Übersetzung
01.04.2000
von Bonisile Mzeku für das und im Namen des Uitenhagen-Krisen-Kommittees und 13 Shopstewards, die 1300 entlassene VWSA-ArbeiterInnen repräsentieren
Liebe Freunde und Kollegen,
Zunächst einmal möchten wir uns bei allen Kolleginnen und Kollegen in Deutschland für den warmen Empfang bedanken, den Ihr uns auf unserer jüngsten Reise durch Euer Land bereitet habt, bei der wir versucht haben, für Solidarität mit den 1300 entlassenen VW-Arbeitern in Südafrika zu werben. Mein Rückflug nach Südafrika war für den 29. März 2000 gebucht und ich bin nach Hause zurückgekehrt. Wir hatten darum gebeten, daß die Organisatoren der VK-Versammlung in Kassel, das für den 03. April angesetzt war, uns erlauben würden, daran teilzunehmen, so daß wir unsere Angelegenheit und Haltung zu dem Konflikt bei VW in Südafrika persönlich darlegen und alle Mißverständnisse klären könnten. Wir waren sogar bereit, unseren Rückflug nach Südafrika auf einen Termin nach einem solchen Treffen zu verschieben. Die Organisatoren haben unsere Teilnahme, sogar unsere Anwesenheit als Beobachter abgelehnt. Aufgrund der geringen Aussicht darauf, mehr VW- Arbeiter und -Arbeiterinnen zu treffen, sind wir nach Südafrika zurückgekehrt.
Wir sind enttäuscht und empört, daß wir an der Versammlung vom 03.April nicht teilnehmen konnten, besonders deshalb, da die Angelegenheit der Entlassungen in Südafrika auf dem Treffen diskutiert werden sollte. Das grundlegende demokratische Prinzip der Gewerkschaftsbewegung ist es, daß es Dir erlaubt sein muß, Deinen Fall persönlich vorzutragen, und nicht, daß ein anderer eine eigene Version in Deiner Abwesenheit darlegt. Wir wären noch immer bereit, einen Delegierten zu Euch zu schicken, der Euch unsere gegenwärtige Situation im Ganzen schildert, leider verfügen wir aber nicht über die Mittel, um eine weitere Reise zu finanzieren.
Das Treffen am 03. April wäre für uns sehr wichtig gewesen, da unser Fall am 05. April in einem ersten Gütetermin verhandelt wird, das heißt in einem Schlichtungsverfahren zwischen den 1300 entlassenen Arbeitern und dem VWSA-Management. Es ist von großer Bedeutung für uns, daß der größtmögliche Druck auf das Management von VW Südafrika ausgeübt wird, um die 1300 Arbeiter ohne Bedingungen wiedereinzustellen. Die 1300 Arbeiter stehen alle bereit, um ihre Arbeit sobald wie möglich wieder aufzunehmen, so daß der Betrieb die Qualität, die im letzten Jahr erreicht wurde, wieder erlangen und aufrechterhalten kann.
Als Arbeiter waren wir immer bereit, mit der Betriebsleitung zu sprechen, aber seit die Probleme am 20. Januar 2000 begonnen haben, hat sich die Betriebsleitung geweigert, mit uns zu sprechen. Mehrmals haben wir sie aufgefordert, mit uns zu verhandeln, aber jedes Mal hat die Betriebsleitung dies abgelehnt und darauf bestanden, daß sie nur mit bezahlten Sekretären von Numsa, und nicht mit irgendeinem Arbeiter noch einem ihrer Vertreter sprächen.
Weil die Numsa-Sekretäre uns Arbeiter nicht vertreten, sind alle entlassenen Arbeiter wie auch die Mehrheit der Arbeiter im Betrieb aus der Gewerkschaft Numsa ausgetreten. Nun wird Numsa nicht einmal mehr vom Management von VW Südafrika anerkannt. Die Arbeiter haben jetzt begonnen, sich einer unabhängigen Gewerkschaft anzuschließen, der Oil Chemical General and Allied Workers Union, Ocgawu, weil diese seit der Massenentlassung die einzige Gewerkschaft ist, die in konkreter und konsequenter Weise Hilfestellung geleistet hat.
