Die unterzeichnenden Redakteurinnen und Redakteure der Bremer Tageszeitungen AG (BTAG) erklären hiermit ihre uneingeschränkte Solidarität mit den streikenden Kolleginnen und Kollegen der "Sächsischen Zeitung" in Dresden.
Die geplante Zerschlagung der einheitlichen Redaktionsstruktur durch Auslagerung und gesellschaftsrechtliche Verselbstständigung einzelner Ressorts soll, so das erklärte Ziel des Verlages, die bislang bestehende Tarifbindung aushebeln.
Dies darf nach unserer Auffassung weder von den Gewerkschaften noch von der Öffentlichkeit hingenommen werden. Eine Redaktion ohne verbindliche und überprüfbare Tarife wäre ebenso Freiwild für Verleger-Willkür wie es die von der "Mittelrhein-Zeitung" zum Streikbruch in Dresden gezwungenen Redakteure gewesen sind.
Wer Redakteurinnen und Redakteure ohne angemessene und allgemein übliche Arbeitszeit-, Bezahlungs- oder Urlaubs-Regelungen beschäftigen will, wird bei nächst passender Gelegenheit auch auf geeignete Qualifikation und letztlich auf journalistische Sorgfalt pfeifen, wenn dies einem vordergründig wirtschaftlichen Nutzen dienlich ist.
Dem Einhalt zu gebieten, sind - über die eigenen Interessen hinaus - die Redakteurinnen und Redakteure der "Sächsischen Zeitung" in den Streik getreten. Dafür haben sie Anspruch auf Anerkennung und volle Unterstützung.
Wir fordern den Verlag der "Sächsischen Zeitung", den Konzern Gruner + Jahr, auf, sein Vorhaben aufzugeben und die bislang geltenden Tarifverträge uneingeschränkt wieder in Kraft zu setzen.
Wir fordern die Sozialdemokratische Partei Deutschlands als Anteilseignerin der "Sächsischen Zeitung" auf, sich öffentlich von den Plänen der Verlagsspitze zu distanzieren. Die SPD wäre gut beraten, sich umgehend von dem Image einer pressefreiheits-feindlichen Partei (dies mit Gruß an Otto Schily & Co.) zu befreien und statt dessen ihre Regierungsmacht zu nutzen beispielsweise für ein neues Arbeitskampfrecht, das Streikbruch unter Strafe stellt.
Mit solidarischen Grüßen
Bremen, den 10. Dezember 1999