letzte Änderung am 24. April 2003

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Neues von meiner "Nicht-Fortbildung" - oder:

Wie eine Gewerkschaft einem Mitglied den Sozialrechtschutz verwehrt

Hallo, beisammen, ich hatte beim letzten Male ja den den Mund mächtig vollgenommen und berichtet, ich sei wegen dem Mist beim Arbeitsamt bzgl. meiner Fortbildungsmaßnahme zum staatl. Geprüften Sozialberater zur Rechtschutzstelle bei der Gewerkschaft (DGB-Rechtschutz-GmbH...) getapert, und die hätten schon Widerspruch eingereicht, und ich würde die Dusselköpp vom Arbeitsamt dann vor Gericht wiedersehen.

Tja, dat is nu nich so einfach, nä! Denn: Feind liest mit, d.h. ein paar Jungs und Mädels ausser Arbeitsverwaltung schaun tatsächlich hier bei Labournet rein, um zu sehen, wat der kleine Tommes so schreibt :-)

Denn der Rechtsekretär von der DGB-Rechtschutz GmbH hat sich meine Story ne halbe Stunde lang recht widerwillig angehört und mich mehrfach gebeten, doch etwas hinzumachen, denn draussen säße schon jemand. Außerdem, so hat er mir danach schriftlich mitgeteilt, solle man doch mit den Kollegen (...!) beim Arbeitsamt nicht zu hart umgehen...

Wie war das doch gleich mit dem Schelm und dem Argen, was man denken oder nicht denken könne???

Tja, dann hat Mr. Rechtsecretary formlosen und nicht näher begründeten Widerspruch eingereicht, hat mir davon ne Kopie zugeschickt, hat dann mit meinem Ex-Sachbearbeiter (= Cheffe von hiesige Arbeitsamte, ich hab jetzt nen neuen...) mehrfach telefoniert, hat mir davon keinerlei Kenntnis gegeben, hat dann meine Arbeitsamtsakte angefordert, hat sie sich angeschaut (ohne mich hinzuzuziehen) und hat dann, obwohl er ja, wie gesagt, meinen Fall kaum kennt, entschieden, dass seiner Meinung nach keine Chancen auf Erfolg vor Gericht bestunden, das Arbeitsamt in allem Recht habe und ich doch bittschön den Widerspruch zurücknehmen lassen solle.

Also nochmal zum Mitschreiben:

Ein Gewerkschaftsrechtsekretär...

Darf sowas denn sein?

Ich habe daraufhin schriftlich auf gewisse Irrtümer in seiner Ansicht hingewiesen, habe die notwendigen Rechtsquellen zitiert, Sachverhalte mitgelteilt und einiges mehr - eine Antwort bekam ich nicht mehr.

Naja, Mensch wie ich doch bin, habe ich erstmal noch auf Antwort vom Rechtsecretary gewartet, und als nach zwei Wochen nix kam, dann bei der Rechtschutzstelle von ver.di beim Bezirk angerufen und mich beschwert und darum gebeten, mir aufgrund der offensichtlichen Interessenkollision des Rechtsekretärs einen richtigen Sozialrechts-

Anwalt zu bezahlen, damit die Sache voran geht.

Groß waren meine Ohren dann, als ich von einer sehr unfreundlichen und regelrecht arroganten Kollegin Hauptamtlichen vernehmen musste, dass wenn der Rechtsekretär der Meinung sei, der er sei, dann sei das so, und ich hätte das so hinzunehmen (frei nach dem Motto "dat war de erste Rejel, un wenn se nit jilt, dann jilt eben Rejel zwo, wellsche sacht, dat Rejel eins jilt...). Und nen Anwalt gäbe es nicht. Punkt.

Gut, okay, ich habe mich dann umgehört, und habe schließlich eine förmliche Beschwerde an den Chef des Bezirks geschrieben, der mich dann auch anrief, und nix besseres zu tun hatte, als sauer zu reagieren, weil ich dem Kollegen Mr. Rechtsecretary Interessenkollision vorwerfe und dies entsprechend begründe.

