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Etwa 40 000 Menschen werden Jahr für Jahr aus Deutschland abgeschoben. Über 100 mal am Tag werden Menschen, die kein Verbrechen begangen haben, ausser jenem, Migrantin oder Flüchtling zu sein, unter Zwang und Gewalt ausser Landes verfrachtet. Die Ausländerverwaltungsbehörden und Polizisten können dabei bequem auf das weltweite Verbindungsbetz der Deutschen Lufthansa AG zurückgreifen. Der Konzern stellt seine Direktflüge für Abschiebungen zur Verfügung und macht sich so nicht nur zum Handlanger der rassistischen Bürokratie, sondern verdient damit auch noch gutes Geld: deportation business.
Wir fordern von der Lufthansa AG, sich aus dem schmutzigen Geschäft mit den Abschiebungen zurückzuziehen. Um dieser einfachen Forderung Nachdruck zu verleihen, rufen wir all jene, die dem zustimmen, zu einem Aktionstag auf. Am 20. Juni 2001 findet die Aktionärinnen- und Aktionärsversammlung der Lufthansa AG in Köln/Deutschland statt. Dort will der Vorstand der Öffentlichkeit und den AnlegerInnen eine gute Bilanz und leuchtende Zukunftsaussichten präsentieren.
Wir werden deutlich machen, dass es gute Zukunftsaussichten nur gibt, wenn der Konzern von den Abschiebeflügen zurücktritt: mit Protestaktionen rund um die Kongresshalle, und erstmals auch mit einer Internet-Demonstration. Da die Lufthansa sich selbst als Netzkonzern zu vermarkten sucht, wird sie auf eine virtuelle Massendemonstration vor ihrem Internetportal besonders empfindlich reagieren.
10.5.01
Pressemitteilung
An die Redaktionen Inland, Wirtschaft, Medien
Antirassistische Gruppen wollen während der Aktionärsversammlung der Lufthansa AG am 20. Juni das Internetportal der Fluglinie blockieren. Die Online-DemonstrantInnen fordern ein Ende der Abschiebungen mit Lufthansa Maschinen.
Schwere Zeiten für die Lufthansa AG: nach einer schlechten Quartalsbilanz und mitten im Tarifstreit mit Cockpit droht dem Aviation Konzern nun auch noch eine Internetdemonstration die Aktionärsversammlung am 20. Juni in Köln zu vermiesen: AbschiebegegnerInnen werfen dem Konzern "Deportation Business" vor und trommeln auf einer eigenen Webseite mit der programmatischen Adresse http://go.to/online-demo für ein virtuelles Go-In bei der Lufthansa.
Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis der boomende eCommerce auch eProtest, wie er in den USA schon bekannt ist, nach sich ziehen würde. Für die Antirassismus-AktivistInnen von Libertad! und kein mensch ist illegal ist dies schon eine Selbstverständlichkeit: "Das Internet ist ein neuer öffentlicher Raum. Wenn man da schmutzige Geschäfte machen kann, kann man dort auch demonstrieren", meint Kampagnensprecherin Anne Morell. Um potentiellen E-DemonstrantInnen die Teilnahme zu ermöglichen, wollen die OrganisatorInnen eine sogenannte "Online Protest Software" auf ihrer Website anbieten. Und um den Charakter einer öffentlichen Demonstration zu unterstreichen, meldete kein mensch ist illegal -Sprecher Jan Hofmann den virtuellen Protest am 10.5.01 beim Ordnungsamt Köln an - per email, versteht sich.
Die "Online-Demonstration against Deportation Business" richtet sich gegen die nach Angaben von Antirassismusgruppen jährlich etwa 10.000 Abschiebungen, die mit Lufthansa-Linienflügen abgewickelt werden. Seitdem am 28. Mai 1999 der Sudanese Amir Ageeb in einer Lufthansa-Maschine unter den Misshandlungen von BGS-Beamten zu Tode kam, sieht sich die zweitgrößte europäische Fluglinie mit lauter werdenden Forderungen nach einem Rückzug aus dem Geschäft mit der Abschiebung konfrontiert. Das antirassistische Netzwerk kein mensch ist illegal hatte eine Kampagne mit dem hässlichen Titel ''Deportation Class'' lanciert, pro asyl und amnesty international schlossen sich in eigenen Stellungnahmen der Forderung der linken Antirassismusgruppen an.
Selbst die ÖTV und Cockpit bedrängten im Herbst 2000 den Konzernvorstand, von den umstrittenen Abschiebeflügen Abstand zu nehmen.
Zwei Tage nachdem Thierry Antinori, Lufthansa Bereichsvorstand Vertrieb, auf der diesjährigen ITB erklärt hatte, der Konzern plane den Online-Verkauf von einer halben Million Tickets im Vorjahr bis zum Jahr 2005 auf 25 Prozent zu steigern, konterten die AbschiebegegnerInnen am 7. März mit einer über Mailinglisten verbreiteten Ankündigung, man werde die Internetportale von Fluglinien blockieren, die mit Abschiebungen Geld verdienen.
Droht nun während der Aktionärsversammlung ein publicityträchtiger Ausfall bei www.lufthansa.com? Das wäre ein denkbar schlechter Start für die hochtrabenden Pläne des Netzkonzerns Lufthansa. "Die Manager sollten sich nicht dem Gedanken hingeben, die Verlagerung der Geschäfte ins Virtuelle könnte bedeuten, dass nun keine Demonstrationen mehr den reibungslosen Ablauf stören", betont Anne Morell. " Der Vorstand wollte unsere berechtigte Kritik aber nicht beherzigen. Wir sind jetzt gespannt, ob die Online-Demo ihre Gedanken beflügeln wird."
Für Libertad! und kein mensch illegal,
Sven Maier
Online-Demonstration against Deportation Business
c/o Mehringhof - Gneisenaustrasse 2a - 10961 Berlin - Deutschland
Internet: http://go.to/online-demo
oder http://stop-depclass.scene.as
eMail: online-demo@gmx.net
Telefon: 0177-5029083
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
LabourNet Germany: Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch The virtual meeting place of the left in the unions and in the workplace |
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