Kampf um Erhaltung - Warnstreik bei Hoesch Spundwand

(KM) Die Belegschaft der Hoesch Spundwand und Profil GmbH (HSP) hat gestern Mittag die Arbeit nieder gelegt.

Sie reagierte damit auf das Verstreichen eines Ultimatums, das der HSP-Betriebsrat dem ThyssenKrupp-Vorstandschef Ekkehard Schulz gestellt hatte. Darin wurde von ihm die unmissverständliche Zusage für den Erhalt der 670 Arbeitsplätze bei HSP gefordert.

Anlass für das Ultimatum war die Nachricht vom Scheitern der Verkaufsverhandlungen von Thyssen-Krupp

Steel (TKS) mit der Peine-Salzgitter AG am vergangenen Freitag. Betriebsrat und Belegschaft fürchten nun, TKS wolle ihre Tochter HSP an Arbed Saarstahl verkaufen, was wahrscheinlich die Schließung des Werks in Dorstfeld zur Folge hätte. Mit der Luxemburger Arbed soll es nach Informationen des Betriebsrats Geheimverhandlungen gegeben haben.

HSP-Belegschaft fühlt sich von Thyssen-Krupp und der Politik verschaukelt

"Wir haben alle anderen Wege versucht'

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(KM) "Der Vorstand muss nun in den nächsten Tagen zusischern, nur noch mit Salzgitter zu verhandeln, sonst läuft uns die Zeit davon." Norbert Böhmer, Betriebsratsvorsitzender bei Hoesch Spundwand und Profil (HSP), wusste seinen Kollegen der Früh- und Mittagschicht gerstern keine andere Empfehlung mehr zu geben, als auf unbestimmte Zeit in den Streik zu treten: "Wir haben es über alle anderen Wege versucht." Von rund 250 anwesenden Arbeitern und Angestellten erhielt er bei nur fünf Gegenstimmen und zwei Enthaltungen überwältigende Zustimmung.

Der Zorn der Belegschaft richtet sich insbesondere gegen den TKS-Vorstand Claus Hendricks, der noch vor fünf Wochen versprochen hatte: "Vertrauen Sie mir, wir schaukeln das Kind schon in die richtige Richtung." Gemeint war, dass dem Thyssen-Krupp-Konzern der Erhalt der Arbeitsplätze wichtiger sei als einen möglichst hohen Verkaufspreis für HSP zu erzielen.

Unmut herrscht allerdings auch gegen Landes- und Kommunalpolitiker, die die Sorgen der Belegschaft beschwichtigt hatten. Täglich soll nun über Fortführung oder Abbruch des Arbeitskampfes sowie über weitere Protestaktionen abgestimmt werden. Ins Auge gefasst wurden bereits Protestaktionen vor der Thyssen-Krupp-Zentrale in Düsseldorf sowie vor dem Dortmunder Rathaus. Solidarität erhofft sich die Belegschaft von den Kollegen aus der Stahlerzeugung und aus der Bevölkerung.

Ruhr-Nachrichten Dortmund vom 20.10.1999