Berlin, 15.2.2000
Mit großer Empörung habe ich erfahren, daß der VW-Konzern in Südafrika über 1300 Beschäftigten gekündigt hat, die sich gezwungen sahen, gegen die sich verschlechternden Arbeitsbedingungen und die Entlassung von 13 kritischen Vertrauensleuten, in den Arbeitskampf zu treten.
Als Betriebsrat und Vorsitzender des Vertrauensleutekörpers von Bosch-Siemens-Hausgerätewerk, das ebenfalls weltweit tätig ist, weiß ich aus eigener Anschauung von der Notwendigkeit, die KollegInnen in anderen Betrieben zu unterstützen. Nur so können wir ArbeitnehmerInnen es schaffen, gegenüber den zentral handelnden Vorständen der multinationalen Konzerne so geschlossen aufzutreten, daß wir nicht immer auf der Verliererseite stehen.
Die überaus begrüßenswerte Tatsache, daß in Südafrika das Apartheidregime zu Fall gekommen ist kann nicht bedeuten, daß jegliche Maßnahme von Regierung, Polizei und VW-Konzern gegen die Beschäftigten kritiklos hingenommen werden muß.
Als langjähriges IG-Metall-Mitglied weiß ich auch, daß die innergewerkschaftliche Demokratie und die Einbeziehung der Basis in den Willensbildungsprozeß ein kostbares Gut ist, das ständig aufs Neue verteidigt werden muß.
Daß gegen die Absetzung der 13 Vertrauensleute bei VWSA in Uitenhage ein wochenlanger Streik mit tausenden Beteiligten stattfand, der nur durch Entlassungen und massiven Druck beendet werden konnte zeigt, daß diese Normen nicht hinreichend berücksichtigt worden sind.
Als Gewerkschaftler in Deutschland haben wir die Pflicht, zu dem Vorgehen des VW-Konzerns nicht zu schweigen.
Deshalb unterstütze ich die Forderungen der im Uitenhage-Krisen-Komitee zusammengeschlossenen südafrikanischen Arbeiter:
Rücknahme aller Entlassungen!
Keine Sanktionen gegen die Streikenden und ihre Unterstützer!
Eine klare Stellungnahme des Betriebsrates und der IG Metall bei VW-Deutschland
zu Gunsten der südafrikanischen KollegInnen!
Insbesondere sollte der Bitte der Betroffenen nachgekommen werden, eine unabhängige
Delegation nach Südafrika zu schicken, um in dem Konflikt zwischen der
NUMSA und den Beschäftigten zu vermitteln.
Auch schließe ich mich ihrer Bitte an, ihnen finanzielle Unterstützung
zukommen zu lassen.
Hakan Doganay
VKL-Vorsitzender Bosch-Siemens-Hausgerätewerk Berlin
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