Er wolle sich um die Sache kümmern - aber das ist nun zwei Wochen her. Passiert ist nichts.

Okay. So ist das also offenbar hier beim Bezirk Nordhessen von ver.di.

Ich bin schon ne Weile in der Gewerkschaft, war vor ver.di-Zeiten im Ortsverein der IG Medien Beisitzer, stand zweimal als Wahlvorstand für Betriebsratswahlen zur Verfügung, war Betriebsrat, half anderen KollegInnen, und habe insgesamt für mein soziales Engagement zwei fristlose Kündigungen und den Verlust zweier Arbeitsplätze gegen Entschädigung bekommen und konnte danach arbeitsstellenbezogen nie mehr richtig Fuß fassen - denn welcher Arbeitgeber will schon einen überzeugten Gewerkschafter als Mitarbeiter??? :-)

Seit nunmehr knapp fünf Jahren engagiere ich mich ehrenamtlich und nahezu täglich in der Erwerbslosensozialarbeit und finanziere vieles davon aus eigener Tasche, obwohl ich nur Arbeitslosenhilfe bekomme und mir und meiner Familie daher manches für das Ehrenamt abknapsen muss.

Offenbar wäre es aber besser, ich würde das lassen, würde mein Maul halten, mich nicht gegen Unrecht und für andere Menschen engagieren, und ein braver erwerbsloser Gewerkschaftsoldat sein, der seiner Gewerkschaft möglichst keine Arbeit macht und vor allem keine Kritik an KollegInnen übt, die die eigenen Kollegen verraten - die Leuts beim Arbeitsamt werden jetzt bestimmt Beifall klatschen und rufen "Hoffentlich tut er das bald!"

Wie hoch ist die Kacke eigentlich am Dampfen, dass man sich schon nicht mehr auf die Gewerkschaft verlassen kann, in der man Mitglied ist?

Ist das der Weg, auf dem ver.di versucht, Mitglieder zu werben und zu halten? Oder ist das ein neues Programm, mit dem ver.di versucht, nur besser zahlende Arbeitnehmer als Mitglieder zu bekommen und erwerbslose KollegInnen loszuwerden, weil sie einen geringeren Beitrag zahlen und zudem mehr Arbeit machen? Wenn ich mir z.B. die bisherige und eindeutig völlig haltlose Erwerbslosenarbeit der Gewerkschaften überhaupt anschaue, dann kommt eben so ein Verdacht sehr schnell auf - und ich bin nicht der einzige, der ihn äußert.

ver.di hat vor ein paar Tagen einen Rundschrieb rausgelassen, in dem es um die seit Monaten andauernde Hetze gegen die Gewerkschaften geht, die von den Unternehmern und Reichen, den Schwarzen, Gelben und sogar manchem SPD-ler sowie der schwarzen Bonzen-Presse schamlos betrieben wird.

Frage an Kollege Frank Bsirske: wenn dem so ist, ist es dann gut, Erwerbslose als Mitglieder zu vergraulen, weil sich, wie in meinem Fall, die Gewerkschaft nicht mal mehr traut, gegen KollegInnen (und ver.di-Mitglieder...!) bei der Arbeitsverwaltung vorzugehen, obwohl bekannt ist, dass die Arbeitsämtler gerade z.B. im Bereich der Fortbildungmaßnahmen viel Unrecht begingen und bis heute begehen???

Mit solchen Aktionen gegen rechtschutzsuchende Mitglieder tut ver.di, tun aber auch alle anderen Gewerkschaften, die so vorgehen, ihren Feinden, den Reichen und Bossen, sowie einem gewissen Gerhard S. aus H., derzeit tätig als BK in B., nur die allergrößten Gefallen.

Deutschland, wenn ick an Dir denke inne Nacht, bin ick ummen Schlaf jebracht...

Mit solidarischen und sozialistischen Grüssen,
Thomas Kallay
über
ARCA Soziales Netzwerk e.V.
37269 Eschwege
Fax: 01212/511439710
eMail: arca.sozial-esw@web.de

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