Am 09. Februar, als wir bereits entlassen worden waren, fand in Johannesburg ein Treffen statt. Die Betriebsleitung hat sich geweigert, einen unserer Delegierten daran teilnehmen zu lassen, und statt dessen wurde ein anderer Arbeiter, der nicht einmal Shopsteward war, von den Bossen zu dem Treffen geschickt. Das Thema der Entlassungen wurde nicht einmal auf die Tagesordnung gesetzt, und nicht einer der Anwesenden der Versammlung hat den Status der VWSA-Arbeiter von Uitenhage in Frage gestellt. Es wurde die Haltung eingenommen, daß die 1300 nicht länger zu VW gehörten und dementsprechend keinen Tagesordnungspunkt wert waren. Kollege Uhl hat tatsächlich einen der VWSA Shopsteward angerufen, als er in Uitenhage war, aber die ganze Sache ist auf sehr verdächtige Art und Weise vonstatten gegangen, in Zusammenarbeit mit dem Management nämlich; also hat das Komitee niemanden geschickt, um ihn zu treffen. Stattdessen hat das Komitee einen Brief an den Kollegen Uhl geschickt, in dem ihm erklärt wurde, was geschehen war.
Als der VW-Weltbetriebsrat im März in Brasilien zusammengekommen ist, hat Kollege Uhl sich mit unseren Vertretern getroffen, die wir trotz unserer knappen Mittel dorthin gesandt hatten. Er traf sich mit ihnen am ersten Abend der Weltbetriebsratsitzung in dem Hotel, in dem sie abgestiegen waren, und gab ihnen die Anweisung, sofort nach Hause zurückzukehren. Er legte Ansichten dar, die mit denen der Bosse identisch waren. Er verweigerte ihnen den Status als Beobachter und die Möglichkeit, während der Versammlung etwas zu sagen. Sogar den Tagungsort des VW-Vorstandstreffens hat er vor unseren Delegierten geheimgehalten! Wieder war die Thema der Entlassungen nicht auf der Tagesordnung.
Bevor wir in Deutschland ankamen, haben wir den Kollegen Uhl in einem Brief dringend darum ersucht, sich mit uns zu treffen, bevor die Angelegenheit öffentlich gemacht würde. Uhl war daran nicht interessiert. Sogar jetzt, in dieser späten Phase, appellieren wir an Uhl, seine Haltung zu ändern. Ein ArbeiterInnenvertreter muß zuerst und unter allen Umständen die ArbeiterInnen und ihre Interessen vertreten. Das heißt, er hat sich persönlich über die Fakten, die einem Streit zugrunde liegen, zu informieren, und zwar durch die betroffenen ArbeiterInnen selbst. Was wir in Bezug auf die Führungsetagen zu sagen haben, ist, daß wir nicht vergessen sollten, daß die Interessen der ArbeiterInnen und die der Bosse niemals die selben sind.
Wir brauchen Eure Solidarität und Unterstützung noch immer und bitten Euch um Folgendes:
Der Betriebsrat/Vertrauenskörper sollte ein Protestschreiben an das Management von VW Südafrika richten, in dem dieses aufgefordert wird, die 1300 Arbeiter bedingungslos wiedereinzustellen [mit einer Kopie an uns].
Wir sind jederzeit bereit, einen anderen Delegierten der entlassenen Arbeiter von VWSA nach Deutschland zu senden, um mit allen VW Betriebsräten zu sprechen und auf Vollversammlungen der ArbeiterInnen zu reden, damit wir Solidarität mobilisieren können in Form von finanzieller Unterstützung und anderen Aktionen , die die ArbeiterInnen für angemessen halten.
Die IG Metall und der Internationale Metallarbeiterbund sollen auffordert werden, ähnliche Protestschreiben an das Management von VWSA zu richten. Sie sollten darum ersucht werden, internationale Solidarität zu mobilisieren, Solidarität in jedweder Form, die sie für angemessen halten.
Wir bitten Euch um jede andere Art von Unterstützung, die Euch in dieser Angelegenheit angebracht erscheint, um die Wiedereinstellung der 1300 entlassenen Arbeiter zu gewährleisten.
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