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Stahlinformationen

Nr. 5 / 2001 - 20. Jahrgang Dortmund, den 12.10.2001

 

Liebe Kolleginnen,liebe Kollegen,

im Mittelpunkt der letzten Wochen stand neben den Anschlägen in den USA und dem Krieg gegen Afghanistan die Übernahmeabsicht des Stahlkonzerns Salzgitter an EKO-Stahl und der Dillinger Hütte, sowie ein Warnstreik gegen die Einführung einer unbezahlten Pause im Dreischichtenbetrieb bei Thyssen Eisenbahn und Häfen.

 

Der Salzgitter - Konzern will sich im Stahlbereich besser platzieren !

Damit reagiert der zweitgrößte deutsche Stahlkonzern auf die zwischenzeitlich eingeleitete Großfusion zu NewCo von Usinor, ARBED und Aceralia. Er führt entsprechende Verhandlungen für seine Übernahmewünsche an EKO-Stahl und der Dillinger Hütte/ Saarstahl und will damit einen neuen Konzern unter dem Namen German Steel schmieden.

Seit der Stahlkrise in den späten siebziger und achtziger Jahre hatten deutsche Stahlproduzenten immer einmal wieder miteinander gesprochen, um sich zu konzentrieren. Erst schluckte Krupp Hoesch und verzichtete dann auf den bereits fast perfekten Kauf von EKO. Diese hatten bereits zu DDR-Zeiten überschüssigen Rohstahl von Krupp abgenommen, doch nach der Schließung von Rheinhausen hatte Krupp daran kein Interesse mehr. Intern wurde die Produktion von Hochofen bis Kaltwalzwerk nun "optimiert" – für den Neubau einer Walzstraße bei EKO hätte man viel Geld in die Hand nehmen müssen. Danach gingen Thyssen und Krupp zusammen und "optimierten sich an der Rheinschiene zuungunsten des Dortmunder Standortes.

Zwischenzeitlich zerfiel der kleinste Stahlhersteller – die Klöckner AG: Die Hütte in Bremen ging als Bremer Stahlwerke über Sidmar an ARBED und die Georgsmarienhütte wurde vom Ex-Klöckner-Manager Grossmann durch sogenannte "Nischen-Zukäufe" ständig erweitert. Während sich Grossmann auf Profilstahl beschränkte, konzentrierte sich ThyssenKrupp ausschließlich auf Flachstahl. Würde die Übernahme mit EKO und Dillingerhütte klappen, gäbe es nach ThyssenKrupp und NewCo einen dritten größeren Blechanbieter. Die Automobilindustrie würde wegen dieser neuen Konkurrenz nur klatschen.

Bei der EU-Überprüfung von NewCo müsste EKO wegen Marktbeherrschung verkauft werden

Die am 19.Juli angeordnete weitergehende Prüfung von der EU-Generaldirektion für Wettbewerbsfragen soll aber erst Ende November Ergebnisse erbringen. Erst danach soll dann der endgültige Namen des mit 46 Mio to Kapazitäten und rund 30 Mrd. € Umsatz neuen Stahlkonzerns genannt und die Aktientauschangebote vorgelegt werden.

Im Visier der Prüfer steht ein Marktanteil von über 40% bei oberflächenveredelten Blechen und Verpackungsblechen. Daher könnte es durchaus möglich sein, dass NewCo auf EKO verzichtet. Vor Jahresfrist hatte Usinor-Chef Mer dazu noch die Absicht bekundet, sich von den 48,75% Anteil an der Holding Saarstahl/Dillinger Hütte zu trennen. Beide Werke liegen sowieso am Rande des neu zu konzentrierenden Stahlimperiums.

Dennoch hat Usinor sämtliche Verkaufsabsichten an dem 1,8 Mrd DM Umsatz zeichnenden EKO Stahl dementiert. Vielmehr gehe man davon aus, das Salzgitter das Kaufgerücht lanciert hat, um Druck auf die EU-Entscheidung auszuüben.

Salzgitter führt weiter Gespräche - auch mit Usinor über die Übernahmen. Denn seit der Übernahme der Mannesmann Röhrenwerke sei ein deutlicher Fehlbedarf an Rohstahl entstanden.

NewCo wird sich auch ohne EU-Beschluss bewegen. Allein die Börsenkapitalisierung soll 5 Mrd. € bringen. Darüber hinaus wird massiv an weiteren Konzentrations- und damit auch Stillegungsplänen gearbeitet. Die "maritimen" Standorte sollen gestärkt werden.

