Home > Diskussion > Aus-Um-Weiter-BILDUNG > Ausbildung > paulus | |
Updated: 18.12.2012 15:51 |
Leserbrief zur Berichterstattung über die neue PISA-Studie Soll ich froh sein, dass ich als pensionierter,
ehemaliger Gesamtschullehrer mit diesem ganzen Vergleichs-; Zustands-
und sonstigem Selektions-Unsinn nichts mehr zu tun habe, der nun die pädagogischen
Arbeitszeitressourcen an bundesdeutschen Schulen weitgehend bindet? Niemand kann uns weiß machen, die Verantwortlichen hätten das Wissen um diesen inhumanen Zustand nicht. Sie tun wissentlich das Gegenteil von dem, was notwendig ist: nämlich sie verschärfen Kontrolle, Selektion und insbesondere verschlechtern sie die Arbeits- und Bildungsbedingungen der direkt Betroffenen drastisch, statt auf breitester Ebene Förderprogramme zu entwickeln. Im Sinne der Förderung aller SchülerInnen war einstmals die Gesamtschulbewegung angetreten, schnell aber wieder nach Jahren der Euphorie heim ins Reich der " Selektion" zurückrestauriert wurde. Sie wissen es und faseln von Eliteförderung und verschleudern selbst im grünen und rosaroten Bereich Unmengen von Qualifikationsressourcen, um die Menschen von vorne bis hinten zu belügen - mit einem moderaten Herrn Köhler an der Spitze. So wie sie von Menschenrechtsinterventionen faseln, wenn sie Eroberungskrieg und Besatzung meinen, so schwadronieren sie von mehr Bildungsgerechtigkeit, wenn sie Bildungsabbau meinen. Vielleicht ist es eben tatsächlich so, dass sie die 70 Prozent im neoliberalen Zeitalter angesichts wegbrechender Arbeitsplatzressourcen, angesichts paradiesisch anmutender Automatisierung in den industriellen Zentren überhaupt nicht benötigen, ihnen selbst die 35 Prozent weitaus zu viel sind. Vielleicht wollen sie die 25 Prozent gar nicht höher qualifizieren, suchen nur nach Möglichkeiten, wie sie ihnen beibringen können, dass es ihnen auch so prima geht; also bunte Werbung in die Haupt- und Sonderschulen, Cola umsonst, Video und Computer mit breiter Spielpalette auf dem höchsten Bildauflösungs-Niveau von Daimler und VW gesponsert, warum nicht auch leichte Drogen zu pädagogisch eingebundenen Bedingungen....Neben den beliebten Benefiz-Gala's im Fernsehen für die Hungernden in der Welt, nun die Spendenaktionen für die armen Zurückgebliebenen in unseren Kindergärten und Schulen. Herr Müller-Westernhagen hat bereits angekündigt, einmal im Jahr auf sein Millionenhonorar zu verzichten, um es den frustrierten lesenunkundigen SchülerInnen zukommen zu lassen. Weitere Popstars kündigen an, seinem Beispiel zu folgen. Michael Schumacher überlegt, wie er auf deutschen Schulhöfen, Go-Kart-Parcours sponsern kann. Herr Breczinski nannte das vor Jahren "Tititainment". Welch eine Perspektive für unsere Schulen, ja wenn die Nachwachsenden sich weiterhin derart verdummen lassen und nicht endlich aufstehen für ihre eigene Zukunft. Udo Paulus, Hildesheim |