letzte Änderung am 21. Juni 2002

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Pressemitteilung 04. Juni 2002

Landesschülerinnenvertretung Hessen und Gewerkschaften

Für eine bessere Ausbildung

Unterschriften zum Berufsbildungsgesetz und Lehrstellengesetz dem Bundestag übergeben

 

Vorgeblich um mehr Lehrstellen zu schaffen, hatte die Kohl-Regierung 1997 per Gesetz dafür gesorgt, dass Auszubildende ab dem 18. Lebensjahr nach dem Berufsschulunterricht zum Arbeiten in den Betrieb müssen. Erhofft hatte man sich davon, dass es für Unternehmen attraktiver würde, junge Menschen auszubilden, da diese dem Unternehmen durch die Neuregelung länger zur Verfügung stehen und somit auch mehr Arbeit übernehmen können.

Macht der Meister Feierabend, beginnt für den Lehrling die Ausbildung

Was schon damals bezweifelt werden konnte, hat sich mittlerweile bestätigt: Diese Gesetzesänderung hat keine Steigerung des Lehrstellenangebots nach sich ziehen können. Lediglich die Qualität der Ausbildung hat sich durch diese Regelung verschlechtert.", so Andreas Kowarschik (stellvertretender Landesschulsprecher Hessen). Hatten zuvor alle Azubis, unabhängig von ihrem Alter, die Möglichkeit den Berufsschultag zum Lernen zu nutzen, müssen die Über-Achtzehnjährigen jetzt an jedem Wochentag ihre Arbeitsstunden ableisten.

Wer schon einmal über einen längeren Zeitraum jeden Tag acht oder mehr Stunden gearbeitet hat, kann vielleicht nachvollziehen, dass die Motivation nach Feierabend auch noch für die Berufsschule zu lernen, sehr gering ist. Wer opfert schon gerne seine Freizeit für Dinge, die alleinig integraler Bestandteil der Ausbildung sind und deshalb auch innerhalb gewöhnlicher Arbeitszeiten erledigt werden sollten? Während die Kollegen ihren Feierabend genießen dürfen, wartet auf den Auszubildenden noch eine Menge Arbeit. Unter diesen Bedingungen kommt die Ausbildung zu kurz und Azubis sind nicht mehr als billige Arbeitskräfte.

Eine Neuregelung für den Berufsschulunterricht ist längst überfällig.

Deshalb hat die LandesschülerInnenvertretung Hessen eine Unterschriftensammlung zum Berufsbildungsgesetz gestartet.", sagt Manuel Schneider von der Landes-SV. Die weit über 3.000 Unterschriften wurden am 3.6.2002 dem Petitionsausschuss des deutschen Bundestages übergeben. Dieser wird darüber beraten, ob sich der Bundestag mit der Forderung nach einer besseren Ausbildung befassen muss.

Mehr Ausbildungsplätze durch eine Umlagefinanzierung

Helmut Weick (GEW) erklärt, dass die SPD noch vor ihrer Wahl zur Regierungspartei die Neuregelung der Berufsschulzeit im Berufsbildungsgesetz versprochen habe. Doch ebenso wie bei der Einführung einer gesetzlichen Umlagefinanzierung der Ausbildung habe sie das Versprechen nicht gehalten. Durch die Umlagefinanzierung werden alle Betriebe an der Ausbildung beteiligt. Betriebe, die nicht oder zu wenig ausbilden zahlen in einen Fond, aus dem Betriebe, die mehr Ausbildungsplätze schaffen, unterstützt werden. Eine Petition für ein Ausbildungsplatzgesetz mit über 60.000 Unterschriften wurde bereits 1996 eingereicht, jedoch durch die Kohl-Regierung abgelehnt. Während der Staat nun Lehrstellen in Milliardenhöhe, wie zum Beispiel durch das JUMP-Programm, finanziert, ziehen sich die Betriebe immer weiter aus der Ausbildung zurück. Entgegen der Behauptung der Bundesregierung ist die Zahl der angebotenen Lehrstellen rückläufig. Obwohl es mehr Schulabgänger gibt, sank die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze im letzten Jahr um 8500. Seit 1999 verringerte sich die Zahl der abgeschlossenen Lehrverträge um 17.163.

Um die im Grundgesetz vorgesehene freie Wahl der Ausbildungsstätte" sicherzustellen, muss endlich eine gesetzliche Regelung geschaffen werden, stellte Matthias Körner von der DGB-Jugend Hessen fest. Mit diesem Ziel wurde erneut eine Petition zur Einführung der gesetzlichen Umlagefinanzierung in den Bundestag eingebracht. Die LandesschülerInnenvertretung Hessen, der DGB Hessen, die GEW, die IG-Metall, Bezirk Frankfurt und das Lehrstellenbündnis wollen damit das Recht auf Ausbildung verwirklichen.

LSV Hessen
Postfach 100 648
35336 Gießen

Ansprechpartner:

Helmut Weick
Tel.:0171-1057012
E-Mail: h_weick@hrzpub.tu-darmstadt.de

Andreas Kowarschik
Tel.: 0177-4242333
E-Mail: gypsy@gypsy.de

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