Seit Jahren findet hier und weltweit ein Angriff der Unternehmer auf die Löhne, Arbeitsbedingungen und sozialen Absicherungen, die sich die Arbeiter und Arbeiterinnen erkämpft haben, statt.
Reallohnsenkungen, Massenentlassungen und der Abbau von Arbeitslosen- und Sozialhilfe sind Ausdruck hiervon.
Während Millionen junger Leute keine Arbeit finden und auf der Straße sitzen, müssen die Kollegen und Kolleginnen, die im Betrieb arbeiten, Überstunden machen und sind einer gesteigerten Arbeitshetze ausgesetzt.
Tariflich abgesicherte Arbeitsplätze werden zunehmend ausgelagert oder abgebaut.
Die dadurch "neu" entstandenen Arbeitsplätze zeichnen sich durch untertarifliche Entlohnung und fehlende Arbeitsschutzbestimmungen, die im Tarifvertrag noch vorgesehen waren (erweiterter Kündigungsschutz, Nacht- und Feiertagszuschläge usw...) aus.
Unter dem Stichwort Flexibilität sollen wir den Unternehmern Tag und Nacht, 7 Tage in der Woche zur Verfügung stehen.
Durch Standortsicherungs- und internationaler Wettbewerbdebatten spielen die Unternehmer die Belegschaften in den unterschiedlichen Länder gegeneinander aus.
So sollen Zugeständnisse bei Löhnen, beim Weihnachtsgeld, erweiterten Arbeitszeiten usw... erpreßt werden.
Da wir davon ausgehen, daß das Interesse des Kapitals nach Profitmaximierung im Gegensatz zu den Interessen der Arbeiter und Arbeiterinnen steht, ihre Bedürfnisse zu befriedigen und ein menschenwürdiges Leben zu führen, halten wir eine unabhängige gewerkschaftliche Organisierung für notwendig, um in diesem Kampf bestehen zu können.
Daß einzelne Kollegen und Kolleginnen, die sich beim Chef beschweren, nichts erreichen können und im schlimmsten Fall bei der nächsten anstehenden Entlassung rausfliegen, weil sie zu aufmüpfig waren, ist klar.
Das Abteilungen oder Belegschaften mit einem hohen gewerkschaftlichen Organisierungsgrad und einer gewissen Entschlossenheit den einen oder anderen Angriff der Unternehmer abwehren bzw. eigene Forderungen durchsetzen können, liegt schon eher auf der Hand.
Aber selbst dies genügt im Zeitalter des global agierenden Kapitals bei weitem nicht mehr !
Wir brauchen eine moderne, offene, starke und international organisierte Gewerkschaftsbewegung, die in der Lage ist, viele Arbeiter und Arbeiterinnen zu vereinigen, zu mobilisieren und Aktionen weltweit zu koordinieren.
Mit den modernen Kommunikationsmitteln wie E-mail, Internet und Handys ist dies heute technisch kein Problem mehr.
Viel schwieriger hingegen dürfte es sein, die Kollegen und Kolleginnen im Betrieb von der Notwendigkeit einer gewerkschaftlichen Organisierung dieser Art zu überzeugen und die ersten Schritte zu machen.
Die Gewerkschaftsbasisgruppe/München will dazu seinen Beitrag leisten.
Mitmachen können alle, die zwischen 15 und 65 Jahre alt sind und gegen Lohn arbeiten (müssen) oder erwerbslos sind.
Lohnarbeit in diesem Sinne sind alle Vollzeit-, Teilzeit- oder geringfügig Beschäftigte.
Ebenso alle Selbständigen, die zwar formal-rechtlich Unternehmer bzw. selbstständig sind, aber in Wirklichkeit von einem oder mehreren Großunternehmen abhängen und selber keine Lohnarbeiter oder -arbeiterinnen beschäftigen.
Die Gewerkschaftsbasisgruppe/München ist eine von Institutionen des Staates und des Kapitals, von politischen Parteien und Verbänden unabhängige Organisation, da alle Arbeiter und Arbeiterinnen egal welche Anschauungen oder Überzeugungen sie haben, egal welche Hautfarbe sie haben oder welcher Nation sie angehören, gegenüber dem Unternehmer im Betrieb objektiv dieselben Interessen haben.
Kollegen und Kolleginnen, die in einer der Gewerkschaften des DGB organisiert sind, sind ausdrücklich willkommen.
Allerdings ist es keine Voraussetzung, um Mitglied in der Gewerkschaftsbasisgruppe/München zu werden.
Die Gewerkschaftsbasisgruppe/München bezieht sich auf den DGB, weil wir der Meinung sind, daß nur eine möglichst einheitliche und starke Organisation der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen notwendig ist, und wollen ihn schlagkräftiger und aktiver in der Durchsetzung der Interessen der Werktätigen machen.
Wir unterstützen die Gewerkschaften des DGB überall da, wo sie sich für die Interessen der Kollegen und Kolleginnen und der Erwerbslosen einsetzen.
Gleichzeitig werden wir uns als organisierte Gewerkschaftsopposition innerhalb des DGB für mehr innerorganisatorische Demokratie, für eine bessere Kontrolle der Funktionäre und für mehr Mitsprache der Gewerkschaftsbasis kämpfen.
