Zwei Protestbriefe bzgl. der Tarifverhandlungen aus Daimler Chrysler Stuttgart-Untertürkheim

Hallo Herr Dombre,

ich unterstütze die Resolution der IGM VKL DaimlerChrysler Werk Untertürkheim. Ich spreche mich gegen Tarifverträge für Leiharbeitsfirmen aus. Dies bedeutet, dass die Lohnspirale nach unten gedreht wird.

Stammbelegschaften werden abgebaut und gegen Leiharbeitskräfte ausgetauscht werden. Leiharbeit / prekäre Arbeitsverhältnisse sind nicht im Interessen der Gewerkschaften.

Grüße Christa Hourani
IGM Betriebsrätin DaimlerChrysler Zentrale
Stuttgart

Lieber Kollege Dombre,

Du bist uns als Verhandlungsführer für die morgen stattfindenden Tarifverhandlungen benannt worden.

Wir haben uns im IG Metall-Vertrauenskörper bei DaimlerChrysler Werk Stuttgart-Untertürkheim schon im Vorfeld der gesetzlichen Neuregelungen im Zusammenhang mit dem Thema "Leiharbeit" eindeutig gegen die Veränderungen ausgesprochen. (siehe Resolution vom 06. 12. 2002 in Anlage)

Es handelt sich aus unserer Sicht dabei nämlich ausschließlich um Verschlechterungen, die keineswegs geeignet sind, zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen, sondern die im Gegenteil dazu, Stammarbeitsplätze durch für Arbeitgeber attraktivere Leiharbeit gefährden. Außerdem werden die Bedingungen für die schwächsten Arbeitnehmer - nämlich die Arbeitslosen - weiter verschlechtert.

Obwohl die Gewerkschaftsbasis sich sehr breit entsprechend positioniert hat, ist es zwar nicht gelungen, die unter Beteiligung der Gewerkschaftsvorstände getroffenen gesetzlichen Neuregelungen zu verhindern.

Aber der zu erwartende Protest gegenüber weiteren Verschlechterungen über Tarifverträge würde nicht folgenlos bleiben. Schon heute haben wir Gewerkschaftsaustritte zu verzeichnen, weil Kollegen kein Verständnis mehr für die Beteiligung der Gewerkschaftsvorstände am von der Regierung betriebenen Sozialabbau haben.

Wir fodern Dich auf, vor allem folgende Punkte bei den Verhandlungen zu beachten:

• Einstiegstarife für Leiharbeiter dürfen nicht Inhalt von Tarifverträgen sein. Vielmehr muss gewerkschaftliche Position sein, dass Leiharbeitnehmer ab der 1. Stunde die gleichen Arbeits- und Entlohnungsbedingungen wie die jeweilige Stammbelegschaft bekommen. (Und zwar inklusive eventueller übertariflicher Leistungen des Entleihbetriebs)
• Das von Unternehmensvorständen angekündigte Austauschen von Stammbelegschaft gegen Leiharbeitnehmer muss mit geeigneten tarifvertraglichen Regelungen verhindert werden.

In jedem Fall dürfen auch weiterhin tarifliche Regelungen nur besser sein als Gesetze. In keinem Fall schlechter.

Wir hoffen, dass Du die Verhandlungen in diesem Sinne führst. Wenn ein entsprechender Abschluss nicht möglich ist, dann verzichten wir lieber auf einen Tarifvertrag "Leiharbeit"

Michael Clauss
DaimlerChrysler Werk 010/019
Betriebsrat
HPC M 544
D - 70546 Stuttgart
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Fax 0711 / 17 - 6 04 22