Bergarbeiter-Info Nr. 27 vom Dezember 1999

Was für ein "Bananenbieger" wird denn jetzt bei der RAG Chef ?

Karl Starzacher - auch als ein Preuße aus Österreich bezeichnet - ist nach schwerem Ringen hinter den Kulissen zwischen SPD, Gewerkschaften und Kapitaleignern zum neuen Boß für die RAG gewählt worden. "Einvernehmlich mit allen Beteiligten" war natürlich später in der Presse zu lesen.

Um seine Benennung gab es jede Menge Querelen. Er wurde als "Eichels Joker für das Revier" bezeichnet, als "Versorgungsfall im SPD-Filz", als "sparsamer Kassenwart mit einer bis zur Pedanterie neigender Korrektheit" geschimpft oder als "kleingeistig oder kleinkariert" tituliert. Er wurde als "hessisches Sparbrötchen, das jetzt privat Millionen schaufelt" hingestellt.

Seit 1975 war er in verschiedenen Positionen im hessischen Landtag, bis er zuletzt bei der Hessenwahl als Finanzminister scheiterte. "Ich habe mich nie als gescheiterter Finanzminister gefühlt" so Starzacher. Danach hatte er ersteinmal - außer seinem Landtagsmandat - nichts zu tun, gab er in aller Offenheit preis. Der Verlust des Dienstwagens und anderer Statussymbole habe ihn nicht belastet, nur die Frage "Was machst Du denn jetzt mit deiner Zeit", habe ihm schlaflose Nächte bereitet. Er fühlte sich nicht ausgelastet. Deshalb habe er wiederholt das Gras in seinem Garten gemäht, "obwohl das gar nicht nötig war!"

Noch offener schätzt er sich selbst ein: "Ich war kein Hoffnungsträger in der SPD. Ich galt immer als einer der Rechten (!)".

Er scheint auch viel zu träumen, denn "Essen ist eine schöne Stadt, mit viel grün und viel Wasser". Auch war er völlig überrascht, als er zum RAG-Chef befördert wurde: "Das habe ich mir nach der Wahl so nicht vorstellen können, mit so etwas kann man nicht rechnen." Scheinbar war ihm auch seine neue Aufgabe nicht klar, denn erst als er den RAG-Führungskräften vorgestellt wurde, habe er realisiert, daß von Januar an "die Verantwortung bei mir liegt. Da habe ich schon tief durchgeatmet" (!).

Was soll nun dieser Mann, der bislang nur mit dem spitzen Bleistift regiert hat und überhaupt keine unternehmerischen Erfahrungen besitzt ? Warum ist er von den Kapitaleignern wie Thyssen und VEBA akzeptiert worden ?

Entweder er wird vorgeschoben, um über seinen guten Draht zu Bundesfinanzminister Eichel weiter Subventionen zu besorgen oder er wird Konkursverwalter für den Bergbau-Bereich, wenn die RAG zerschlagen und ihre profitablen Töchter gewinnbringend verkauft oder von den Anteilseignern eingesackt werden. Oder dieser Prozeß dauert etwas länger und er hat beide Aufgaben.

Wir müssen wachsamer denn je sein !