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DGB-Vorsitzender: "Die 48-Stunden-Woche darf kein Tabu sein.

Kollege Schulte: Es reicht !

 

Eigentlich haben wir es immer gewußt. Die Forderung nach der 35-Std. Woche ist "dumm und töricht" ( Helmut Kohl in den 80er Jahren). Und die Erde ist eine Scheibe. Schön daß der Kollege Schulte nun auch zu dieser Einsicht gelangt ist.

Der Zeitung "Die Welt" sagte Schulte: "Wir müssen uns daran gewöhnen, daß es künftig die 35- oder 36-Stundenwoche immer weniger geben wird. Es muß möglich sein, daß die Beschäftigten auch mal für einen begrenzten Zeitraum 48 Stunden in der Woche arbeiten, um anschließend nur 25 Stunden zu arbeiten." Vorstellbar sei aber auch, so der Gewerkschaftschef weiter, "daß jemand sechs Monate lang 42 Stunden arbeitet, um dann zwei Monate frei zu machen."

Weiter: "Viele Tarifverträge erlauben übrigens heute schon, die Arbeitszeit flexibel zu gestalten – diese Möglichkeiten werden von den Arbeitgebern bisher nur zu wenig genutzt."

Auch die Bundesanstalt für Arbeit plädiert für mehr Arbeitszeitflexibilisierung. In einer Studie fordert sie die Unternehmen auf, Arbeitszeitkonten stärker zu nutzen. Dies sei "beschäftigungsfördernd".

Na Klasse! Wir sollen also (wenn viel zu tun ist) Überstunden machen was das Zeug hält und wenn die Auftragslage mal nachläßt, dann dürfen wir Zuhause bleiben. Wenn dem Kollegen Schulte nicht die gewerkschaftliche Grundbildung abhanden gekommen wäre (vielleicht im "Bündnis für Arbeit"?), dann hätte er gewußt, daß flexible Arbeitszeiten nicht nur keine Arbeitsplätze schaffen, sondern – im Gegenteil – vernichten. Auch haben "Flexible Arbeitszeiten" nur in den seltensten Fällen etwas mit persönlicher Zeitsouveränität zu tun.

War es früher so, daß ein Unternehmen, wenn er für die laufende Produktion 100 Kollegen benötigte, zusätzlich 10-20 Kollegen beschäftigen mußte (wegen Urlaub, Krankheit, usw.), so werden diese " Personalreserven" heute zunehmend oder gleich ganz durch Arbeitszeitkonten und andere Flexi-Regelungen (z.B. Leiharbeit oder Befristungen) ersetzt. Die Folge: Personalabbau, Entlassungen und eine Leistungsverdichtung für die verbliebenen Kollegen.

Oft wurden flexible Arbeitszeiten den Belegschaften und deren Betriebsräten mit den üblichen Methoden der Standorterpressung aufgezwungen. Nicht selten waren damit die ÜS-Zuschläge futsch, manchmal auch das arbeitsfreie Wochenende und die Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte wurden defakto außer Kraft gesetzt. Aber es gab auch Betriebsräte, die mit sozialpartnerschaftlicher Blindheit gesegnet, solche Flexi-Vereinbarungen gerne unterschrieben und sie als "Standortsicherung" den Kollegenverkauften. Daß dabei der Tarifvertrag unterlaufen wurde, störte (wenn überhaupt ) meist nur am Rande.

Tarifbruch wird nicht dadurch besser, daß er im Nachhinein legalisiert wird.

Und was tut Kollege Schulte? Er schwadroniert gegenüber der Presse über weitere Flexibilisierungen und die 48-Stunden-Woche und stellt damit eindrucksvoll unter Beweis, wie ernst es dem DGB und seinem Vorsitzenden mit dem Abbau von Überstunden ist. Aber vielleicht nennen wir Überstunden zukünftig einfach Flexi-Stunden, dann stimmt die Statistik wieder.

Lebens- und Arbeitsbedingungen sind Ergebnisse gewerkschaftlicher und politischer Kämpfe. Aber kämpfen wollen führende Gewerkschafter immer weniger und Kollege Schulte gleich gar nicht.

"Modernisieren" ist angesagt. Getreu der Logik "Geht´s meinem Chef gut – geht´s mir auch gut". Die explodierenden Unternehmensgewinne der 90er Jahre und dem gegenüber die stagnierenden bzw. sinkenden Löhne, der Sozialabbau und die Arbeitslosigkeit beweisen genau das Gegenteil.

Gegenwehr gegen immer dreistere Unternehmer und eine Schröderregierung, die schon lange nicht mehr die Interesse der arbeitenden ( und Erwerbslosen ) Bevölkerung vertritt, wäre notwendig. Aber was macht Kollege Schulte? Er quatscht den Unternehmern nach dem Mund und betreibt damit Stück für Stück die Preisgabe der Gewerkschaften.

Also Kollege Schulte, unsere Forderung ist ganz einfach: Nimm Deine Äußerung öffentlich zurück; oder nimm Deinen Hut!

André Kaufmann (IGM-VM+Delegierter, BRV Bunge KG)
Wahib Yousef (IGM-VM, BR)
Frank Thomassek (IGM-VM, BR)
Walter Lippmann (IGM-VM, BR)
Björn Fitzek (IGM-VM, BR)
Jens Becker (IGM-VM+Delegierter, BR)
Peter Golda (IGM-VM, BR)
Stefan Kropp (IGM-VM, JAV-Vors.)


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