Bergarbeiter-Info Nr. 27 vom Dezember 1999

Jobsuche: Der Druck auf junge Kumpel nimmt massiv zu !

DSK-Vorstand Jacob " Junge Leute haben im Bergbau keine Chance mehr." Auszubildende außerhalb der Bergbauberufe werden nur noch befristet übernommen. Abfindungen werden erhöht – die sogenannte Mobiltätshilfe.

Und der Druck auf die jungen Kumpel nimmt massiv zu. So flatterte allen DSK-Beschäftigten ein Fragebogen ins Haus, worin die Qualifikationen und die Berufswünsche außerhalb des Bergbaus abgefragt wurden. Der soll dann mit den angebotenen Stellen, für die sogenannte Akquisiteure durchs Land ziehen, abgeglichen werden. Der Personalvermittlungsbeauftragte spricht dann alle infrage kommenden Kumpel an. Mit dem Fragebogen sollten laut DSK-Chef Beermann besonders die Familien einbezogen werden, damit auch von zu hause aus der Druck der Familie erhöht wird. Diese ganze Aktion ist letztendlich nicht ausgereift, aber auf höchster Betriebsratsebene beschlossen. Das EDV-System funktioniert nach Aussage der Personalsachbearbeiter nicht richtig. Aber letztendlich geht es darum wohl auch gar nicht. Hier soll ein weiteres Druckmittel geschaffen werden, die Kumpel aus dem Bergbau zu vertreiben. So werden sogenannte Pflichtgespräche geführt, in denen den jungen Leuten bis 40 klar und deutlich zu verstehen gegeben wird, daß sie über sind. Offen ist noch, welche Mittel das Unternehmen anwendet, wenn der Kumpel die Stellenangebote ablehnt.

Der Verband der Führungskräfte spricht von zweimal, dann soll sich von den Mitarbeitern getrennt werden !

Und auch hier sprechen wieder einmal Unternehmen und Gewerkschaften eine Sprache. Hardy Walter, IGBCE-Bezirkschef aus Recklinghausen: "Wenn ihm ein zumutbarer Arbeitsplatz angeboten wird, dann muß er diese Chance wahrnehmen." Un d DSK-Chef Beermann: "Jetzt muß der Druck so stark erhöht werden, das auch wirklich das letzte Angebot genutzt werden kann." Und Arbeitsdirektor Brosch: "Wer ein vernünftiges Angebot für einen Arbeitsplatz außerhalb der DSK ohne triftige Gründe ablehnt, belastet unnötig die bergbauliche Solidargemeinschaft, der stellt sich selbst ins Abseits."

Hier werden die Verhältnisse auf den Kopf gestellt. Plötzlich ist der Kumpel unsolidarisch, wenn er dem Druck des Unternehmens nicht nachgeben will.

Wir verwahren uns dagegen, daß dieses Wort, das in der Geschichte der Arbeiterbewegung immer eine besondere Bedeutung hatte, hier von Unternehmervertretern für ihre Zwecke mißbraucht wird !