Bergarbeiter-Info Nr. 27 vom Dezember 1999

Internationales:

Unruhe in Rumänien

Im Steinkohlerevier Schil-Tal (Südwestrumänien) haben 161 arbeitslose Bergleute mit kollektivem Selbstmord gedroht. Sie haben der Regierung eine Frist zur Erfüllung ihrer Forderungen gesetzt. Die Kumpel sind seit 3 Wochen im Hungerstreik.

100 000 Bergleute hatten vor 2 Jahren nach Entgegennahme von Abfindungen freiwillig gekündigt. Sie hatten auf das Versprechen der Regierung gehofft, Ersatzarbeitsplätze zu schaffen. Doch diese sind ausgeblieben und die Kumpel haben nun nach Aufzehrung der Abfindung keinen Anspruch mehr auf staatliche Unterstützung. Das ist der Grund für diese Unruhe und diese auswegslose Situation der Selbstmorddrohung. Anfang des Jahres hatten die Kumpel mit einem Marsch auf Bukarest für Aufsehen gesorgt, der nur mit Militärgewalt zurückgedrängt werden konnte.

2-Tage-Streik im spanischen Bergbau

Fast alle der 20 000 Beschäftigten im nordspanischen Bergbau folgten dem Streikaufruf der Gewerkschaften. Im Kohlebergbauplan von 1998-2005 wurde die Schaffung von Ersatzarbeitsplätzen für die geschlossenen Gruben vereinbart. Aber bis heute sind diese nicht in der verabredeten Zahl geschaffen worden.

Weitere Zechenschließungen in China

Bislang sind von dem Schließungsplan 23 168 kleine Bergwerke geschlossen worden. Das entspricht 90% des Planes für dieses Jahr. 70 Mio to Kohle liegen auf Halde. 14 660 Bergbaukumpel sind im letzten Jahr durch Unfälle ums Leben gekommen.

Weltbank fordert weitere Schließungen in Rußland

Um die Löhne der Bergleute im 2.Halbjahr zahlen zu können benötigt Rußland weitere Kredite der Weltbank. Doch diese nimmt weiteren Einfluß auf die Produktion und verlangt eine Korrektur des Schließungsplanes. Daraufhin erhöhte die russische Regierung den Plan für die Zechenschließungen von 46 auf 60 Bergwerke.

Demonstration der ukrainischen Bergleute

Frauen und Kinder aus Lugansk setzen ihren Protestmarsch wegen der ausstehenden Löhne auf das 800 km entfernte Kiew fort.

Aus anderen Regionen der Ostukraine sind ebenfalls rund 1000 Kumpel unterwegs. Im Donetsk streiken 1 400 Kumpel für ihre Löhne und für bessere Sicherheitsmaßnahmen. Erst im Mai waren bei einer Methangas-Explosion 40 Kumpel ums Leben gekommen. Mit 200 tödlichen Unfällen im ersten Halbjahr erreichte die Ukraine einen unrühmlichen Rekord. 2/3 der ukrainischen Zechen sind Marode und es wird hier nichts mehr investiert. Sie werden aber auch nicht geschlossen, weil es keine Alternativ-Arbeitsplätze gibt.

Besetzungen im polnischen Bergbau

Der polnische Bergbau wird nach neuen Berechnungen nicht im Jahre 2001 erste Gewinne machen, sondern erst nach weiteren Stillegungen im Jahr 2002.

In den ersten 9 Monaten wurde ein Verlust von 1,2 Mrd DM gemacht. Inzwischen liegen 6 Mio to auf halde und können nicht verkauft werden.

Geplant ist bis 2002 noch der Abbau von 40% der Kapazitäten und die Zahl der Kumpel soll von 190 000 auf 122 000 reduziert werden. Doch dieser Prozeß geht nicht ohne Unruhen ab. So haben in Kattowitz Bergleute das Verwaltungsgebäude der Bergbaudachgesellschaft besetzt und verlangten die Rücknahme der Stillegung ihrer Zeche in Sosnowitz. Desweiteren zogen über 400 Kumpel aus Oberschlesien nach Warschau, besetzten die Räume des Arbeitsministeriums und blockierten die Zufahrten des Finanzministeriums. Nur mit Schlagstockeinsatz konnte die Polizei diese Aktion beenden. Die Kumpel fordern in ihrem unbefristeten Protest höhere Subventionen, höhere Abfindungen, mehr Geld für Erschwerniszulagen und für die Umschulung der 34 500 Kumpel. Bei einem großen Protestmarsch in Warschau wurde der Bergbau symbolisch zu Grabe getragen. Mehre hundert Kumpel halten an zwei Punkten in Südwestpolen die lebenswichtigen Bahngleise nach Warschau besetzt und blockiert.