Bergarbeiter-Info Nr. 27 vom Dezember 1999

Tarifabschluß 1999: Lohneinbußen gehen weiter

Und wieder, wie zuvor schon beim Kauf von Freischichten vom Weihnachtsgeld, vergießt die IGBCE bittere Krokodilstränen ob der elendigen Lage der notleidenden DSK und präsentiert dann einen Lohnabschluß, bei dem jetzt alle Kumpel Schubkarren kaufen, um ihre Löhne von der Bank zu holen: 400 Mark Abschlag, und das auch erst im April! Das entspricht je nach Lohngruppe ca. 0,7 Prozent!

Für uns Kumpel ist natürlich kein Geld da. Daß aber die Zechen gezwungen sind, überteuert im wettbewerbsfreien RAG-Konzern einzukaufen, was schließlich nicht unwesentlich zu hohen Kohlepreisen führt, davon kein Wort. Schließlich wird hier erwirtschaftet, was der RAG ihr weltweites Engagement ermöglicht.

Und wo früher noch versucht wurde, die Lasten auf alle zu verteilen, setzt sich im neuen Tarifvertrag der Zwei-Klassen-Azubi durch. Der eine mit bergmännischem Ausbildungsziel wird übernommen – der Handwerker nicht.

Weiterhin legt der Tarifvertrag fest – was wenig bekannt ist – daß die 1999 geleistete Mehrarbeit, di erst im Jahr 2000 abgefeiert wird, Zählschicht für PF-Schichten ist.

Und wiederum wird angekündigt, daß die Regelung bei den Klimaschichten geändert werden muß. Daß der Unternehmensverband mit seinem erzwungenen und von der IGBCE mitgetragenen Ausstieg aus der alten Regelung unzufrieden ist, macht seine Kopflosigkeit deutlich. Jetzt jammern sie, legen aber kein eigenes Konzept vor. Man muß befürchten, daß auch hier wieder die IGBCE vorauseilend Gehorsam üben wird. Denn die in der Tarifinformation angesprochene "Ungerechtigkeit" bezieht sich darauf, daß Kumpel mit schachtnahen Arbeitsplätzen im Klimabereich weiter auf 7 Stunden rausfahren, aber genauso viele Warmfreischichten erwerben wie 8-Stünder im Klimabereich. Man mag sich gar nicht weiter in die Haarspaltereien reindenken: gebt uns die alte Regelung wieder zurück – jede Klimaschicht 7 Stunden!

Was bleibt zu diesem Tarifabschluß zu sagen? Angesichts der seit Anfang der 90er Jahre anhaltenden Lohneinbußen, angesichts ständig steigender Lebenshaltungskosten hat die IGBCE wohl mehr das Unternehmerinteresse als unsere Interessen im Auge gehabt. Denn obwohl für uns kein Geld vorhanden ist, kann die DSK in grundherrlicher Art großzügig 500 Millionen DM Subventionen für 1999 zugunsten des Eichelschen Sparpaketes ein Jahr lang zurückstellen. Natürlich kann die DSK großzügig sein! Ist es doch das Geld der Kumpel, mit dem die DSK zum Eichelschen Sparpaket beiträgt. Denn die 400 Mark Einmalzahlung spielt bei der nächsten Lohnrunde keine Rolle mehr. Das Lohnniveau ist weiter auf dem Stand von 1998.

Daß die 400 Mark erst im April 2000 ausgezahlt werden, aber schon 1999 in die Bilanzen der DSK kommen, das wollen wir angesichts des ganzen Grauens mit höhnischem Spott zur Kenntnis nehmen.

Angesichts dessen, daß es gerade die IGBCE ist, die sich für die DSK gegenüber den Kumpeln donnernd ins Zeug legt, ob beim Freischichtenkauf, ob beim Personalabbau oder nun bei den Tarifen, bleibt vielen von uns die Frage, ob die IGBCE überhaupt noch unsere Interessen wahrnehmen kann. Wenigstens steigt bei dieser Lohnerhöhung nicht der Gewerkschaftsbeitrag.