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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Bei
Zwangsarbeit gibt es NICHTS zu beschönigen !
Liebe Freunde, Mitstreiter und Kollegen; nach meinem Verständnis von Gewerkschaft, ist diese zur Vorwärtsentwicklung bei der Humanisierung in der Arbeitswelt da - und nicht zur Rückwärtsentwicklung. Insofern ist die Daseinsberechtigung jeder Gewerkschaft in Frage gestellt, die sich auf Menschenhandel und Zwangsarbeit einläßt, und somit aktiv zur vermehrten Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft und zur Spaltung der Arbeiterklasse beiträgt. Hierbei dürfte den so genannten "Ein-Euro-Jobs" eine besondere Bedeutung zukommen. Ab 1. Januar 2005 muß Mann/Frau es sich also gefallen lassen, als Empfänger von Alg II (Arbeitslosengeld 2) für ein bis bestenfalls zwei Euro je Stunde zur Verrichtung niedriger Arbeiten - wie das Reinigen öffentlicher Toiletten oder die Beseitigung von Hundekot in städtischen Parkanlagen - herangezogen zu werden. Damit dürfte jedem Werktätigen klar sein, was er als "stillgelegter" Arbeitnehmer zu erwarten hat. Wer jedoch erwartet hat, daß diese Sauerei bei den Gewerkschaften heftige Abwehrreaktionen hervorrufen würde, sieht sich bitter enttäuscht. Hiervon dürfte jedoch niemand überrascht sein, der das Tun und Lassen der Gewerkschaften aus der jüngsten Vergangenheit aufmerksam verfolgt hat. Bei Gewerkschaften, wie "ver.di", IG Metall, IG BCE & Co., die mit ihren Tarifverträgen zur Zeitarbeit die "Lohngerechtigkeit aus dem AÜG" unterlaufen und somit den gewerbsmäßigen Menschenhandel aktiv gefördert haben, mußte man wohl auch damit rechnen, daß die Zwangsarbeit eine gewisse Akzeptanz findet, von der jeder Arbeitslose betroffen ist, der einen "Ein-Euro-Job" annehmen muß, um die Kürzungen beim ohnehin knapp bemessenen Alg II zu vermeiden, die ihm bei einer Ablehnung drohen. Allenfalls die Überlegung, daß hierdurch zahlungskräftige Mitglieder der Gewerkschaften ihren tariflich entlohnten Job (z. Bsp. bei der "Stadtreinigung") verlieren könnten, scheint bei den hauptamtlichen Kollegen noch für eine gewisse Aufgeregtheit zu sorgen. (siehe Bericht der "RP Krefeld", vom 15.9.2004 ) So viel ist also noch übrig geblieben, von der viel beschworenen "Einheit des Proletariats". Nach meiner Erfahrung bei der IG Metall Mannheim, stört Mann sich bei den "Ein-Euro-Jobs" weitaus mehr an deren Einordnung als Zwangsarbeit, als an der Tatsache, daß hiermit die noch vorhandene Arbeitskraft betroffener Menschen schamlos ausgebeutet wird. Wie mir erst kürzlich bei einem Treffen der "Projektgruppe Arbeitslosigkeit" von hauptamtlicher Seite erklärt wurde, soll das Ganze bereits aus dem ehemaligen Bundessozialhilfegesetz (BSHG) gerechtfertigt sein, demnach jeder zu gemeinnütziger Arbeit verpflichtet werden könne, der erwerbsfähig sei und steuerfinanzierte Transferleistungen im Sinne von Sozialhilfe in Anspruch nehme - wozu nun auch Alg II zähle. So läuft das also, wenn Gewerkschafter beschwichtigend in eine Diskussion eingreifen, die sich an einer Zwangsarbeit nach sozialdemokratischem Zuschnitt erhitzen könnte. Bei so viel Interesse an den betroffenen Menschen wird einem ganz warm ums Herz. Ich kann mir aber auch sehr gut vorstellen, wie empört die selben Kollegen in die Diskussion eingestiegen wären, wenn es die "Ein-Euro-Jobs" unter der Regierung Kohl (1982-1998) gegeben hätte, und mit welcher Selbstverständlichkeit dabei von Zwangsarbeit die Rede gewesen wäre. Hiermit will gesagt sein, daß es bei den Gewerkschaften sicher nicht am Urteilsvermögen mangeln dürfte, die "Ein-Euro-Jobs" richtig einzuordnen, sondern lediglich an der Aufrichtigkeit, eine Schweinerei auch dann klar und deutlich beim Namen zu nennen, wenn diese einer nahe stehenden Partei anzulasten ist. Es ist nun mal Fakt, daß es ohne die SPD keinen einzigen dieser miesen "Ein-Euro-Jobs" geben würde. Zudem ist festzustellen, daß drei Viertel der im Bundestag für die SPD herum hängende Abgeordnete einer Gewerkschaft angehören (aus der heraus sie nicht selten in eine parteipolitische Karriere gestartet sind), womit sich automatisch die Frage stellt, seit wann diese Kollegen mit ihrem gestörten Verhältnis zu Erwerbslosen (stillgelegte Arbeitnehmer) schwanger gehen, denen sie nun per Gesetz mit "Ein-Euro-Jobs" nachstellen. Hieraus ergibt sich auch die sprachlich völlig korrekte Einordnung als Zwangsarbeit, an der sich natürlich Leute stören, die eifrig darum bemüht sind, die häßlichen "Ein-Euro-Jobs" mit kunstvollen verbalen Verzierungen schön zu reden. Nach Lage der Dinge, muß Mann/Frau inzwischen schon höllisch aufpassen, um bei dieser gezielten Sprachverwirrung nicht über die Wirklichkeit hinweg getäuscht zu werden. Zu dieser brutalen Wirklichkeit gehört übrigens auch, daß die betroffenen Zwangsarbeiter - zu allem Überfluß - auch noch auf den Kosten sitzen bleiben, die sie bei einem "Ein-Euro-Job" für Arbeitskleidung, "Kraftfutter" und Fahrtkosten aufwenden müssen. (TV-Beitrag des MDR, vom 8. Nov 2004 ) Wir haben es also mit einer Ausbeutung vom Allerfeinsten zu tun, weshalb Schwindelworte, wie "Öffentlich geförderte Beschäftigung", blanker Zynismus sind, unter denen "Ein-Euro-Jobs" z. Bsp. auch bei der IG Metall Mannheim diskutiert werden, weil damit einer Zwangsarbeit der trügerische Anschein gegeben wird, als sei sie eine soziale Leistung, wofür Mann/Frau womöglich auch noch dankbar zu sein hat. Fehlt nur noch, daß man uns die Empfehlung gibt, "Das kleinere Übel" zu wählen, zwischen der Beseitigung von menschlichen und tierischen Fäkalien. Ich kann nur hoffen, daß es bei den Funktionären noch genug Verstand gibt, die beklagten Fehler rechtzeitig einzusehen, und auch die Kraft, eine zügige Korrektur vorzunehmen, bevor für Gewerkschaft mangels Masse der "Point of No Return" in die Bedeutungslosigkeit überschritten ist. Mit solidarischen Grüßen |