Alternative Marktmacht – Der Schlüssel
im Kampf gegen den globalen Marktterror der Neoliberalen?
Wer die Machtfrage im Globalen Zeitalter für sich
entscheiden will, muss die Märkte endlich als politisches Feld begreifen
und diese Auseinandersetzung auch dort austragen wollen. Denn „nur“
auf politische Mehrheiten zu setzen, die im besten Falle Rahmenbedingungen
neu definieren und durchsetzen können, wird nicht reichen, um erfolgreich
gegen die neoliberale Globalisierung der wirtschaftlichen und sozialen
Beziehungen der Menschheit vorzugehen und eine bessere Alternative durchzusetzen.
Weil die Marktmacht der neoliberalen Weltwirtschaftseliten, im Sinne der
Verfügungsgewalt über die ökonomischen Ressourcen der Menschheit,
längst auch eine ungeheure politische und gesellschaftliche Macht
generiert, gegen die sich parlamentarische Mehrheiten und Staaten alleine
kaum mehr durchsetzen können.
Strategie der Gegner der Neoliberalen muss daher sein, selbst Marktmacht
in Form von Kaufkraft und Kapital für die Durchsetzung der eigenen
wirtschafts- und sozialpolitischen Absichten in Stellung zu bringen. Mit
dem Ziel, eine Marktordnung durchzusetzen, die den Unternehmen weltweit
nur noch dann dauerhaften Markterfolg erlaubt, wenn ihr Wirtschaften im
Einklang mit den ökologischen Notwendigkeiten und den sozialen Bedürfnissen
der Menschheit ist.
Bei der Umsetzung dieser Strategie muss es darum gehen, die marktradikal
ausgerichteten Unternehmen durch die Androhung oder den tatsächlichen
Verlust von Marktanteilen und Gewinn zu zwingen, sich den angestrebten
Spielregeln zu unterwerfen. Die dadurch generierte, politische Macht jener,
die auf eine Globalisierung setzen, die allen Menschen eine ausreichende
Mindestteilhabe am weltweiten Reichtum sichert, sollte von Beginn an dazu
genutzt werden, um Multiplikatoren für die eigene, gute Sache in
allen Bereichen der Weltgesellschaft (Politik, Religion, Bildung und Wissenschaft,
den Medien, der Kultur) zu plazieren und zu pflegen – um auch dort
die Bannerträger des Neoliberalismus zu verdrängen und den Mainstream
zu definieren. Die Neoliberalen weltweit, gerade auch die Neo-Cons in
den USA, haben begriffen und vorgeführt, wie erfolgreich eine solche
Strategie sein kann. Die Globalisierungskritiker leider (noch?) nicht.
Dabei wäre es höchste Zeit, den Marktradikalen die globalen
Wirtschaftspotentiale und die damit einher gehende (gesellschafts-)politische
Macht zu entreißen. Denn mit ihrem Marktterror erzeugen sie weltweit
milliardenfache Verzweiflung, die zusammen mit der Weiterverbreitung von
Massenvernichtungswaffen uns allen einmal zum Verhängnis werden könnte.
Man sollte sich in Bezug auf diesen weltweit ausgetragenen Konflikt nichts
vormachen: Es geht dabei im Kern keineswegs um irgendwo zu hohe Lohnnebenkosten
oder zu eine zu große Steuerlast, auch nicht um ein Zuviel an staatlicher
Regulierung. Es geht um nichts weniger als um die Frage, wer zukünftig
die (Welt)macht hat, die Regeln der globalen Gesellschaft zu definieren
und damit das Leben der Menschheit insgesamt zu bestimmen. Und damit auch
um die Frage, ob wir es wirklich aus Dauer zulassen wollen, dass der Neoliberalismus
Milliarden von Menschen um Lebensrecht und Lebenschancen bringt.
Selbst der CDU-Bundestagsabgeordnete und kommissarische Bundesvorsitzende
der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Gerald Weiß,
warnte unlängst: "Die Bedingungen der Globalisierung nähren
sich einem Manchester-Kapitalismus, der, wie Mitte des 19. Jahrhunderts
in England und Europa, nun weltweit Not, Verelendung und Kinderarbeit
zur Folge hat." Heiner Geißler verlangte anläßlich
seines 75. Geburtstags sogar die Abwendung vom Kapitalismus.
