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| Updated: 18.12.2012 15:51 | |
| Aufruf Mit der "Agenda 2010" und den anderen Reformgesetzen werden für viele Menschen Armut und Existenzunsicherheit zunehmen, werden Menschenrechte gespalten, Demokratie wird weiter untergraben. Der derzeitige Ab- und Umbau sozialer Sicherungssysteme 
        zerstört die menschenrechtlichen und demokratischen Grundlagen dieser 
        Gesellschaft. Zu nennen sind insbesondere die Rentenreformen, mit denen 
        Altersarmut wieder zur voraussehbaren Perspektive vieler wird, die Hartz-Gesetze, 
        welche die Gesellschaft in ein Arbeitshaus verwandeln sollen, und die 
         Doch der Kern der Bürger(innen)- und Menschenrechte 
        besteht darin, dass alle eigenständig, insbesondere Frauen - und 
        nicht vermittelt über die Ehemänner - an den gesellschaftlich 
        erbrachten Gütern und Dienstleistungen, am gesellschaftlichen Reichtum 
        teilhaben und an demokratisch institutionalisierten Verteilungsmechanismen 
        teilnehmen sollen. Selbstverständlich hätte das ebenso für 
        die hier lebenden Migrantinnen und Migranten zu gelten. In dem Maße 
        jedoch, in dem Bürger(innen)- und Menschenrechte zu einem unverhüllt 
        privilegiensichernden Sonderrecht einiger weniger mutieren, erodieren 
        nicht nur die demokratischen Grundlagen der Deshalb sind alle Bürgerinnen und Bürger aufgefordert, sich in die sozialen Auseinandersetzungen um eine zukunftsfähige, menschenrechtsgemäße Politik einzumischen und die Richtung dieser Auseinandersetzungen aktiv mitzubestimmen. Als Bürgerrechtsorganisation, die seit ihrem Bestehen 
        den untrennbaren Zusammenhang bürgerlicher und politischer als auch 
        wirtschaftlicher und sozialer Menschenrechte, Freiheit und Gleichheit, 
        in ihrem bürger- und menschenrechtlichen Engagement zur Sprache bringt, 
        erinnern wir an demokratisch menschenrechtliche Maßstäbe verantwortlicher 
        Politik, auch wenn diese in der öffentlichen Diskussion um Standortpolitik 
        und um den "aktivierenden Sozialstaat" (das bedeutet ein "Sozialstaat", 
        der hilfebedürftige, durch die Wechselfälle des Lebens in Not 
        geratene Menschen Sicher, der Sozialstaat, so wie er bis in die 80er Jahre bestand, war ebenfalls bürokratisch bevormundend, repressiv kontrollierend und hat soziale Menschen- und Bürgerrechte keineswegs umfassend und für alle verwirklicht. Das gehörte nie zur bundesdeutschen Menschenrechtskonzeption.  Er war mit materiellem Druck und bürokratischer Aufsicht 
        ebenso verbunden wie er all denjenigen eine angemessene und eigenständige 
        Versorgung verweigerte, die nicht zur Gruppe der mehrheitsdeutschen, männlichen 
        Vollzeiterwerbstätigen gehörten. Das Neue an der gegenwärtigen 
        Entwicklung ist der politische Wille, die Verarmung immer größerer 
        Teile der Mit Entschlossenheit und in parteiübergreifender Einmütigkeit wird das bislang uneingelöste emphatische Versprechen der Menschen- und Bürger(innen)rechte, ihre soziale Verallgemeinerung, wie sie hin und wieder auch als Bekenntnis der Bundesregierungsvertreter über die Lippen kommt, nun mit aller Deregulierungs- und Privatisierungsgewalt geradezu in sein Gegenteil verkehrt. Die Menschenrechte samt ihrer unabdingbaren materiellen Voraussetzungen werden sozialpolitisch gespalten. "Sozialpolitische Förderung" sollen nur noch diejenigen "genießen", die sich dem Zwangsarbeits- und Gebührenregime des Dienstleistungskapitalismus bedingungslos unterwerfen. An den Menschenrechten orientierte soziale Gerechtigkeit und Demokratie werden zu leeren, zu allem Missbrauch fähigen Worthülsen eines sich mächtig nach innen und außen aufrüstenden repressiven Sicherheits- und Arbeitsstaates. Daher gilt es, gegen diesen schon seit Ende der 80er Jahre 
        eingeleiteten (sozial-)staatlichen Systemwechsel, der die demokratische 
        Substanz der Gesellschaft zersetzt und mit der Spaltung der Menschen- 
        und Bürger(innen)rechte einhergeht, mit aller sozialen Phantasie 
        und allen in Das Komitee für Grundrechte und Demokratie unterstützt 
        die europaweite Mobilisierung durch die Versammlung der europäischen 
        Bewegungen und Gewerkschaften gegen die soziale Demontage und ruft dazu 
        auf, sich an den Demonstrationen und Protestaktionen am 2./3. April 2004 
        zu beteiligen und sich für soziale Gerechtigkeit und die Unteilbarkeit 
        der Menschen- und Köln, den 30. März 2004 Corinna Genschel / Theo Christiansen / Dirk Vogelskamp |