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Stahl - Informationen

Nr. 4 / 2001 - 20. Jahrgang
Dortmund, den 05.07.2001

 

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

im Mittelpunkt der letzten Wochen stand die Stillegung am Standort Dortmund sowie Kurzarbeit bei ThyssenKrupp Steel.

Nach der Stillegung am Standort Dortmund nach über 160 Jahren Stahlproduktion stirbt auch ein kämpferisch bestimmender Teil der Arbeiterbewegung

"Hördes Dornröschenschlaf endet 1841 in einem mächtigen Feuer. Das Feuer leuchtet hell über den Feldern, es schickt Qualm und Ruß über Bauernhäuser und kleine Nagelschmieden. Weil das Feuer Arbeit und Brot gibt, zieht es die Menschen an wie ein Magnet."

Der Hörder Stadtteil in Dortmund war die Geburtsstunde für den Stahlstandort Dortmund. In den darauffolgenden 160 Jahren schufen hier die Beschäftigten eine enorme wirtschaftlich-technische Entwicklung in der Stahlherstellung und –weiterverarbeitung. Wegen Überkapazitäten auf dem europäischen Markt werden die im Vergleich zu anderen Ländern zum Teil noch modernen Anlagen von der Thyssen Handelsunion jetzt vermarktet. Für die Hochöfen 4 und 7, die Sinteranlage und das Hörder Stahlwerk interessieren sich chinesische Unternehmer. Die Warmbreitbandstraße soll über einen Joint venture entweder nach Osteuropa oder in die USA gehen. Gute Erfahrungen gibt es bereits mit dem Hochofen 3, der vor Jahren nach China ging und dort gut läuft. Insgesamt ist der Markt an gebrauchten Anlagen allerdings mehr als zu. Durch die vielen Fusionen gibt es ein Überangebot und die Chinesen stellen selbst preisgünstige Anlage her und gehen damit auf den Markt. Auch die Ruhrkohle plant den verkauf der gerade stillgelegten modernsten Kokerei in Europa.

Mit der Stillegung geht auch eine jahrzehntelange Kampferfahrung zu Ende. Im Mittelpunkt standen immer die Auseinandersetzungen zwischen kommunistischen und sozialdemokratischen Auffassungen um den richtigen Weg – ohne dabei aktionsunfähig zu sein. Das von den Kommunisten herausgegebene Blättchen "Heisses Eisen" begleitete und informierte die Belegschaft über Jahre. Über die Forderung nach Mitbestimmung in den 50iger Jahren bis zu den "wilden Streiks" 1969 und 1972/1973, dem 6wöchigen Stahlstreik für die 35-Stunden-Woche im Streikwinter 1978/79 und die zahlreichen Streiks und Demonstrationen zum Erhalt der Arbeitsplätze mit der Forderung nach "Vergesellschaftung" und dem "Stahlwerk jetzt" sowie die Solidarität mit anderen Stahlbetrieben und anderen Branchen. Diese Kampftradition ist besonders in den letzten Jahren durch Standortortdenken und Co-Management in den Hintergrund gedrängt worden – aber vielleicht erinnert sich ja noch der eine oder andere an seinem neuen Arbeitsplatz (zumeist in Duisburg) an diese Erfahrungen und knüpft daran an.

 

Kurzarbeit bei ThyssenKrupp

Im Juni meldete der Stahlbereich für viele überraschend an den Standorten Duisburg, Bochum Dortmund, Siegen und Finnentrop für 3-4 Tage Kurzarbeit an. Betroffen sind vor allem Kaltwalzwerke, Feuerverzinkungsanlagen und Bandbeschichtungswerke, in geringem Umfang auch Warmwalzwerke. Grund dafür ist die Anpassung an die Nachfrage, da z.Zt. erst einmal die Lager geräumt würden.

 

Rumänische Stahlarbeiter sperren Chefs ein

Aus Protest gegen ausstehende Lohnzahlungen und die Absicht, 29 (davon 22 führende Gewerkschafter) der insgesamt 3500 Beschäftigten zu entlassen, wurde der Direktor und zwei weitere Mitglieder der Betriebsleitung gefangen genommen. Erst vor sechs Wochen wurde ein anderen Direktor, der inzwischen abgelöst wurde, stundenlang von den Arbeitern festgehalten worden.

Im Oktober 2000 wurde der in der westrumänischen Stadt Resita liegende Betrieb als erstes rumänisches Stahlwerk privatisiert und steht seitdem nahezu still. Die US-Consultingfirma Noble Ventures hatte für 78,9 Mio US-Dollar (93,2 Mio €) 96% der Staatsanteile gekauft. Das war die größte US-Investition in den letzten 10 Jahren in Rumänien. Noble Ventures soll sich verpflichtet haben, weitere 130 Mio Dollar zu investieren und keine Entlassungen vorzunehmen. Die Investitionen sind bislang ausgeblieben.

 

Allgemeine Informationen

 

Aus den Betrieben:

Thyssen Krupp Stahl AG:

Stahlwerke Bremen:

Salzgitter AG:

Brandenburger Elektrostahlwerk GmbH:

Das BR-Info befasst sich u.a. mit Arbeitszeitregelungen und Gesundheitsschutz

 


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