Wer in diesem Zusammenhang etwa die Geschäftspolitik der Pharmaindustrie
betrachtet, deren Hochpreis- und Patentpolitik Millionen von Aids-Infizierten
in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa vom Zugang zu lebensrettenden
Medikamenten ausschließt, weiß warum selbst aufrechte Christdemokraten
inzwischen solche Töne angeschlagen: Diese Form der Globalisierung
tötet!.
Aber was ist die Alternative? Sozialismus? Ich sage klar: Nein danke!
Die Abermillionen Toten der Verbrechen Stalins, Maos und all der anderen
roten Diktatoren inklusive des mörderischen Irrsinns der Zwangskollektivierungen
mit Millionen Hungertoten sind nicht nur nicht vergessen. Sie weisen auch
eindeutig darauf hin, dass es nicht allein mit einem Austausch des Wirtschaftssystems
getan ist, um menschenfeindliche Regime und Exzesse zu verhindern –
und allen eine faire Lebenschance zu geben. Zudem halte ich es für
unmöglich, ein solch hoch komplexes Gebilde wie die Weltwirtschaft
oder auch nur einen regionalen Teil zentral zu steuern.
Ich denke vielmehr an ein Wirtschaftssystem, das soziale und ökologische
Mindeststandards einhält, die nach den Bedürfnissen der Menschen
und nicht nach denen des Marktes definiert sind. Sie sollten über
den Markt selbst durchgesetzt und ihre Einhaltung gleichzeitig staatlich
bzw. von einer internationalen Organisation kontrolliert werden. „Nach
oben“ sollten wirtschaftliche Freiheit, Wachstum (im Einklang mit
der Ökologie) und Individualität (bis hin zum Egoismus) größtmöglichen
Spielraum haben und der Staat so wenig, wie möglich, in Gesellschaft
und Wirtschaft eingreifen. Richtschnur und ideelle Grundlage müsste
ein „Gemeinsames Gewinnen“ sein, im Gegensatz zu der heutigen
Kultur des „The Winner takes it all“. Als Konsens einer Gesellschaft,
die dem Individuum in allen Belangen größtmöglichen Freiraum
einräumt und es nach eigenem Gusto leben läßt. Die aber
gleichzeitig weiß, dass selbst der individuellste Menschen ein soziales
Wesen ist, das nur dann wachsen und gedeihen kann, wenn die Gemeinschaft
für ihn da ist und jedem einzelnen einen ausreichenden (Mindest-)anteil
an ihrem Reichtum überlässt – und der einzelne jeweils
bereit ist seinen Teil zum Funktionieren der Gemeinschaft beizutragen.
Und der bewußt ist, dass ein Mensch wie die menschliche Gesellschaft
insgesamt stets weit mehr ist, als sich in wirtschaftlichen Kennzahlen,
in monetärem Gewinn und Verlust ausdrücken läßt.
Und was hat die deutsche Spitzenpolitik hier zu Zeit zu bieten? Nichts
als parteiübergreifende Erbärmlichkeit. Sie setzt voll und ganz
auf eine Appeasementpolitik gegenüber den Marktradikalen, die Milliarden
Menschen weltweit den sozialen Krieg erklärt haben - und reduziert
sich auf die mehr oder minder freiwillige Erfüllung von allerlei
Forderungen nach Steuerentlastung und De-Regulierung im Sinne der Konzerne.
Anstatt Lösungen zu suchen, zu formulieren und durchzusetzen, die
den Ausschluss einer immer größeren Zahl von Menschen vom Reichtum
in Deutschland, Europa und der Welt rückgängig machen könnten.
Die deutsche Spitzenpolitik hat nicht einmal mehr den Mumm zu sagen, dass
sich Globalisierung derzeit als weltweiter Verteilungskampf um die Ressourcen
der Menschheit und unseres Planeten vollzieht.
