Presseerklärung 22 Feb. 2000
Die Belegschaft der FOXBORO ECKARDT GMBH wehrt sich seit Wochen gegen die Pläne des invensys-Konzerns, der entgegen einer Standortsicherungsvereinbarung vom Frühjahr 1999 den Produktionsstandort in Stuttgart schließen will. Nachdem die unterschiedlichsten betrieblichen und überbetrieblichen Protestformen keinen Erfolg gezeigt hatten, entschloss sich der Betriebsrat und die IG Metall Stuttgart zu einer ungewöhnlichen Protestkundgebung. Mit einer vor 3 Wochen auf dem internet - server der IG Metall eingerichteten Mailingliste wurden Unterstützer für die weltweit "erste virtuelle Protestdemonstration" gesammelt. Diese wurden nun am 21.2. 2000 dazu aufgerufen, ihren Protest per Email direkt auf die Schreibtische der Konzernverantwortlichen zu senden.
"Wir sahen keine andere Möglichkeit mehr, nachdem die Konzernbosse nicht einmal zu einem Gespräch mit uns bereit waren", erklärte Betriebsratsvorsitzender Martin Schwarz-Kocher. Tatsächlich wurde eine von der IG Metall beantragte Aufsichtsratssitzung um drei Wochen verschoben und auch der Bitte des Betriebsrats um ein direktes Gespräch kam man nicht nach.
Schwarz-Kocher zeigte sich selbst überrascht vom Erfolg dieser Aktion. "Wenn wir davon ausgehen, dass die über 1000 externen Unterstützer plus die vielen konzerninternen Protestierenden mehrere Emails an die wichtigsten 10 bis 20 Konzernverantwortlichen geschickt haben, dann sind während der Aktion mehr als 100 000 Emails verschickt worden", rechnet Schwarz-Kocher vor. Davon wären aber nur die wenigsten angekommen, da schon kurz nach Beginn der Protestdemo offensichtlich die invensys-Mailserver zusammengebrochen sind. Für über 8 Stunden war der invensys - Konzern weltweit mit über 120 000 Beschäftigten per Email nicht mehr erreichbar. Offensichtlich hat "Davids virtuelle Schleuder" den invensys-Goliath empfindlich getroffen. "Wir haben nur mit Emails auf den Vertragsbruch von invensys hingewiesen. Das ist unser gutes Recht. Es war nicht unsere Absicht, das Datennetz von invensys zu blockieren", versichert Martin Schwarz-Kocher. "Es liegt nicht in unserer Verantwortung, wenn die Email - Server auf so etwas nicht vorbereitet sind." Schließlich habe man die Aktion schon vor drei Wochen angekündigt. Scheinbar haben die Konzernverantwortlichen die Ankündigung nicht ernst genommen.
Als erste Reaktion auf diese Aktion wurde dem Betriebsrat der PC-Zugang nicht nur zum Internet sondern auch zum internen Datennetz entzogen. "Wir können auf unsere gesamten Daten nicht mehr zugreifen. Dies ist eindeutig eine Behinderung der Betriebsratstätigkeit", reklamiert Schwarz-Kocher, der dies nun juristisch prüfen lassen will. Der Betriebsrat fordert nun ein Spitzengespräch mit dem obersten invensys-Verantwortlichen. In einem direkten Gespräch mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden von invensys, Lord Marshall, soll nun entgültig eine Entscheidung fallen. "Wir wollen jetzt endlich wissen, woran wir sind. Die Zeitspielchen des Konzerns machen wir nicht mehr mit."
Betriebsratsvorsitzender Martin Schwarz-Kocher
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