letzte Änderung am 24. April 2003 | |
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Magazin der ver.di Betriebsgruppe bei ups Nürnberg - April 2003
Bis 2002 hatten wir zwei Vertreter der offenen Gewerkschaftsliste im Betriebsrat. Die beiden konnten nur wenig von unserem Programm durchsetzen und Beschlüsse, die den Kolleginnen und Kollegen schaden, oft nicht verhindern, denn fast immer wurden sie von der management-freundlichen Mehrheit überstimmt. Trotzdem gelang es ihnen, dank Überzeugungsarbeit, unterstützt von Druck aus der Belegschaft, manches zu erreichen:
So sah sich die Geschäftsführung gezwungen, zumindest einigen Doppelschichtlern endlich Vollzeitverträge anzubieten. Wir konnten durchsetzen, dass die meisten Kollegen nach einem Jahr unbefristete Verträge bekommen.
Unsere Forderung nach Verträgen über beide Schichten für alle "inoffiziellen" Doppelschichtler wurde erfüllt.
Und, um die Liste der Beispiele abzuschließen, das Benehmen von Supervisorn und Managern hatte sich vorübergehend deutlich gebessert.
Im jetzigen Betriebsrat sind wir nicht mehr vertreten. Supervisor T. Dede, der Wahlausschussleiter, hatte uns eine Beanstandung unserer Kandidatenliste erst drei Minuten vor Ablauf der Frist mitgeteilt - so war für uns leider erstmal nichts zu machen: Wir konnten die offene Gewerkschaftsliste nicht zur Wahl stellen.
Den aktuellen Betriebsrat, wieder unter Vorsitz des Supervisors T. Dede, dominieren Sortleiter.
Mindestens einer dieser Sortleiter hat euch vor der Wahl erzählt, er würde eure Interessen gegen T. Dede und dessen Kurs verteidigen; sobald er im Betriebsrat saß, wählte er Dede natürlich zum Vorsitzenden. Uns ist nicht bekannt, dass er oder seine Mitstreiter ihrem Chef im Betriebsrat jemals widersprochen hätten. All das ist bitter für diejenigen, die auf die Versprechen der zweiten Sortleiterliste (Liste Gredic/Alkan) reingefallen sind.
Wir wissen, dass viele von euch wütend sind. Ihr habt den Eindruck, dass die Betriebsratsmitglieder nicht eure Interessen vertreten, sondern nur ihre eigenen? Wir denken, dieser Eindruck ist gerechtfertigt.
Der Betriebsrat sieht seine Aufgabe offenbar darin, allem zuzustimmen, was das Management verlangt.
Selbst ungesetzlichen Kündigungen hat dieser Betriebsrat immer wieder zugestimmt. ups mußte mehrfach so entlassene Kollegen nach teuren Prozessen weiterbeschäftigen. (siehe dazu auch den Artikel "Macht ups krank?" auf Seite 3)
Schritt für Schritt werden die paar Zugeständnisse, die Geschäftsführung und lokales Management der Belegschaft gemacht hatten, wieder zurückgenommen.
Was der Betriebsrat eigentlich macht, verrät er uns nicht.
Welche Betriebsvereinbarungen werden vorbereitet?
Welche Verhandlungen werden mit der Geschäftsleitung geführt?
Was will der Betriebsrat für die Kolleginnen und Kollegen erreichen?
Den Informationskasten des Betriebsrats schmücken die Bilder der BR- Mitglieder. Informationen über Pläne, Aufgaben, betriebliche Probleme etc. sucht man dort vergebens - nur alle paar Monate wird der Text einer bereits abgeschlossenen Betriebsvereinbarung oder eine bizarre Mitteilung, die mit dem Betrieb nichts zu tun hat, ausgehängt.
Was die Belegschaft will, kann ein Betriebsrat z.B. in Abteilungs- und Betriebsversammlungen erfahren.
Wie steht es um die Versammlungen bei ups- Nürnberg?
Sie finden viel seltener statt, als vom Gesetzgeber vorgesehen, ihr Infor-mationsgehalt ist mager, die Möglichkeit Vorschläge zu machen und zu dis-kutieren ist auf der Tagesordnung nicht einmal vorgesehen und darüber hinaus wird die Teilnahme in Nürnberg schlechter bezahlt als in anderen Niederlassungen. Kein Wunder, dass nur wenige Kolleginnen und Kollegen Lust haben, für solche Veranstaltungen ihren freien Samstag zu opfern.
Wenn ein Betriebsrat nicht fähig oder willens ist, sich für die Rechte und Belange der Belegschaft einzusetzen, sollte er sich auflösen und den Weg freimachen für faire Neuwahlen.
Ein Betriebsratsvorsitzender, der nach-weisbar mehrfach nicht dem Betriebs-verfassungsgesetz folgte, sollte nicht auf seinem Stuhl kleben: Er ist dort fehl am Platz.
Das Management und der jetzige Betriebsrat scheinen darauf zu vertrauen, dass ihr die seltsamen Vorkommnisse um die letzte und die vorletzte BR- Wahl schon vergessen habt. Sie verlassen sich, wie es scheint, auf eure Vergesslichkeit oder einfach darauf, dass ihr bei der nächsten regulären Betriebsratswahl nicht mehr in der Firma seid. (Bei einer Personalfluktuation von jährlich über 100% eine naheliegende Überlegung)
Wenn wir Unrecht haben, wenn ihr die Arbeit des Betriebsrates toll findet, was hat er dann bei Neuwahlen unter Beteiligung der offenen Gewerkschaftsliste zu verlieren?
Zyniker meinen, jede Belegschaft hätte den Betriebsrat, den sie verdient.
Wir sagen: Diesen Betriebsrat haben wir mit Sicherheit nicht verdient!
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