letzte Änderung am 9. Mai 2003

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Hi,
es gibt Neues von mir und dem Arbeitsamt.

Da hab ich doch glatt ne Einladung vom Arbeitsamt Bad Hersfeld / Nordhessen zu ner sechsmonatigen Trainingsmaßnahme bekommen, das Ganze soll ab Montag in Bebra / Nordhessen stattfinden.

Auffällig war zunächst mal der Brief. Der "Bildungsträger" firmiert als GmbH. Laut Auskunft der hiesigen Industrie- und Handelskammer, der der Brief nun vorliegt, fehlen darauf für GmbHs gesetzlich vorgeschriebene Angaben:

Rein rechtlich gesehen also ein unzulässiges Schreiben, dem ich keine Folge leisten müßte.

Auf dem Briefumschlag ist ein Stempel mit Telefonnummer. Ich rief dort an, und fragte nach, was mir dort geboten wird. Wie Ihr ja wisst, bin ich im EDV-Bereich langjährig erfahren, kann gut Deutsch, spreche zwei Fremdsprachen, kann mich (denn Ihr könnt mich ja nicht sehen) als ordentlich und gepflegt aussehenden und auftretenden Mensch bezeichnen, der Umgangsformen hat und auch weiß, wie man sich bewirbt.

Die Dame beim "Bildungsträger" gibt mir die Auskunft, daß ich dort in den 6 Monaten den Umgang mit EDV lernen solle, ferner man Bewerbungstraining mit mir machen werde, und ich Entspannungstraining bekommen würde...

Ich werde sauer. 16 Jahre EDV-Erfahrung, sitze täglich Stunden vor dem eigenen PC und bilde mich privat autodidaktisch fort, weil man beim Arbeitsamt keine tauglichen EDV-Bildungsmaßnahmen bekommt, und eine mir unbekannte Sachbearbeiterin des Arbeitsamtes will mich nun 6 Monate lang EDV lernen lassen bei einem mehr als nur fragwürdigen "Bildungsträger"? Ist die gute Frau noch ganz frisch?

Ich bin recht belesen und gebildet, habe gute Umgangsformen, spreche zwei Fremdsprachen und lege regelmäßig formvollendete Bewerbungen hin - da ich aber über 40 und behindert ist, will mich kein Arbeitgeber haben.

Trotzdem soll ein gebildeter Mensch wie ich nun in einer dubiosen Trainingsmaßnahme angeblich auch noch lernen, wie man sich bewirbt.

Herr, wirf Hirn vom Himmel, und ziele aufs Arbeitsamt Bad Hersfeld - vielleicht bringt das ja mal was...

Naja, ich habe der Dame beim Bildungsträger wenn auch ungehalten, so doch aber mal eben erzählt, wer und was ich bin, und als ich sie deshalb fragte, was das alles soll, konnte sie mir das nicht erklären, stotterte etwas von einem "Profil vom Arbeitsamt", das sie über mich von einer Sachbearbeiterin des Arbeitsamtes Bahd Hersfeld habe, und fing dann an, vom "Entspannungstraining" zu schwärmen. Es fehlte nicht viel, und mir wäre der Kragen meines T-Shirts geplatzt, und ich fragte sie, welche medizinisch-psychologische Ausbildung sie habe, wenn sie "Entspannungstraining" anböte, das ja schließlich nur von Fachleuten durchgeführt werden darf, und welche Qualifikation überhaupt die anderen "Lehrer" in dem "Bildungsinstitut" denn hätten, ob sie mal den Lehrplan faxen könne, und außerdem das Profil vom Arbeitsamt über mich.

Da wurde die Dame garstig, stotterte fürchterlich und legte auf.

Da verschickt also eine Sachbearbeiterin des Arbeitsamtes Bad Hersfeld, die aber nur Vormittags arbeitet (!) und die ich noch nie gesehen habe (!), ein Profil über mich an einen dubiosen Bildungsträger, obwohl sie mich gar nicht kennt (!) und offenbar nichts über mich weiß, denn ansonsten hätte sie die Überflüssigkeit einer solchen Maßnahmen-Teilnahme sofort erkannt.

Ich habe dann ein wenig herumgeschnüffelt, telefoniert, gehört, und erfuhr, daß dieser Bildungsträger einen ganz, ganz eigenartigen Eindruck hinterlassen haben soll, denn er soll hier schon an verschiedenen Standorten ansäßig gewesen sein und Bildungsmaßnahmen angeboten haben, aber das lief wohl angeblich jedesmal nicht so richtig, so daß er jeweils wieder zugemacht haben und verschwunden sein soll - angeblich ohne die Miete für die Räumlichkeiten zu bezahlen....

Also zusammengefasst:

Das Arbeitsamt beauftragt einen "Bildungsträger", ganz offensichtlich wurde dieser nicht überprüft, denn mit einer Firma, die nicht vorschriftsmäßig firmiert und zudem im Verdacht steht, an mehreren Orten Mietschulden hinterlassen zu haben, sollte kein Arbeitsamt zusammenarbeiten.

Mal so am Rande: es gibt für alle Arbeitsämter einen "Anforderungskatalog an Bildungsträger und Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung" (gibts beim Bundesministerium für Arbeit), nach dem die Arbeitsämter laut Auskunft des

Ministeriums jeden Bildungsträger und jedes Bildungsangebot haarklein prüfen müssen - die Vorschrift gibts seit über 20 Jahren. (Wer das Dingen haben will, kann es als PDF-File von mir bekommen.)

Es werden dann von Sachbearbeitern, die die betroffenen Arbeitslosen teilweise gar nicht kennen und nichts über sie wissen, an diese Arbeitslosen für solche offentsichtlich ungeprüften Maßnahmen bei fragwürdigen "Bildungsträgern"

"Einladungen" zugeschickt , aber eben auch an solche Arbeitslosen, die die in der angeblichen Maßnahme angeblich vermittelten Kenntnisse längst beherrschen, abgesehen davon scheint im vorliegenden Fall der "Bildungsträger" keine ausgebildeten und fachlich qualifizierten Lehrer zu haben, was, wie in der Presse und auch im Bericht des Bundesrechnungshofes vom Oktober 2002 bzgl. Bildungsmaßnahmen der Arbeitsämter zu lesen ist, allgemein "üblich" bei "Bildungsträgern" sein soll.

Florian Gerster, Chef aller Arbeitsämter, verordnet derzeit einen strikten Sparkurs für alle Arbeitsämter - trotzdem werden weiterhin Leute in Maßnahmen geschickt, die vom Bildungswert her gesehen noch nicht mal die Tinte für den vermeintlichen Lehrplan wert sind.

Was sind doch diese Arbeitsämter für grandiose Sauställe und staatlich sanktionierte Geldvernichtungsmaschinen.

Ich werde nun über einen Anwalt eine Prüfung der ganzen Sache einleiten lassen und außerdem Strafanzeige wegen des Verdachtes der Untreue gegen die Verantwortlichen im Arbeitsamt Bad Hersfeld erstatten lassen, denn ich habe mich lange genug mit denen und ihrer Inkompetenz herumgeärgert.

Mit sozialistischen Grüssen
Thomas Kallay

über
Sozialverein
ARCA Soziales Netzwerk e.V.
37269 Eschwege
Fax: 01212/511439710
eMail: arca.sozial-esw@web.de

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