Das Bündnis für Arbeit der Bundesregierung ist gescheitert
Anlässlich der nächsten Gesprächsrunde im Bündnis für
Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit erklärt der gewerkschaftspolitische
Sprecher der PDS, Harald Werner:
Die Bundesregierung hat die Konsensgespräche mit Gewerkschaften und Arbeitgebern
beim Regierungsantritt zu einem Schlüsselinstrument ihrer Politik erklärt.
Drei Jahre nach dem Beginn dieser Gespräche lässt sich feststellen,
dass dieses Instrument beim Abbau der Massenarbeitslosigkeit vollständig
versagt hat. Erfolge konnte lediglich die Unternehmerseite verbuchen, in dem
sie angekündigten Reformvorhaben die Spitze nahm und die Anliegen der Gewerkschaften
aus der Tagesordnung verbannte. Die Ergebnisse sprechen für sich selbst:
- Die Massenarbeitslosigkeit wird nicht nur in Folge der schwachen Weltkonjunktur,
sondern auf Grund einer falschen Beschäftigungspolitik wieder den Stand
vor dem Regierungswechsel erreichen. Die vorrübergehend positive Beschäftigungsbilanz
ging überwiegend auf das Konto des demografischen Wandels und der Ausweitung
prekärer Beschäftigung.
- Die Absage an eine produktivitätsorientierte Lohnpolitik hat keine
neuen Arbeitsplätze geschaffen, aber eine überdurchschnittliche
Steigerung der Gewinn und Vermögenseinkommen unterstützt. Die Verteilungsverhältnisse
haben sich für die abhängig Beschäftigten weiter verschlechtert.
- Den Unternehmern wurden Zugeständnisse bei der Steuerreform gemacht,
die über die ursprünglichen Vorstellungen des Bundesfinanzministers
Lafontaine weit hinausgingen. Die Folge sind dramatische Steuerverluste und
einseitige Entlastungen bei den Gewinn- und Vermögenseinkommen. So sanken
die Lohnsteuereinnahmen um nur 2,2 Mrd. DM, während sich die Einnahmen
aus der Körperschaftssteuer, der Gewerbesteuer und der veranlagten Einkommenssteuer
um 51,2 Milliarden DM verringerten.
- Die Rentenreform befreite die Unternehmer aus der paritätischen Finanzierung,
belastet den Bundeshaushalt um einen zweistelligen Milliardenbetrag für
die private Vorsorge und kann trotzdem nicht verhindern, dass viele künftige
Rentner in die Altersarmut geraten werden. Die versprochene Senkung des Rentenbeitrages
ist nicht mehr zu verwirklichen.
- Der Überstundenabbau und die damit mögliche Umverteilung von Arbeit
ist am Widerstand der Unternehmer und der Wirtschaftshörigkeit der Bundesregierung
gescheitert.
- Die Probleme des Arbeitsmarktes in den neuen Ländern haben inzwischen
bedrohliche Ausmaße angenommen.
- Der Mangel an qualifizierten Ausbildungsplätzen konnte nicht behoben
werden.
Die negative Bilanz der Bündnisgespräche für die Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer ist so offensichtlich, dass es seine Legitimation verloren
hat. Jetzt wird es an der Durchsetzungsfähigkeit der Beschäftigten
und ihrer Gewerkschaften liegen, ob ein Ausweg aus der erkennbaren Krise durchgesetzt
werden kann. Notwendig ist nach unserer Auffassung:
- Eine Rückkehr zu produktivitätsorientierten Lohnabschlüssen,
die den Binnenmarkt beleben helfen.
- Eine Begrenzung der wöchentlichen Höchstarbeitszeit auf 40 Stunden,
um Überstunden in neue Arbeitsplätze zu verwandeln.
- Gesetzliche Maßnahmen zur Verhinderung von Lohndumping und die Einführung
eines gesetzlichen Mindestlohns, der dem Standard des Baugewerbes entspricht.
- Eine Anhebung der öffentlichen Investitionstätigkeit auf das Niveau
vergleichbarer EU-Länder, beziehungsweise der USA.
- Die Wiedereinführung der Vermögenssteuer, Anhebung des Erbschaftssteuersatzes
und Einführung einer Börsenumsatzsteuer.
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