Dabei zeigen mehr als fünf Millionen Arbeitslose in Deutschland und
Ankündigungen, wie der Deutschen Bank, trotz Milliardengewinn 2004
erneut erheblich Stellen zu streichen, dass die dem Neo-Liberalismus entgegen
kommende Politik der rot-grünen Bundesregierung die Probleme nicht
löst. Auch vom Prinzip her gleiche Ansatz der konservativ-liberalen
Opposition, der allerdings mit deutlich größerer sozialer Härte
umgesetzt werden soll, wird die Menschen nicht wieder massenhaft in Arbeit
bringen. Vollbeschäftigung? Halbierung der Arbeitslosigkeit? Das
ist passé. Die Spitzenpolitiker aller Parteien wissen das. Eine
Beteiligung aller am gesellschaftlichen Reichtum alleine über die
Arbeit wird in Zukunft nicht mehr zu haben sein. Ein öffentliches
Eingeständnis, eine Richtungsänderung gar, ist nicht abzusehen.
Im Gegenteil: Jetzt bastelt eine ganz große Koalition in Berlin
an der Senkung der Körperschaftssteuer, der Lohn- und Einkommensteuer
für die Unternehmen.
Eine konkrete Gegenleistung dafür verlangen die Spitzenpolitik aber
wieder nicht von den Bossen. Gleichzeitig führt sie das Wahlvolk
mit der Formel: „Zusätzliches Wachstum = neue Arbeitsplätze“
einmal mehr hinters Licht. Obwohl es keines Betriebswirtschaftsstudiums
bedarf, um zu wissen, dass Unternehmen im Kapitalismus nicht dazu da sind,
um Arbeitsplätze zu schaffen, sondern um Gewinne zu erwirtschaften.
Gesagt wird dem Publikum natürlich auch nicht, dass trotz allem deutsche
und westeuropäische Arbeitsplätze wegen der weltweit zunehmend
gleich hohen Produktionsstandards auch weiterhin in Massen nach Osteuropa,
Asien und anderswo abwandern werden.
Aber selbst wenn alle Parteien sich in Berlin öffentlich zu einer
höchst kritischen Bestandsaufnahme der Globalisierung durchringen
würden und auf strikte Opposition zu den Marktradikalen gingen: Sie
wären weiterhin unterlegen, solange sie sich auf ihr eigenes Feld
beschränkten. Denn die Politik ist grundsätzlich an Territorien
gebunden (an Kommune, Kreis, Land, Staat). Die Wirtschaftseliten können
dagegen frei über fast alle Grenzen hinweg mit ihrem Kapital operieren.
Selbst eine von allen politischen Kräften getragene, noch so gerechte
Wirtschaftspolitik eines Staates, können sie locker durch Abwanderung
bzw. durch Gewinn- und Steuerabflüsse – in der Regel schon
durch die bloße Androhung dessen - unterlaufen. Daraus speist sich
ein wesentlicher Teil ihrer (gesellschafts-)politischen Macht. Damit können
sie Entscheidungen nationaler Parlamente und Exekutiven nahezu jederzeit
aushebeln. Das zeigt: Die neoliberale Globalisierung ist auch eine Bedrohung
für die demokratisch-parlamentarische Verfasstheit des Westens.
Die Rüsselsheimer Kommunalpolitik erlebt diese Ohnmacht seit Jahrzehnten
im Zusammenhang mit Opel. Erinnert man sich an die ungewisse Situation
und die Angst des örtlichen Gewerbes sowie der Opel Zulieferer und
Dienstleiter während der jüngsten Krise des Autobauers, wird
rasch klar, dass man die Wirtschaft in dieser Auseinandersetzung aber
keineswegs über einen Kamm scheren darf. Auch unter Unternehmen und
Selbständigen gibt es reichlich Globalisierungsverlierer. Das unterstreicht,
dass der Marktradikalismus längst auch den Mittelstand gefährdet.
Trotz ihrer aktuellen Ohnmacht und viel zu viel neoliberal gewirkter (Spitzen-)Vertreter
darin, bleiben Politik und Parlamente gleichwohl Ansprechpartner und potentielle
Bundesgenossen der Globalisierungskritiker. Einmal, weil Parlamente mit
ihren Mehrheiten Ausdruck gesellschaftlichen Wollens sind und als Legitimations-
und Kontrollorgane politischer Macht Regeln und Gesetze definieren und
durchsetzen (sollten).
