insbesondere bei den Arbeitgebern, die auf Kosten von Arbeitsplätzen rationalisiert haben, zu erweitern. Eine auch nur teilweise Abwälzung von Arbeitgeberanteilen auf die Arbeitnehmer, z. B. durch Ersatz von Arbeitgeberbeiträgen mit Privatrentenmodellen wird abgelehnt.

Begründung:

Lebensarbeitszeitverlängerung als Versuch die Rentenkassen zu entlasten, bewirken nur eine Umverteilung vor allem zu Ungunsten der Arbeitnehmer mit belastenden Arbeitsbedingungen. Diese werden auch nach Verlängerung der Lebensarbeitszeit auf Grund gesundheitlicher Einschränkungen in den meisten Fällen nicht später in Rente gehen können, sondern lediglich höhere Rentenabschläge hinnehmen müssen. Also gerade die von der Arbeit besonders belasteten Arbeitnehmer sollen auch noch ein Sonderopfer für die Rentenkasse abgeben. Die ötv soll sich daher in deren Interesse für eine kürzere Lebensarbeitszeit ohne Abschläge einsetzen, um diese finanzielle Bestrafung zu beseitigen. Zur Finanzierung sollten vor allem auch die Arbeitgeber herangezogen werden, die durch Personalabbau immer höhere Gewinne einstecken. Die ansonsten hälftige Finanzierung durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer darf nicht durch Privatrentenmodelle aufgeweicht werden.

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