Und ob die EKO-Belegschaft besser bei Salzgitter oder German Steel aufhoben ist wird sich zeigen. Sicher ist allemal, dass Fusions- und Konzentrationsüberlegungen auch immer von Arbeitsplatzabbauplänen begleitet werden.

 

Konflikt um Pausenregelung bei Thyssen Eisenbahn und Häfen

Seit Ende letzten Jahres ziehen sich nun die Auseinandersetzungen um die Pausenregelung im Dreischichtbetrieb hin. Der Betriebsrat sah deshalb keinen Sinn mehr, die Tarifverhandlungen fortzuführen. Die Geschäftsleitung hatte zwar angeboten, die Pausen zu bezahlen, dafür sollten aber 14 Schichten pro Jahr zusätzlich herausgearbeitet werden. Eigentlich ging es nur um 35 Kollegen der Instandhaltung der Triebfahrzeuge, doch mit der Kündigung der Betriebsvereinbarung zur Arbeitszeitverkürzung durch die Geschäftsleitung Ende August waren nun plötzlich alle betroffen. Nach ausführlicher Information durch den BR und VKL legten dann über 400 Beschäftigte aus dem Fahrbetrieb, den Werkstätten und den Werkshäfen am 5.9. zu Beginn der Frühschicht die Arbeit nieder und verlangten in Duisburg-Hamborn Auskunft von Geschäftsleitung und BR. Die Geschäftsleitung wollte erst um 14.00 Uhr mit dem BR verhandeln, da sich aber die Belegschaft keinen Schritt bewegte, mussten sie sich sofort zusammen setzen. Erst nach Vorlage eines Verhandlungsergebnisses gegen 12.30 wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Es geht doch ! Nun soll ein neutraler Schlichter am 22.10. ein Ergebnis bringen (siehe Anlagen).

 

Türkischer Kollege gekündigt wegen Auseinandersetzung um Gedenkminute

Der nach den Anschlägen in Amerika verordnete "Mainstream" zur "gemeinsamen Solidarität mit Amerika zur Verteidigung der Zivilisation" geht inzwischen soweit, dass Menschen, die dazu anderer Meinung sind mit massiven Repressionen zu rechnen haben. Neben den Lehrern in Sachsen und Siegen wurde nun auch die fristlose Kündigung des türkischen Kollegen Metin Serefoglu mit Zustimmung des Betriebsrates bei der Firma Kostal in Lüdenscheid bekannt. Erste Informationen dazu aus WR und TAZ (als Datei bei uns anzufordern) in der Anlage. Verlangt bitte über die IGM weitere Informationen dazu ! (und bitte dann an uns weitergeben)

 

Allgemeine Informationen

Wichtig für den Staat bleibt, dass während der nächsten 2 Jahre 3000 der derzeit noch 12 600 Arbeitsplätze vernichtet werden sollen.

Aus den Betrieben:

Thyssen Krupp Stahl AG:

Seit 1.10. ist Schulz alleiniger Vorstandschef im Konzern. Während trotz schlechter Konjunktur der Stahlbereich weiterhin Gewinn macht, sackt der Aktienkurs weiter von 3/99=18,1 € auf jetzt 11€ (mit Höchstkurs 2000= 33 €) und seit der Fusion hat sich der Schuldenberg auf nunmehr 8 Mrd € verdoppelt. Der Börsengang für den Bereich Steel soll für die nächsten 3-5 Jahre ausgeschlossen werden.

Stahlwerke Bremen:

Salzgitter AG:

Hennigsdorfer Elektrostahlwerke GmbH:

Der Mutterkonzern RIVA hat im letzten Jahr den Umsatz um 21% auf 9,7 Mrd. DM und den Gewinn sogar um 25% auf 286,5 Mio € gesteigert. Die Stahlproduktion wuchs von 14 auf 14,6 Mio to. Die Beschäftigten stiegen international von 23 800 auf 25 800. In den beiden Werken in Hennigsdorf und Brandenburg sind 1 400 Menschen beschäftigt, die 15% der gesamten Stahlproduktion erzeugen. Um die Produktion noch weiter zu erhöhen, sollen in den kommenden 3 Jahren insgesamt 285 Mio DM an den beiden Standorten investiert werden (Anlage). Beim BR-Vorsitz gab es einen Wechsel: Hans-Jürgen Spitzer löst Peter Schulz ab (Anlage).

Brandenburger Elektrostahlwerk GmbH:

Das BR-Info befasst sich u.a. mit Gehaltserhöhungen, Neueinstellung, Investitionen.

 

!!! Bitte Infos auch über e-mail an uns weiterleiten: georg.bueckle@t-online.de !!!
(und wer eine entsprechende Adresse hat auch bitte uns mitteilen! Danke)


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