VW-Emden: Alle Baender standen still...

Selbstorganisierter Streik fuehrt zum Erfolg

 

VW-Werk in Emden, Ostfriesland, mit 10 000 Beschaeftigten der groesste Unternehmer der Gegend. Hier wird der VW-Passat gebaut.

Zum 3. Mai 1999 sollten die befristeten Arbeitsvertraege von 550 Zeitarbeitern auslaufen und die Leute nach Hause geschickt werden. Damit waren die Betroffenen selbst und die Festangestellten nicht einverstanden. Sie forderten gemeinsam deren Uebernahme in ein festes Arbeitsverhaeltnis.

Am 28. April waere der letzte Arbeitstag der Zeitarbeiter gewesen. An diesem Donnerstag marschierte die Fruehschicht zum Verwaltungsgebaeude und forderten die Festeinstellung. Die Geschaeftsleitung weigerte sich. Der Betriebsrat genehmigte ab sofort keine Ueberstunden mehr. Die Kollegen gingen erstmal zurueck an die Baender. Die Spaetschicht arbeitete eine halbe Stunde, ging auch zum Verwaltungsgebaeude und trug erneut ihre Forderung vor. Die Geschaeftsleitung weigerte sich immer noch. Das war zuviel.

Die Spaetschicht schaltete alle Baender ab und das gesamte Werk streikte den Rest-Donnerstag und Freitag. Mit sofortigem Erfolg: die Zeitarbeiter koennen erst einmal fuer ein weiteres halbes Jahr bleiben. In der gesamten VW-AG wurden die befristeten Arbeitsvertraege auf 24 Monate verlaengert.

4000 Autos wurden nicht gebaut im Emdener Werk. Jeder kann sich ausrechnen, was das fuer ein Verlust fuer VW bedeutet.

Die IG Metall, wohl in Worten auf Seiten der Kollegen, zahlte fuer die zwei Tage keine Streikgelder. Begruendung: dies sei kein Streik der Gewerkschaft gewesen, sie haetten Friedenspflicht. Darueber waren die Kollegen maechtig sauer, zumal der Betrieb zu ueber 90% organisiert ist.

Hier ging es nicht um Lohnerhoehung. Es war ganz einfach entschlossen durchgesetzte Solidaritaet, die auch den Festangestellten zu Gute kommt, nach dem Motto:"Heute ihr, morgen wir". Dabei ging die Aktion von der Belegschaft selbst aus. Sie hat nicht auf die Gewerkschaftsfuehrung gewartet. Sie hat sich auch nicht einlullen lassen von der Geschaeftsleitung, die meinte, die Prognosen fuer die Zukunft seien schlecht. Kurz mal 1 1/2 Tage gestreikt, und schon ist die Forderung erstmal erfuellt. Ein Beispiel, dass hoffentlich Schule macht.

(Wir danken Michael Strotmann fuer die Meldung)

 

aus: direkte Aktion - anarchosyndikalistische Zeitung - Nr.134