Abs.: Belegschaftsliste, c/o Hufschmidt, Varresbecker Str.133, 42115 Wuppertal

An den
Betriebsrat Volkswagen

Wolfsburg

 

Anschrift:

Belegschaftsliste

c/o Hufschmidt Varresbecker Str. 133
42115 Wuppertal
Tel.:+49(0)202-711623
FAX:+49(0)202-2741575
http://home.wtal.de/bl

Wuppertal, den 09.02.2000

Liebe Betriebsratskollegen bei VW,

von Freunden aus Südafrika erfahren wir von dem Vorgehen von VWSA, das mit der deutschen Zentrale nicht nur abgestimmt, sondern sogar von hier aus angeordnet sein soll.

Wir finden es nicht nur unglaublich, daß es sich ein deutsches Unternehmen mal wieder erlaubt, in einem Entwicklungsland den Herr-im-Hause-Standpunkt herauszukehren, um unbequeme Gewerkschafter loszuwerden, es werden sogar 1300 weitere Menschen als Geisel genommen, um die Akzeptanz für den Entfernung dieser Kollegen im Werk unter der Androhung der Vernichtung ihrer Lebensgrundlage, nämlich ihres Arbeitsplatzes, zu erpressen.

Von verschiedenen DGB-Veranstaltungen und aus Funk und Fernsehen wissen wir über Eure internationale Vernetzung auf Arbeitnehmerseite. Wir können uns nicht vorstellen, daß das Vorgehen des Unternehmens Eure Zustimmung findet, hören allerdings nichts von den deutschen Arbeitnehmervertretern hierzu. Auch bei aller möglichen Kritik an dem Vorgehen der von der Belegschaft gewählten Shopstewards, kann es doch nicht akzeptiert werden, daß man Kollegen auf diese Weise kaltstellen will. Für gewerkschaftsinterne Auseinandersetzungen muß eine Form gefunden werden, die die Kollegen der Basis einbezieht und deren Willensbildung berücksichtigt. Es kann doch nicht dem Unternehmen überlassen werden, mit Ultimaten Entscheidungen herbeizuführen, die die Lebensgrundlage von Menschen, die sowohl in der jüngeren Vergangenheit viel erlitten haben, als auch noch in der Gegenwart unter der ökonomischen Apartheid leiden, bedrohen. Wir können aus Kenntnis der Situation in Südafrika eine Aussage, es handele sich, bei den von den Kollegen gestellten Forderungen, um "unverschämte" Forderungen nicht akzeptieren.

Wir bitten Euch, nicht nur wegen der konkreten Situation, sondern auch aus prinzipiellen Gründen:

  1. auf das Unternehmen einzuwirken, alle entlassenen und suspendierten Kollegen (auch die 13 Shopstewards) zu den alten Bedingungen und ohne Vorbedingungen wieder einzustellen.

  2. Streikbrechereinsatz und Aufholarbeiten in den deutschen Werken nicht zuzustimmen.

  3. zu prüfen, ob es zutreffend ist,

Den Kollegen in Südafrika wird der Eindruck vermittelt, als billige der deutsche Betriebsrat das Vorgehen des Unternehmens, das ja eindeutig gegen Gesetz, Verträge und gewerkschaftliche Grundprinzipien verstößt.

Wir würden uns freuen, wenn von der Arbeitnehmerseite ein anderes Bild von deutschem Auftreten vermittelt werden könnte.

Mit kollegialen Grüßen

Kopie:
IG Metall

 


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