letzte Änderung am 2. August 2002 | |
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Am 15. Juli hatten sich um 18.00 Uhr ca. 70 Kolleg/innen der Union vor dem ver.di-Gebäude in Niederrad versammelt, um gegen den absehbaren Beschluss der Gesellschafterversammlung, den Betrieb zu schließen, zu protestieren. Von dem ver.di-Gebäude sollte es zum Arabella Sheraton Hotel gehen, wo die Vertreter der Gewerkschaften ver.di, Transnet, IG Bau und IG Metall für ihre Sitzung einen Raum gemietet hatten.
Die Gewerkschaftsunternehmer, die sich natürlich nicht mit dem Protest der Kolleg/innen konfrontiert sehen wollten, stifteten Verwirrung und so war zunächst unklar, wo die Sitzung stattfinden würde (Arabella-Hotel oder Union).
Die Kolleg/innen telefonierten mit andern Kolleg/innen "vor Ort" und beschlossen nach einer gemeinsamen Diskussion, zur Union zu fahren, da die Gewerkschaftsvertreter sich aller Wahrscheinlichkeit nach dort treffen würden.
Bei der Union wurde das Hoftor geschlossen und mit einem Transparent zugehängt, die Kolleg/innen hatten Schilder "ver.di, IG Metall, IG Bau, Transnet = Arbeitsplatzvernichter", "Für den Erhalt der gewerkschaftseigenen Union-Druckerei" und "Ich bin eine Altlast", wo ältere Kollegen ihren Namen, ihr Alter und die Dauer ihrer Betriebszugehörigkeit ergänzt hatten.
Als die ersten Gewerkschaftsunternehmer ankamen, wollten sie im Hof parken, aber vor dem verschlossenen Tor standen die Kolleg/innen und ließen sie nicht durch. Nachdem das Auto woanders geparkt war, kamen sie auch zu Fuß nicht so einfach zu ihrer Sitzung. Die Kolleg/innen hielten sie auf und stellten sie zur Rede, indem sie einzeln fragten, wie das Abstimmungsverhalten aussehen würde. Dabei rief die Anrede durch die Gewerkschaftsunternehmer "Liebe Kolleginnen und Kollegen" heftigen Protest hervor, ebenso wie die Erklärung, dass nur durch die Liquidation der Union alles schöner und besser werden würde.
Es folgten lange und zum Teil auch laute Diskussionen, in denen die Kolleg/innen den Gewerkschaftsvertretern Missmanagement und einen offensichtlichen Widerspruch zwischen ihren Sonntagsreden und ihrem realen Handeln vorwarfen und diese Vorwürfe auch durch einige Beispiele begründeten. Mitglieder des Betriebsrates kritisierten mehrfach, dass sie nur als Erfüllungsgehilf/innen dienen sollten, um der Belegschaft Verschlechterungen zu verkaufen.
Die Antworten, die sie bekamen, unterschieden sich in nichts von dem Geschwätz, das man von Unternehmern kennt: nicht rentabel genug, es werden doch 130 Arbeitsplätze gerettet, wir wollen einen Neuanfang gemeinsam mit euch etc. Für den Fall, dass die Argumente ausgingen, waren die Informationen der Kolleg/innen, die Vorwürfe und alles Sonstige einfach falsch.
Interessant war auch, dass Tarifbruch unterstützt und verteidigt wurde: die Union-Druckerei sei halt zu teuer, man müsse mit dem Geld sorgsam umgehen und ließe deshalb bei billigeren Betrieben drucken, und das müssten die Kolleg/innen bitte verstehen. (Das Sitzungszimmer im Arabella Sheraton Hotel war übrigens bis 19.00 Uhr nicht storniert worden; soviel zum sorgsamen Umgang mit Mitgliedsbeiträgen.)
Den Höhepunkt der Unverschämtheit bildete der Vorsitzende von Transnet, der sich gar nicht mit Diskussionen aufhalten, sondern in Streikbrechermanier mit Gewalt in Richtung Sitzungszimmer wollte. Er war jedoch an die Falschen geraten und musste sich, nachdem er die Kolleg/innen angeschrien hatte, ihren berechtigten Ärger anhören.
Nach ca. einer Dreiviertelstunde stellten die Gewerkschaftsunternehmer verärgert fest: "Das bringt hier nichts" (d.h. die Kolleg/innen wollten sich einfach nicht von ihrer besseren Zukunft überzeugen lassen) und machten sich auf in Richtung Sitzung. Diesmal wurden sie nicht von den Kolleg/innen aufgehalten.
Ungefähr eine Stunde später kam ein Gewerkschaftsvertreter oder war es der Chauffeur? aus dem Haupteingang (also nicht aus der blockierten Hofeinfahrt), holte das geparkte Auto und fuhr wieder bis zum Haupteingang. Von dort stiegen der Vorsitzende von Transnet und ein weiterer schnell in das Auto. Sie hatten sich hinter einem Bauwagen versteckt, was von den Kolleg/innen mit "Feigling, Feigling!" quittiert wurde.
Die anderen leisteten sich nicht einen derart peinlichen Abgang (einer der IG Metall hatte mitgeholfen, die Maxhütte plattzumachen und brachte wohl schon Erfahrung für solche Situationen mit). Sie informierten die Kolleg/innen, dass die Gesellschafterversammlung die Liquidation zum 1. 8. beschlossen hat, und wie schön es doch sei, dass die Kolleg/innen diese Zeit noch mitgestalten dürften. Sie (also die Gewerkschaftsunternehmer) versicherten auch, sie hätten sich mit dieser Entscheidung wirklich schwergetan, aber es ginge nun mal nicht anders. Außerdem wurde mehrfach die Drohung ausgesprochen, es liege jetzt an den Kolleg/innen, dass es statt der Liquidation nicht zur Insolvenz komme.
Obwohl noch viel diskutiert wurde, war die Stimmung natürlich gedrückter als am Anfang. Aber wir können davon ausgehen, dass die Kolleg/innen nach wie vor gegen die Schließung der Union kämpfen und sich von den Gewerkschaftsunternehmerfunktionären nichts gefallen lassen werden.
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