Ausgehend von einem angenommenen Antrag zur gewerkschaftlichen Aufbereitung des kalten Krieges in West- und Ostdeutschland zum hbv-Gewerkschaftstag 1998, in dem gefordert wird:
„beispielhaft an der Person von Viktor Agartz aufzuzeigen, wie infolge des kalten Kriegs und der bewußten Teilungstendenzen Persönlichkeiten auch aus den Gewerkschaften verdrängt wurden, die sich diesem Trend" verweigerten
und in dem es weiter heisst:
„Es muß ermöglicht werden, daß auch das Wirken von Viktor Agartz in der heutigen Zeit wieder ausreichend gewürdigt wird und seine Person in den Gewerkschaften nicht länger als Persona non grata bzw. als nichtexistent verdrängt wird"
haben wir begonnen, auf unseren hbv-Internetseiten Rede- und Diskussionsbeiträge von Viktor Agartz zu dokumentieren.
Viktor Agartz hat eine eigenständige wirtschaftstheoretische Begründung für eine offensive gewerkschaftlicher Lohnpolitik entwickelt. Keineswegs einseitig marxistisch orientiert, griff er Elemente gewerkschaftlicher Positionen aus der Weimarer Republik auf und versuchte ein gewerkschaftsorientiertes Lehrgebäude unabhängig von den vorherrschenden Lehrmeinungen an den Universitäten in Ost und West aufzubauen, mit dem sich offensive Lohnpolitik wirtschaftstheoretisch und - mehr noch - für die Gewerkschaftsmitglieder in einsichtiger Weise begründen ließ. Was ihn auszeichnete: Sein theoretischer Ansatz sprach die Köpfe und die Herzen der KollegInnen zugleich an.
Hier wollen wir mit der Dokumentation einerseits verdeutlichen, dass es alternative Vorstellungen zur Entwicklung der Bundesrepublik gab.
Gleichzeitig muß natürlich auch dokumentiert werden, warum Viktor Agartz letztendlich dem kalten Krieg geopfert wurde – dies bedeutet eine kritische Aufarbeitung der eigenen Geschichte.
Dies soll ein Teil der Publikation sein, ein weiterer Teil sollen Beiträge von anderen zur Rolle von Viktor Agartz und seiner gewerkschaftspolitischen Vorstellungen sein.
Nicht zuletzt wollen wir (soweit möglich) unsern Beitrag dazu leisten, zu einer kritischen Neubewertung des eigenen ökonomischen Wissenschaftsverständnisses des DGB und seiner Gewerkschaften zu kommen, dies auch und gerade vor dem Hintergrund der Gründung von ver.di, die von uns positiv begleitet wird.
Angesichts der grauenhaften Vorgänge um das Sparpaket u.ä. in der jetzigen Bundesregierung besteht dringender Handlungsbedarf.
Wir laden alle Interessierten ein, sich an der Gestaltung der Seiten durch eigene Beiträge zu beteiligen.
Jan de Vries
hbv –Sekretär in der Landesleitung Niedersachsen/Bremen