Auch verfügt Politik über eine enorme Kommunikationsmacht. Und
nicht zuletzt kontrollieren die Parlamente Exekutivorgane, die trotz Staatsverschuldung,
über eine enorme Kaufkraft und damit ihrerseits über eine nicht
zu unterschätzende Marktmacht verfügen, mit der sie auf die
Wirtschaft durchaus Druck ausüben könnten.
Wie etwa würde ein Unternehmen reagieren, wenn die Ministerpräsidenten
der Länder und der Bundeskanzler öffentlich ankündigten,
ihre Verwaltungen anzuweisen, bei gleichwertigen Angeboten ihre Produkte
solange nicht mehr zu berücksichtigen, bis sie etwa angedrohte Werksschließungen
rückgängig machten? Mit dem dezenten Hinweis an die Bürger
zwischen den Zeilen, dies doch bitte zu unterstützen.
Bei entsprechender Zielsetzung und Mehrheitsverhältnissen könnte
Politik einheitliche Steuern und Gesetze sogar in größeren
Regionen durchsetzen, die von den Konzernen nicht mehr so leicht umgangen
werden könnten. Allerdings zeugt die aktuelle Wirtschaftspolitik
der EU eher davon, dass die Neoliberalen ihre Leute auch hier längst
in die Spitzenpositionen gebracht haben. Wie sonst käme der Entwurf
einer EU Dienstleistungsrichtlinie zustande, die zum Nachteil der Westeuropäer,
erlauben sollte, dass Handwerker in allen EU-Staaten nach den Tarifen
ihres Heimatlandes beschäftigt werden dürfen. Und leider besteht
auch zwischen den EU-Mitgliedsstaaten weiterhin keine Einigkeit. Sie liefern
sich über Steuersenkungen und De-Regulierung lieber Wettläufe
um Kapital und Unternehmensansiedlungen, anstatt sich auf gleiche Standards
zu verständigen.
Als Motor und Antreiber für einen erfolgreichen Widerstand gegen
den weltweiten Marktradikalismus fällt die Politik aus den oben genannten
Gründen aber leider aus. Bliebe den Zivilgesellschaften weltweit
noch die Möglichkeit, die Goldene Horde (Amery) der Marktradikalen
über den Markt selbst in die Schranken zu verweisen und sie nötigenfalls
darüber sogar zu enteignen. Um die bitter notwendigen, weltweiten
sozialen und ökologischen Mindeststandards durch den gezielten Einsatz
von Marktmacht, in Form von Käuferstreiks, Kaufkraftbündelung
und der Etablierung eigener Unternehmen, über den Markt durchzusetzen.
Dieser Ansatz lohnt sich deshalb verfolgt zu werden, weil alle Märkte
weltweit Käufermärkte sind - und die Märkte des Westens
und Japans wegen ihres Volumens, entgegen aller Propaganda, auch weiterhin
unverzichtbar für den wirtschaftlichen Erfolg der Weltkonzerne bleiben
werden. Das heißt: Das Angebot ist in diesen Märkten ist stets
größer als die Nachfrage und es gibt Konkurrenz, die gleichwertige
Waren anbietet. Unter diesen Voraussetzungen können Konzerne durch
gezielten Kaufboykott wirtschaftlich unter Druck gesetzt bzw. durch die
Bündelung von Kaufkraft für ihre Politik belohnt werden. Und
zwar ohne dass die Käufer durch die Teilnahme an solchen Aktionen
persönliche Nachteile fürchten müssten. Dieses Prinzip
machte sich seinerzeit Greenpeace in der Auseinandersetzung mit Shell
um die Versenkung der Ölplattform "Brent Spar" erfolgreich
zunutze.
Zudem verfügen die globlisierungskritischen Menschen hierzulande,
wie überall in den Staaten des Westens weiterhin über enorme
Kaufkraft und ausreichend Kapital, um Märkte in ihrem Sinne zu politisieren,
wenn sie denn wollten. Nach meiner Einschätzung warten Millionen
Menschen in Deutschland, Europa und auch in den USA nur darauf, ihre Währung
endlich im Sinne einer ökologisch sinnvollen und sozial gerechten
Globalisierung einsetzen zu können und die Kühltheken und Auslagen,
die Verkaufsräume und Markthallen zu Orten einer permanenten Abstimmung
und Einflussnahme zugunsten einer menschenfreundlichen Wirtschaftsweise
zu machen.
