Bike-Systems Nordhausen, was – wann – warum, ein kleiner Einblick
- Fahrräder werden in Nordhausen seit 1986, damals als Konsumgut des VfB IFA Motorenwerk, und nach der politischen Wende ab 1990 als Südharzer Fahrradwerk, und später als Firma Bike-Systems Nordhausen, unter wechselnden Gesellschaftern, gefertigt.
- Das Nordhäuser Fahrradwerk - Bike Systems wurde im Jahr 2000 von der weltweit agierenden BIRIA-Gruppe übernommen. Ab diesem Zeitpunkt sollten in enger Zusammenarbeit mit der BIRIA-Firma Sachen Zweirad Neukirch (Oberlausitz) jährlich bis zu 1.000.000 Fahrräder produziert werden. Stückzahlen über 650.000 Stück Fahrräder wurden von beiden Produzenten gemeinsam nicht erreicht.
- Nach längerer finanziellen Schieflagen wurden zum 22.12.2005 die Werke Neukirch - Sachsen (ca. 230 Mitarbeiter) und Nordhausen - Thüringen, (ca. 145 Mitarbeiter von einer Tochtergesellschaft des US-amerikanischen Finanzinvestor Lone Star gekauft. Beide Firmen sollten für dem Markt fit gemacht werden.
- Nach unseren Schätzungen wurden für die Weiterführung beider Firmen Aufträge von mindestens 550.000 Fahrrädern benötigt.
- Mitte 2006 wurde bezugnehmend auf die auch weiterhin zu erwartende geringe Auslastung der Fahrradfirmen, die Schließung einer der beiden Firmen zum Jahresende 2006 in Aussicht gestellt.
- Zum Jahresende 2006 wurde seitens des Gesellschafters die Schließung der Sachsen Zweirad Neukirch beschlossen. Zu diesem Zeitpunkt lagen laut Herrn Miene, damaliger Werksleiter der Sachsen Zweirad Neukirch, Aufträge für bis zu 300.000 Stück Fahrräder vor. Die Produktion dieser Fahrräder hätte das Werk Bike-Systems Nordhausen absichern können.
- Laut Angabe ehemaliger Mitarbeiter der Sachsen Zweirad wurde für Neukirch ein Sozialplan erstellt und eine Auffanggesellschaft gegründet,
- Alle Aufträge der Lone Star (Bike-Systems) und alle Materialvorräte gingen zu diesem Zeitpunkt an unseren bisherigen Wettbewerber MIFA - Mitteldeutsche Fahrradwerke Sangerhausen. Das Werk Nordhausen wurde nur noch als verlängerte Werkbank, sprich als Lohnauftragnehmer für die MIFA, weitergeführt. Beschäftigte Zeitarbeiter wurden von der MIFA bezahlt.
- Bis zu diesem Zeitpunkt wurden im Schichtbetrieb mit ca. 135 eigenen Mitarbeitern, und mit bis zu 160 Mitarbeitern regionaler Zeitarbeitsfirmen, täglich bis zu 2000 Fahrräder produziert.
- Nach Bekanntgabe der Schließung des Werkes Bike Systems Nordhausen zum 30.06.2007 wurde die Produktion seitens der Mitarbeiter in gewohnter Qualität weitergeführt. Seiten der Geschäftsleitung (bestehend einzig aus Herrn Frederick P. Müller) wurden Verhandlungen über einen Sozialplan in Aussicht gestellt. Als Rechtsvertreter der Arbeitnehmerschaft wurde Herr Jürgen Metz aus Erfurt bestellt.
- Bei den Verhandlungen zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat am Montag den 09.07.2007 stellte sich heraus, dass man uns so bald und so billig wie möglich vor die Tür setzen will.
- Zur Betriebsversammlung am Dienstag den 10.07.2007 - 09:30 Uhr wurde der Belegschaft das Angebot unterbreitet welches im wesentlichen folgendes zum Ausdruck brachte:
- der Restbestand an finanziellen Mitteln reicht nicht mehr um die Kündigungsfristen abzudecken,
- der Gesellschafter sieht sich aus selbigen Gründen nicht in der Lage einen Sozialplan aufzustellen,
- eine finanzielle Beteiligung der Bike-Systems an einer Auffanggesellschaft wird abgelehnt,
- Die Belegschaft der Bike-Systems hat nach eingehender Beratung beschlossen die Betriebsversammlung auf den Hof und den angrenzenden Bürgersteig zu verlagern, und will somit seiner Forderung nach sozialverträglichen Lösungen Nachdruck verleihen.
- Die Belegschaft beschließ mit weiteren friedlichen Aktionen auf sich aufmerksam zum machen.
- Die Belegschaft definieren Ihre Forderungen wie folgt:
- Aufstellung eine Sozialplanes,
- Einrichtung einer Auffanggesellschaft,
- Prüfung der Möglichkeiten zum Erhalt der Arbeitsplätze,
- Seit Beginn der friedlichen Protestaktionen erhielten wir zahlreiche Unterstützung durch die hiesige Bevölkerung. Alle Nordthüringer Politiker aus Bundes- Landes- und Kreisebene sicherten uns Unterstützung zu. Die IG-Metall und der DGB stehen uns von Anfang an intensiv bei Seite.
- Am Donnerstag den 12.07.2007 scheiterte ein Versuch des Geschäftsführers mittels Arbeits- Gerichtsbeschluss das Werksgelände räumen zu lassen,
- Die Belegschaft der Bike Systems erklärt während der gesamten Zeit seiner friedlichen Protestaktion seine Verhandlungsbereitschaft,
- Nach einem Gespräch zwischen dem Geschäftsführer der Bike Systems Hr. F. P. Müller und dem Thüringer Wirtschaftsminister Herr Jürgen Reinholz, signalisiert Hr. Müller Gesprächsbereitschaft. Ein neuer Gesprächstermin zwischen Geschäftsleitung und Belegschaft wurde noch nicht festgelegt.
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