Tarifverhandlungen kommen spät

Zu den Meldungen über Kurzarbeit paßt auch, daß die IGBCE erst spät in Tarifverhandlungen einsteigen will, und zum 30. September kündigen will.

Angesichts aufgelaufener Freizeitkontingente kommt es aber doch seltsam vor, daß erneut über Anhebung des Freischichtenanspruchs verhandelt werden soll, nicht aber über eine dringend nötige Lohnerhöhung.

Die Losung des IGM-Vorsitzenden Zwickel vom „Ende der Bescheidenheit" ist bei vielen auf Sympathie gestoßen, sprach er doch aus, was viele angesichts der letzten Lohnrunden für nötig befanden. Die Unternehmeroffensive der Kohl-Ära mit ständigen Gewinn- und Kurssteigerungen hatte ja die andere Seite: unsere Löhne sanken real. Dazu kam, daß unser Lohnverzicht der RAG den Kauf von ausländischen Zechen ermöglichte, und daß die Gewinne im „weißen Bereich" sprudeln konnten.

Aber die IGBCE wollte nie ein Ende dieser „Bescheidenheit" erreichen, und unter der Parole „Keiner fällt ins Bergfreie" wird erneut Verzicht gepredigt, obwohl die Wirklichkeit längst alles über den Haufen geworfen hat. Durchsetzung der Interessen der Kumpel heißt auch, nicht alles für richtig halten, was von Unternehmensseite kommt, und den Drohungen endlich mal wieder die organisierte betriebliche Kraft entgegenzusetzen. Die Kumpels hätten Sympathie im Revier, wenn zu der Stillegungs- und Arbeitsplatzvernichtungspolitik mal wieder ein deutliches „Nein" gesagt würde!