Wer diese Vorgehensweise als „zu kapitalistisch“ oder „zu
marktkonform“ ablehnt, sollte sich vor Augen führen, dass selbst
die schärfste Waffe der Gewerkschaften, der Streik, Marktmechanismen
nutzt. Denn Streiks zielen immer darauf ab, den davon betroffenen Unternehmen
durch Produktionsstopp den Zugang zum Markt zu verwehren. Um ihnen dadurch
wirtschaftliche Nachteile beizubringen, die auf Dauer mehr Kosten verursachen,
als bei einer Einigung mit den Streikenden und ihren Gewerkschaften.
Eine Strategie, die den Neoliberalismus auf dem Markt selbst bekämpft,
würde freilich scheitern, wenn sie sich nur auf die (kampagnenartige)
Organisation von Käuferstreiks oder der Bündelung von Kaufkraft
zugunsten von bestimmten Unternehmen beschränkte. Denn klar ist,
dass die neoliberal gesinnten Konzernbosse der Gegenwart ihre inneren
Überzeugungen nicht wirklich ändern werden, so richtig die Forderungen
nach ökologischer verantwortlicher und sozialer gerechter Wirtschaftsweise
weltweit auch sind. Um die Spielregeln auf dem Markt im Sinne der Durchsetzung
dieser Ziele auf Dauer zu verändern, muss alternative Marktmacht
auf Dauer etabliert werden. Und das geht nur, wenn die Gegner des weltweiten
Marktradikalismus eigene Unternehmen im Markt aufbauen oder erwerben,
deren Führungspersonal aus Überzeugung, hervorragende Produkte
und Dienstleistungen im Rahmen einer sozial und ökologisch verantwortlichen
Wirtschaftsweise anbieten will – und das auch kann.
Soviel zu meinen Vorstellungen, wie dem Neoliberalismus erfolgreich die
Stirn geboten werden könnte. Mein Ziel ist nun, erst einmal zu überprüfen,
ob und wie diese Ideen Wirklichkeit werden könnten. In welchen Märkten
müsste begonnen werden? Welche Aktivitäten in Politik, Gesellschaft
und Kultur, an den Universitäten, in den Medien, in den Religionen
könnten eine solche Strategie unterstützen? Wie groß sind
alternative Kaufkraft und alternatives Kapital weltweit wirklich? Mit
welchen Mitteln genau kann dieses Potential bewegt werden. Wie lange würde
es dauern, um daraus Marktmacht und im Zuge dessen politische Macht gegen
den Neoliberalismus zu formen? Und vor allem: Was würde es den Menschen
wirklich nutzen? Oder müsste gar ein ganz anderer Ansatz her?
Um diese Fragen zu beantworten, würde ich gerne mit computer-basierten,
mathematischen Modellen arbeiten, die Entwicklungen komplexer, dynamischer
Systeme, wie die menschliche Gesellschaft eines ist, abbilden können.
Damit würde ich meine Idee unter den unterschiedlichsten Blickwinkeln
durchspielen, auch im Sinne von Best-, Middle- und Worst-Case-Szenarien.
Und natürlich mit allem anderen, was Trend-, Markt- und Gesellschaftsforschung
derzeit zu bieten hat. Das Projekt sollte von Fachleuten aus den unterschiedlichsten
Bereichen interdisziplinär begleitet werden und wäre wohl am
besten unter dem Dach einer Stiftung aufgehoben.
Die erzielten Resultate sollten in jedem Fall veröffentlicht werden.
Falls sich zeigt, dass es tatsächlich machbar wäre, soziale
und ökologische Mindeststandards im Markt selbst durchzusetzen, könnte
eine öffentliche Debatte über diese Ergebnisse der Startschuss
zu einer ersten Kampagne sein, die über Deutschland hinaus europäisch
angelegt sein sollte.
Dieter Ackermann-Girschik
Geinsheim, im März 2005
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