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Stahl - Informationen

Nr. 3 / 2001 - 20. Jahrgang Dortmund, den 26.04.2001

 

Liebe Kolleginnen,
liebe Kollegen,

im Mittelpunkt der letzten Wochen standen weiterhin die Auswirkungen der Superfusion NewCo auf die Stahlbetriebe und besonders die Gerüchte auf Auswirkungen bei EKO-Stahl und erste Aktivitäten und Solidarität.

NewCo sorgt für Unruhe bei EKO-Stahl – Solidarität notwendig !

Einem Zeitungsbericht der Märkischen Oderzeitung Mitte April zur Folge, gäbe es Pläne bei Usinor bzw. bei NewCo, die Flüssigphase stillzulegen. Davon wären rund 1 500 Arbeitsplätze bedroht. Obwohl es sich um Gerüchte handelt und sie auch dementiert wurden, bleibt Unruhe in der Belegschaft, die ja nach der Wende durch die Abwicklung der Treuhandgesellschaft und später auch durch die Privatisierung durch Cockerill Sambre 1995 und dann durch Usinor Tausende von Arbeitsplätzen verloren hat.

Usinor gab folgende Erklärung ab: "Die Usinor-Gruppe dementiert die in der Märkischen Oderzeitung erschienene und von der Nachrichtenagentur AFP übernommene Information, wonach die Schließung der Warmwalzstraße seiner deutschen Filiale EKO Stahl und damit der Abbau von 1500 Arbeitsplätzen erwogen werde. Es ist keinerlei vorhaben dieser Art auf der Tagesordnung."

Auch die Unternehmensleitung von EKO machte in Optimismus. Geschäftsführer Polar: "Es gibt keine Bedrohung für EKO-Stahl. Der Standort spielt für Usinor eine wichtige Rolle und wird es auch in der neuen Gruppe tun." ... und Marketing-Chef Hoppe: "Für EKO-Stahl gibt es kein Risiko. Wir sind der östlichste Standort und der Wegbereiter für go east."

Im Jahr 2002 will EKO im polnischen Poznan eine kombinierte Verzinkungs- und Beschichtungsanlage in Betrieb nehmen. Das Jahr 2000 war laut Geschäftsleitung das beste der Firmengeschichte: der Umsatz wurde von 1,6 Mrd.DM auf 1,9 Mrd.DM gesteigert, daran war der Flachstahlbereich mit 1,3 Mrd.DM beteiligt. Der Überschuss ist um rund 5 Mio auf 33 Mio Euro gestiegen. 30% der Walzstahlkapazitäten ist durch VW ausgelastet.

Die IG Metall kündigte "schärfsten" Widerstand an, wenn sich diese Pläne bewahrheiten sollten. Die Frage bleibt, ob nicht der Brief (siehe Anlage) des IGM Bezirksleiters, Hasso Düvel, an Kanzler Schröder vom 3.4.01 Auslöser dieser Pressemeldung war. Darin wies er daraufhin, dass NewCo in regionale Einheiten aufgegliedert würde und EKO wie auch die Stahlwerke Bremen (ARBED über SIDMA) dann dazugehören würden. Da in Bremen gerade mit hohen Investitionen die Flüssigphase saniert und ausgebaut wurde und noch Kapazitäten frei hat, dass bei EKO aber der wunde Punkt wäre – da hier bislang nichts investiert worden sei. Darüber gäbe es besonders für Transportkosten für Erze und Koks Standortnachteile. Für Bremen spräche darüber hinaus, dass im neuen Konzern ARBED-Chef Wagner für den operativen Bereich zuständig wäre. Soweit kommt man, wenn man sich der kapitalistischen Logik soweit unterordnet und dann nur noch mit Standortdenken aufwarten kann.

Angesagt ist jetzt vielmehr Unterstützung für die EKO-Stahlbelegschaft auch aus den anderen Stahlbetrieben, wie es die VKL der Stahlwerke Bremen (Anlage) in einer ersten Erklärung bereits getan hat. Schickt Solidaritätserklärungen ! Darüberhinaus ist eine intensive Vernetzung aller Stahlbetrieb notwendig, um den Auswirkungen dieser Unternehmensplanungen rechtzeitig gemeinsam entgegenwirken zu können, ohne getragen von Standortgedanken gegeneinander ausgespielt zu werden !

NewCo soll zum 1.1.2002 die Geschäfte aufnehmen

Hinter den Kulissen wird eifrig an den Umsetzungsplänen gearbeitet. Nur wenig dringt nach draußen. Die größte Hürde ist nach wie vor die EU-Kommission. Die neue Gruppe wird bis zu 40% Marktanteile in Europa halten, schon bei 30% klingeln den europäischen Marktwächtern die Glocken. Die ursprüngliche Einreichung des Fusionsantrages zum 15.3. wurde auf die 2.Maihälfte verschoben. NewCo soll zuerst eine Gesellschaft nach luxemburgischen Recht werden, später eine nach einem noch zu schaffenden europäischen Recht und zum 1.1.2002 starten.

In der neuen Gruppe werden nach dem Tausch aller Aktien 73,8 % in verschiedenartigem Streubesitz sein. Mit 6,1 % hält die luxemburgische Regierung, mit 4,1% die flämische Regionalregierung sowie die Aceralia-Mitgesellschafter Aristrain mit 4,1% und Gestamp 2,1% die größten Pakete.

