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Montag, 15. März 1999 15:13 Uhr

 

Europäischer Metallbund billigt europäische Lohnformel

Frankfurt (vwd) - Der Exekutiverat des Europäischen Metallbundes (EMB) hat am vergangenen Freitag auf seiner Sitzung den Vorschlag der europäischen Metallgewerkschaften gebilligt, wonach künftige Lohnabschlüsse innerhalb der Branche oberhalb der nationalen Produktivitätsrate plus Inflationsrate liegen sollen. Der Exekutivrat habe einstimmig diese gemeinsame europäische Lohnformel verabschiedet, erklärte der designierte Generalsekretär des Europäischen Metallbundes, Reinhard Kuhlmann, in einem Gespräch gegenüber vwd.

Mit der Lohnformel habe man ein Zeichen gesetzt und die Richtung angegeben, die künftige europäische Tarifpolitik und Beschäftigungspolitik einschlagen soll. Es sei an der Zeit gewesen, daß die Metallgewerkschaft als bislang einzige Gewerkschaft europaweit eine Vorbereiterrolle übernommen hätten. Die Metallbranche sei besonders prädestiniert, da die Metallwirtschaft stark exportorientiert sei. Der deutsche Exportanteil innerhalb Europas betrage beispielsweise 70 Prozent, erklärte Kuhlmann.

Kritikern der europäischen Lohnformel entgegnet Kuhlmann, daß durch die Elemente Produktivitätsrate plus Inflationsrate eine Formel geschaffen worden sei, die sowohl wettbewerbsorientiert und stabilitätskonform als auch verteilungsneutral sei. Sie unterbinde Lohndumping auf dem europäischen Arbeitsmarkt genauso wie sie niedrige Inflationsraten unterstütze. Die nationale Produktivtätsrate sei ein Kernelemente der Differenzierung und werde der unterschiedlichen wirtschaftlichen Leistungskraft der europäischen Länder gerecht. "Die Lohnformel ist der Startschuß für eine bessere Koordinierung der europäischen Tarifpolitiken", so Kuhlmann. Man müsse jedoch noch viel "harte Arbeit" leisten, auch vor dem Hintergrund des Beschäftigungsgipfels Anfang Juni in Köln. Die europäische Metallwirtschaft habe mit der Fomel als einzige Institution die Basis für Diskussion der europäischen Sozialpartner geliefert, sagte Kuhlmann.

Im Mittelpunkt des europäischen Beschäftigungspaktes, wie ihn auch Bundeskanzler Schröder anstrebt, müsse der Ausbau der Information und Kommunikation stehen, fordert der EMB. Das sehe eine Stärkung der Arbeitnehmerrechte im Zuge der Richtlinie einer europäischen Aktiengesellschaft und die Erweiterung der Rechte der europäischen Betriebsräte vor. Die europäische Metallwirtschaft stehe mitten im einem grenzüberschreitenden Merchant-Prozeß. Europa biete für die Unternehmen und Arbeitnehmer viele Chancen, aber auch Gefahren, wie beispielsweise Standortschließungen, sagt Kuhlmann. Die Gewerkschaften seien gefordert, durch Koordination und Organsiation frühzeitig für eine europäische Beschäftigungssicherheit zu sorgen. Nicht nur die Interessen des Shareholder-value müssten innerhalb der Unternehmen berücksichtigt, sondern auch die Arbeitnehmerinteressen.

vwd/15.3.99/§ses/hs