Kohlekompromiss wiederholt gebrochen
Fast monatlich wird der Stillegungsprozeß beschleunigt, schwimmt sich die RAG für die Zeit nach der Kohle frei.
Seit dem März 1997, als wir –viel zu früh – wieder an die Arbeit gingen, seit dem vagen Kohlekompromiss, der uns den Arbeitsplatzabbau bis 2005 klar vorgab, hat sich für uns Bergleute das bewahrheitet, was die meisten nach langem Kampf nicht wahrhaben wollten: die RAG erhöht den Druck auf die eigene Belegschaft.
Der Subventionsrahmen, den die Politik ’97 zugestand, wurde bisher eingehalten, wenn auch die rosa-grünliche Regierung in Teilen schon wieder laut über weitere Kürzungen nachdenkt. Aber die RAG setzt nun ihre Unternehmensinteressen kalt lächelnd gegen die Bergleute durch. Vorgezogener Rückzug aus Abbaufeldern, vorgezogene Stillegungen, Kokereischließungen, Kurzarbeit – und damit unerhörter Druck auf die Belegschaften.
Verpflichtung zu entgeltloser Mehrarbeit, Stagnation in der Lohntüte, immer mehr Freizeitansprüche, die uns ins Geld gehen und die wir vor uns her schieben, drohende Einschnitte ins Weihnachtsgeld für noch mehr Freischichten, das sind nur einige Druckpunkte, mit denen die Belegschaften dafür „belohnt" werden, daß sie die Subventionen für den Konzern erstritten haben. Hinzu kommt für immer mehr Kumpel die Verlegung, damit einher gehende Lohneinbußen, immer längere Anfahrtswege. Die jüngeren Kollegen werden inzwischen zwangsberaten, wie sie aus dem Bergbau abkehren können.
Das alles ist nur für die Belegschaft schlecht; für den Konzern aber ist das gut: er verteuert den Kohlepreis, indem er bei der Zulieferung den Wettbewerb ausgeschlossen hat – die DSK muß teuer bei den RAG-Töchtern einkaufen. Was an heimischer Förderung wegfällt, wird auf dem internationalen Kohlemarkt viel günstiger durch den RAG-Handel eingeführt. Und die Subventionen fließen weiter für Kurzarbeit und weitere Stillegungen.