IGM-Ortsvorstand Ludwigsburg setzt Vertrauenskörperleitung der FirmaMann+Hummel ab

Am 19.November 2001 hat der Ortsvorstand der IGM Ludwigsburg beschlossen, die Kollegen Gisela Vomhof (Vorsitzende der Vertrauensleute), Recep Mermer (stellvertretender Vorsitzender) und Wolfgang Hänisch (Schriftführer) als Vertrauensleute und Mitglieder der Vertrauenskörperleitung (VKL) abzusetzen.

Gleichzeitig wurde gegen die drei Kollegen ein Untersuchungsverfahren wegen gewerkschaftsschädigendem Verhalten beschlossen.

Die Vorgeschichte:

1999 wurde die Belegschaft mit der Absicht der Geschäftsleitung konfrontiert, alle übertariflichen Zulagen ersatzlos zu streichen, angeblich um die Arbeitsplätze im Blechbereich zu retten. Weiterhin wurden Pläne der Geschäftsleitung bekannt, im Kunststoffbereich die 18. und 19. Schicht einzuführen (Sonntagsarbeit in der Nachtschicht).

Richtigerweise lehnte der Betriebsrat zuerst Verhandlungen über das Lohnkürzungsprogramm der Geschäftsleitung ab. Auch die Beschäftigten protestierten in vielfältiger Form.

Erst durch die öffentliche Intervention des IGM-Ortsvorstands (OV) auf einer Betriebversammlung – man muß miteinander reden“ – war die Betriebsratsmehrheit zu Verhandlungen bereit.

Ergebnis: In einem Interessensausgleich“ wurde die Anrechnung der Tariferhöhungen 2000 und 2001 vereinbart und der Termin für die Streichung der verbliebenen übertariflichen Zulagen auf den 1.7.2001 gestreckt“. Dies bedeutete einen Lohnverlust von 250-300 DM für die betroffenen Kollegen.

Das führte zu Verwirrung in der Belegschaft.

Der Vertrauenskörper (VK) leistete in dieser Situation geduldige Aufklärungsarbeit unter der Belegschaft.

Dabei wurde dem VK nicht nur die Unterstützung durch den IGM-Ortsvorstand verweigert, sondern es kam zu regelrechten Zensurmaßnahmen gegen die betriebliche Öffentlichkeitsarbeit des VK. So wurde der Druck von Info-Blättern des VK verweigert.

Trotzdem stellte der VK im Frühjahr 2001 einen Forderungskatalog mit folgenden Hauptforderungen auf:

• Die Tariferhöhungen müssen ausbezahlt werden
• Keine Streichung der übertariflichen Zulagen
• Gegen Samstags- und Sonntagsarbeit
• Statt Flexibilisierung und immer mehr Arbeitsbelastung: Übernahme der befristeten Kollegen in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis .

Diese Forderungen wurden in der Belegschaft breit aufgegriffen und – im Rahmen der Tarifrunde 2001 – in zwei Warnstreiks vertreten, die von der Aktivität und Beteiligung der Belegschaft die umfassendsten Warnstreiks seit 10 Jahren bei M+H waren.

Hatte die Geschäftsleitung bisher versucht, mit Teilzugeständnissen ( die Tariferhöhung 2001 wurde nicht angerechnet und die verbliebene persönliche Betriebszulage nicht gestrichen) für Ruhe zu sorgen, so reagierte sie jetzt sichtlich getroffen mit Drohungen und Einschüchterungsversuchen auf die Arbeit des VK: Streikversammlungen sollten verboten werden, arbeitsrechtliche Konsequenzen wurden angedroht etc.

Vom IGM-OV bis heute kein Wort dazu.

Der VK setzte seine Arbeit unbeirrt fort: Zwei Infostände vor Werk 2 und Werk 1 wurden durchgeführt, eine Presseerklärung verbreitet und eine VorOrt Pressekonferenz vor dem Werk 2 abgehalten.

Der IGM-OV verbot daraufhin der VKL Presseerklärungen abzugeben und forderte die Zeitungsredaktionen in der Region faktisch dazu auf, diese auch nicht mehr abzudrucken.

Weiterhin beschloss der VK einen Antrag an die Delegiertenversammlung der IGM Ludwigsburg, in den Betrieben der Verwaltungsstelle Unterschriften für eine Solidaritätserklärung mit dem Kampf der M+H- Belegschaft gegen Lohnkürzungen und gegen Sonntagsarbeit  zu sammeln.

 Der IGM-OV konterte mit einem Gegenantrag, in dem weder vom Kampf gegen die Lohnkürzungen die Rede war, noch von einer Unterschriftensammlung in den Betrieben der Verwaltungsstelle. Öffentlich erklärte der  1. Bevollmächtigte, dass kein Mitglied des OV bereit wäre , in seinem Betrieb Unterschriften für die Solidaritätserklärung zu sammeln mit der bezeichnenden Begründung, dass einzelne OV-Kollegen ja in ihren Betrieben auch schon Anträgen auf Sonntagsarbeit zugestimmt hätten.

Gegen die Absetzung der drei Kollegen als Vertrauensleute und VKL- Mitglieder !

Für innergewerkschaftliche Demokratie !

Mit seinen Beschlüssen zur  Absetzung der drei Kollegen verstößt der OV gegen die Satzung der IGM:  

• Laut § 10 Absatz 6 der Satzung der IGM entscheidet der Vorstand über das Ruhen der gewerkschaftlichen Funktionen .Ein solcher Beschluss liegt nicht vor.
• Ebenso entscheidet der Vorstand über den zeitweisen Ausschluss von gewerkschaftlichen Versammlungen. Obwohl auch dazu kein Beschluss vorliegt, wurden die drei Kollegen von der Teilnahme an einer, von den OV-Mitgliedern Mugler, Zach und Basile unter Umgehung der VKL einberufenen, VK- Sitzung am 11.12.01 ausgeschlossen.
• Mit seinen Beschlüssen verstößt der OV auch gegen die Richtlinien zur Vertrauensleutearbeit der IGM:
• Danach ist nur eine Abwahl von gewählten Vertrauensleuten möglich (§ 2 Ziffer 3.3.) Eine Abberufung ist nur bei Vertrauensleuten möglich, die vom OV eingesetzt  wurden. Das ist aber bei den drei Kollegen nicht der Fall.

Wir rufen die gewerkschaftliche Öffentlichkeit auf:

• Solidarisiert euch mit dem Kampf der M+H Belegschaft gegen Lohnkürzungen und Sonntagsarbeit !
• Protestiert beim IGM-Ortsvorstand Ludwigsburg und beim Vorstand der IGM gegen die illegale Absetzung der drei Kollegen ! 

Für Mann+Hummel Vertrauensleute und Kollegen:

Mustafa Bas, Wolfgang Hänisch, Recep Mermer, Giuseppe Montedoro, Cevat Özcelik, Gisela Vomhof - zu erreichen unter:

G. Vomhof, Eisenachweg 3, 71672 Marbach  oder: Gvomhof@t-online.de

Home	LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ Der virtuelle Treffpunkt der Gewerkschafts- und Betriebslinken The virtual meeting place of the left in the unions and in the workplace
	Datei:
	Datum: