letzte Änderung am 29. Jan 2003

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Tarifverhandlungen (PSA) Leiharbeit

OFFENER BRIEF
an Verhandlungsführer des DGB-Bundesvorstandes bei den Tarifverhandlungen für Zeitarbeit (PSA) Herrn Reinhard Dombre
reinhard.dombre@bundesvorstand.dgb.de
Fax: 030-24060-136

Sehr geehrter Kollege Dombre,

Trotz der Beschwerde des ver.di Bezirkserwerbslosenausschusses München vom 7.1.03, an den Bundesvorstand und an den Gewerkschaftsrat, dass die anstehende Tarifverhandlungen grundlegende Interessen der Personengruppe Erwerbslose betreffen, wurde weder der Bundeserwerbslosenausschuß informiert noch eine Tarifkommisson der Betroffenen gebildet. Diese Verhandlung sind ein Verstoß gegen die Satzung von ver.di, da es um spezifische Interessen der Erwerbslosen geht.

Wer so gegen die Interessen der betroffenen Gewerkschaftsmitglieder verstößt, ist nicht legitimiert für die Betroffenen Tarifverhandlungen in einem prekären Arbeitsmarktbereich, wie die Leiharbeit es ist, zu führen.

Der ver.di Bezirk Südholstein hat in seiner letzten Bezirkskonferenz den Antrag gestellt "Die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und deren Vorstände werden aufgefordert unverzüglich Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite (BZA usw.) über Tarifverträge aufzunehmen und auf eine Allgemeinverbindlichkeit für Zeitarbeit hinzuwirken, die Erwerbslosenausschüsse sind an der Tarifkommission zu beteiligen."

Ich fordere Dich und die anderen Gewerkschaftfunktionäre der Einzelgewerkschaften die die Verhandlungen führen, auf, entsprechende Schritte zur Bildung einer Tarifkommission einzuleiten.

Darüber hinaus fordern wir Tarifverträge auf der Basis "gleicher Lohn für gleiche Arbeit", eine entsprechende Weihnachts- und Urlaubsgeldregelung und einen Mindestlohn der nicht unter dem Niveau vergleichbarer Tarifverträge für festangestellte Mitarbeiter der entsprechenden Branche liegt. Ferner fordern wir für die bei der PSA Beschäftigten eine Laufzeit von mindestens einem Jahr, damit ein erneuter Anspruch auf Arbeitslosengeld erworben werden kann.

Um die noch vorhandene Arbeit gleichmässig zu verteilen, sind ebenso Verhandlungen über eine 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich zu führen. Hierzu ist die Solidarität aller Gewerkschaftsmitglieder gefragt und die der Gewerkschaftsfunktionäre im besonderen.

Arbeitnehmer zweiter Klasse darf es nicht geben, diese Tenzenz bei den Gewerkschaften unterstützt nur die neoliberale Politik der jetzigen Bundesregierung und führt zu einer Entsolidarisierung aller Arbeitnehmer - Sie ist deshalb ablehnen.

Was wir brauchen ist eine NEUE SOLIDARITÄT in Gesellschaft und die bei den Gewerkschaften beginnen muss.

Ich fordere hier den DGB und seine Einzelgewerkschaften auf, die Interessen der Arbeitnehmer, einschließlich der Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger besser zu vertreten. Die Gewerkschaften sollten wissen, wenn sie sich - wie in Duisburg - an einer Personal Service Agentur (Start-Zeitarbeit) beteiligen, eine Interessenkollision entsteht.

Ich fordere deshalb, den bedingungslosen Rückzug aus allen PersonalServiceAgenturen, da durch Leiharbeit kein einziger Arbeitplatz neu entsteht, wie auch die neuesten Zahlen des Bundeswirtschaftministeriums von jetzt nur noch 50.000 angestrebten Arbeitsplätzen in den PSA beweisen. Vor der Wahl sollten hier noch einige 100.000 Arbeitsplätze entstehen.

Im übrigen sollten die Gewerkschaften wieder beginnen, endlich auch die Interessen aller Erwerbslosen und Sozialhilfeempfänger zu vertreten, damit sie nicht eines Tages - mangels Basis - den Konkurs anmelden müssen. Jeder der heute noch Arbeit hat, kann schon morgen arbeitslos und Sozialhilfeempfänger sein; und wird bei der jetzigen gewerkschaftlichen Arbeitsmarktpolitik, den Gewerkschaften den Rücken kehren - MIT RECHT !

Aus Prostest und da ich keine Möglichenkeiten mehr sehe in derver.di-Südholstein Erwerbslosenarbeit zu machen trete ich von meinem Amt als stellv.Vorsitzender des ver.di Bezirkserwerbslosenausschusses Südholstein zurück.

Jürgen Habich

Mitglied der Erwerbsloseninitiative Neumünster
Mitglied des bundesweiten Runden Tisches der Arbeitslosen- und Sozialhilfeinitiaven
Mitglied der AG "Arbeit in Würde ist möglich" bei attac

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