Die Gewerkschaftsführungen und -funktionäre dürfen nicht der verlängerte Arm der Unternehmensleitungen sein, wenn es darum geht flexiblere Arbeitszeitmodelle, "sozialverträgliche" Massenentlassungen, Kürzungen bei Zuschlägen (Weihnachts-, Urlaubsgeld) usw... durchzusetzen. Gewerkschaftspolitik darf nicht länger von internationalem Wettbewerb, Standortlogik oder einem nationalistischen Volkswohl geprägt sein, bei dem immer nur die Lohnabhängigen Opfer bringen !
Gewerkschaften sind klassenkämpferische Massenorganisationen der Arbeiter und Arbeiterinnen und haben sich bedingungslos für deren Interessen einzusetzen !
Da, wo der DGB dies nicht tut, falsche Parolen ausgibt, Kämpfe abwürgt oder faule Kompromisse eingeht, werden wir es uns nicht nehmen lassen, klare und deutliche Kritik zu üben und durch eigenständige Aktionen hervorzutreten, um die berechtigten Forderungen der Kollegen und Kolleginnen durchzusetzen.
Deshalb ist unsere Gruppe ausdrücklich auch für Arbeiter und Arbeiterinnen offen, die die Notwendigkeit einer gewerkschaftlichen Organisierung anerkennen, aber aus einer leider allzuoft berechtigten politischen Kritik am DGB nicht in eine der bestehenden Gewerkschaften eintreten wollen oder können.
Wir beabsichtigen mit unserer Initiative nicht die Spaltung der Gewerkschaftsbewegung in verschiedene politische Richtungsgewerkschaften wie z.B. in Frankreich, die der Staat bzw. die Unternehmer gegeneinander ausspielen können, sondern vertreten das Prinzip einer unabhängigen, starken, internationalistischen und kämpferischen Einheitsgewerkschaft aller Arbeiter und Arbeiterinnen.
Unsere Forderungen knüpfen unmittelbar an die Bedürfnisse und Interessen der Arbeiter und Arbeiterinnen im Betrieb bzw. der Erwerbslosen an:
Viele Kollegen und Kolleginnen werden diese Forderungen für gerechtfertigt halten, aber mit den Argumenten der Unternehmer kommen, dies sei illusionär, nicht finanzierbar, die Unternehmen seien dann nicht mehr konkurrenzfähig und müßten ins billigere Ausland abwandern.
Klar ist: die oben genannten Forderungen können nur auf Kosten der Kapitalisten finanziert und durchgesetzt werden.
Der Abwanderung von Kapital ins Ausland kann nur dadurch begegnet werden, indem wir gewerkschaftliche Massenstrukturen aufbauen, die international handlungsfähig (!) sind.
Das Gewerkschaftsbasisgruppe/München kann dabei nur ein Anfang sein.
Ebenfalls sind wir der Meinung, daß unsere Interessen nicht durch Verhandlungen am runden Tisch zwischen Unternehmern und Gewerkschaftsspitze gelöst werden oder dadurch, daß wir alle 4 Jahre bei den Wahlen das Kreuz bei der richtigen Partei machen.
Unser Schwerpunkt ist zunächst die Öffentlichkeitsarbeit: gezielte Flugblattaktionen, Kundgebungen, Demonstrationen, Pressearbeit, die Herausgabe einer eigenen Zeitung, Präsenz im Internet usw..., aber auch Schulungen und Seminare über politische und wirtschaftliche Themen, sowie gemeinsame Freizeitgestaltungen gehören zu unserer Arbeit.
Dort, wo Kollegen und Kolleginnen ihre Rechte nicht kennen und Nachteile erleiden, versuchen wir zu helfen, durch rechtliche Beratung, finanzielle Zuschüsse bei Anwalts- und Gerichtskosten usw... .
Längerfristig soll die Organisierung dazu dienen wieder effektive Kampfmaßnahmen wie Streiks, Betriebsbesetzungen und Blockaden durchführen zu können.
Dies sind letztendlich die einzig wirksamen Mittel, um die Konzerne unter Druck setzen zu können und unsere Interessen zu wahren.
Auch wenn die Tendenz heute dahin geht, daß die Kluft zwischen denen, die arbeiten und den Unternehmern immer größer wird, der Anteil der Löhne und Gehälter der Arbeiter und Arbeiterinnen geringer, die Gewinne dagegen immer größer werden, so gilt es letztendlich den Gegensatz zwischen Lohnarbeit und Kapital zu überwinden.
Eine Gesellschaftsform und Produktionsweise zu finden und zu erkämpfen, in der nicht wenige sich das privat aneignen, was viele mühsam erarbeitet haben.
Eine starke, kämpferische und internationale Gewerkschaftsbewegung ist ein notwendiger Schritt in diese Richtung.
Dazu bedarf es nicht nur der Einheit aller Kollegen und Kolleginnen weltweit, sondern auch der praktischen Solidarität mit anderen fortschrittlichen Bewegungen, z.B. mit den entlassenen Kollegen und Kolleginnen, den Schülern und Studierenden, die gegen den Bildungsabbau kämpfen, mit der demokratisch-antifaschistischen Jugend, die in ihren Stadtvierteln den Kampf gegen die Faschisten organisieren, mit den Frauen, die sich gegen ihre alltäglichen Benachteiligungen wehren usw... .
München, den 22. Oktober 1999
Kontakt:
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