Für die Fusion bereiten sich die Altgesellschaften Usinor und ARBED mit optimistischen Geschäftsergebnissen vor. Usinor hat in 2000 nach Verlust von 178 Mio € nun einen Überschuss von 759 Mio € ausgewiesen. Der Umsatz wurde von 13,6 Mrd € auf 15,7 Mrd € gesteigert. Das Betriebsergebnis betrug 1,09 Mrd € gegenüber 263 Mio € im Vorjahr. ARBED hat sogar sein Nettoergebnis von 222 Mio € auf 938 Mio € mehr als vervierfacht. Im Gegensatz zu Usinor hat ARBED seine Nettoverschuldung in Relation zum Eigenkapital von fast 60% auf 46,2% deutlich reduziert. Usinor hat die Verschuldung von 2,903 Mrd € auf 3,069 Mrd € noch gesteigert. Die Quote zum Eigenkapital liegt damit bei 55%. Damit steigt zusätzlich der Druck auf Rationalisierung. So müssen in die Restrukturierung rund 600 bis 700 Mio € gepumpt werden – und das bei angepeilten 300 Mio € plus durch die Synergie. Betroffen von den Einsparungen wird vor allem der Flachstahlbereich von Usinor sein, der bislang dort 58% ausmachte.

Unklar sind derzeit auch noch die Auswirkungen auf die saarländischen Stahlbetriebe. Nach der Fusion würde Usinor (48,75%) und ARBED (2,5%) eine dünne Mehrheit bei der Dillinger Hütte Saarstahl AG gegenüber dem Saarstahl iK mit 33,75% und dem Saarland mit 15% haben. Usinor hatte noch im letzten Herbst angekündigt, sich aus dem europäischen Marktführer für Grobbleche zurückzuziehen. Salzgitter hat hier großes Interesse angemeldet. Auch bei der inzwischen gewinnträchtigen Saarstahl AG iK (in Konkurs) werden derzeit die Besitzverhältnisse neu geordnet. Hier soll eine gemeinnützige Industriestiftung den Mehrheitsanteil halten (bislang 26,8% des Saarlandes und der 25,1% der Dillinger Hütte) und 48,1% die drei Treuhänder. Es wird auch eine "große" Hüttenlösung der beiden Unternehmen diskutiert, die bereits im Kokereibereich und bei der Roheisenerzeugung zusammenarbeiten.

Die nun von der Fusion insgesamt 14 800 betroffenen Arbeitsplätze in Deutschland sind: Stahlwerke Bremen mit 4900, Dillinger Hütte mit 5 800, EKO-Stahl mit 3 500 und Stahlwerke Thüringen mit 600.

Wichtig für mögliche Auswirkungen der Fusion sind nach wie vor die Überkapazitäten im Warmbreitbandbereich. Hier im Vergleich die einzelnen Unternehmen (Moto Oktober/2000):

Alle Werke 2.379.891    
Thyssen Beeckerwerth 436.111 Cockerill Charleroi

234.641

Sidmar Gent 419.773 Cockerill Chertal 222.197
TKS Bochum 259.322 Thyssen Bruckhausen 220.719
Stahlwerke Bremen 249.895 SZAG Salzgitter 195.260
(TKS Dortmund (+ 3/01) (240.000) EKO-Stahl 141.973 (Anlage)

 

Salzgitter: Kurzstreik gegen Morddrohung von Rechten !

Gegen die 4 Mitglieder des "Runden Tisches zur Ächtung des Rassismus und Antisemitismus, der Ausländerfeindlichkeit und Intoleranz", dem IGM-Bevollmächtigten von Salzgitter Kubitza, dem Ex KonzernBRV Gruber, dem Sprecher des Runden Tisches Graw und dem Probst der Ev.Kirche Schinke wurde im Briefkasten des Gewerkschaftshauses ein Drohbrief mit einer Bombenattrappe deponiert. Nach Bekanntwerden legten rund 200 Kollegen des Walzwerkes II die Arbeit nieder und versammelten sich zur Protestaktion ! (Anlage)

 

Allgemeine Informationen

 

Aus den Betrieben:

Thyssen Krupp Stahl AG: Unter dem Druck der Fusion von NewCo sollen die Gespräche mit den Japanern NKK und Kawasaki Steel über Zusammenarbeit innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein. NKK und Kawasaki kündigten an im nächsten Jahr zu fusionieren und damit zu Japans größten Stahlhersteller aufzusteigen und Nippon Steel zu verdrängen. Auch sollen die amerikanischen Stahltöchter eingebracht werden.

Stahlwerke Bremen:

ARBED-Chef Wagner bescheinigt dem Standort Bremen weitere Zukunft und Investitionen. Der BR fordert die Stadt Bremen auf, ihren Anteil nicht ohne Not abzugeben und als Faustpfand zu behalten. Die Infos und Zeitungsartikel befassen sich damit. Andere BR-Infos behandeln die Schwerpunkte des BR in 2001, Gesundheit und Fehlzeitengespräche. Ein Brief der Arbeitslosen in der IGM protestiert bei DGB-Chef Schulz gegen seine Äußerung zur möglichen 48-Stunden-Woche.

Salzgitter AG:

Der Streubesitz der Aktien wurde auf fast 50% erhöht. Die NordLB hat 10% aus ihrem Besitz auf dem Markt verkauft.

Brandenburger Elektrostahlwerk GmbH:

Das BR-Info befasst sich u.a. mit Gesundheitsschutz u. Stillstandszeiträume


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