LabourNet Germany | ||||
Home | Über uns | Suchen | Termine |
Am 19.April geht der seit über einem Jahr anhaltende Konflikt bei VW Südafrika (VWSA) vor das Oberste Arbeitsgericht. Das Gericht wird entscheiden, ob die Entlassung von 1.300 Kolleginnen vor einem Jahr rechtens war. Die ganze Erfahrung zeigt, dass Arbeitnehmer kaum durch Gerichte zu ihrem Recht kommen können. Deshalb ist es an der Zeit wiederholt massiv gegen die Entlassungen zu protestieren, ihre Wiedereinstellung und die Anerkennung ihrer gewählten Vertrauensleute und der von ihr gewählten Gewerkschaft zu kämpfen.
Nach einer Standortvereinbarung zwischen dem VW-Management und Gewerkschaftsfunktionären der Metallergewerkschaft NUMSA sollen Arbeitnehmer in Südafrika die weltweit besten VW-Standards bezogen auf Produktivität, Liefertreue, Kostengünstigkeit und Zuverlässigkeit erfüllen oder sogar übertreffen und das für ein Drittel der deutschen Löhne. 13 gewerkschaftliche Vertrauensleute waren gegen diese Vereinbarung aufgetreten und haben die Gewerkschaftsführung kritisiert, dass sie über die Köpfe der Belegschaft hinweg diese Vereinbarung unterschrieben hat. Daraufhin wurden sie von ihrer Gewerkschaft von ihren Funktionen enthoben und danach entlassen. Aus Protest dagegen trat die Belegschaft in einen spontanen Streik. 1.300 Streikende haben sich einem Ultimatum der Firmenleitung zur Beendigung des Streiks nicht gefügt und wurden entlassen.
Während VW es sich leistet in diesem Konflikt auf Zeit zu spielen und sich die teuersten Anwälte einkauft, befinden sich die Entlassenen und ihre Familien inzwischen in ungeheuerer Not. Bereits im letzten Jahr mußten sie darum kämpfen überhaupt Arbeitslosengeld zu bekommen. Und das beträgt nur ca. 30 Mark im Monat. Im Januar diesen Jahres erhielten sie die letzte Zahlung. 8.000 Schüler und Studenten können ihre Ausbildung nicht fortsetzen, weil ihre Eltern nicht mehr das nötige Schulgeld aufbringen können. Die Banken lassen inzwischen Entlassene und ihre Familien aus ihren Häusern zwangsräumen. Anfang des Jahres verlor die Frau eines entlassenen Kollegen ihr Baby, weil sie keine Krankenversicherung mehr hatte und sich deshalb nicht ärztlich behandeln lassen konnte. Sechs entlassene Kolleginnen sind inzwischen gestorben.
Trotz aller Härten führen die Entlassenen einen entschlossenen Kampf für ihre Wiedereinstellung. Im Mai letzten Jahres sind sie aus der Metallergewerkschaft, deren Führung mit dem Management von VW zusammenarbeitet , ausgetreten und der kämpferischen Gewerkschaft OCGAWU beigetreten. Ihre neue Gewerkschaft steht voll hinter den Kollegen und organisierte in Südafrika in dem einjährigen Kampf mehrmals Massenproteste. Vor kurzem demonstrierten 2.000 Leute vor Banken und Ämtern, die Zwangsräumungen durchführen wollten gegen verschuldete Familien.
Den Entlassenen und ihrer Gewerkschaft ist es zum Leidwesen der VW-Bosse auch gelungen, den Konflikt international bekannt zu machen und dadurch internationale Solidarität und Unterstützung zu organisieren. Auch in Deutschland bekunden viele örtliche Metaller und Funktionäre ihre Solidarität (auch mit hohen Spenden bis zu 1.000 Mark). Selbst gewerkschaftliche Veranstaltungen in mehreren Orten waren im Februar 2001 bei einer Rundreise von südafrikanischen OCGAWU-Gewerkschaftern möglich.
Leider steht die Mehrheit der Betriebsräte bei VW und auch der IGM-Apparat in diesem Konflikt offen auf Seiten des VW-Managements. Jeglicher Versuch in den VW-Werken hierzulande Solidarität zu organisieren wird mit bürokratischen Mitteln unterbunden. Während Funktionäre der IG Metall Lügen und Unterstellungen gegen die Entlassenen und ihre Gewerkschaft verbreiten, lehnen sie es kategorisch ab, Vertretern der Entlassenen irgend eine Gelegenheit zu geben innerhalb der IGM ihre Sicht des Konflikts darzustellen. Selbst nachdem Ende Januar ein Schlichter, VW dazu verurteilte, die Entlassenen wieder einzustellen, sprachen sich die Funktionäre der IGM gegen die Wiedereinstellung aus und ermutigten dadurch das VW-Management in Revision zu gehen gegen den Schlichterspruch, der ihnen nicht passte.
Weil die IGM-Führung den Entlassenen und ihrer Gewerkschaft jede Unterstützung versagt, ist es umso wichtiger von unten Solidarität zu organisieren. Die Entlassenen und ihre Gewerkschaft brauchen allein für die laufenden Gerichtsverfahren ca. 240.000 Mark. Das VW-Management und wohl auch die Betriebsratsfürsten bei VW in Deutschland hoffen, dass die Gewerkschaft durch dieses Verfahren in den Bankrott getrieben und dadurch zerschlagen wird. Damit hätten sie eine Gewerkschaft los, die gegen ihre Politik des Co-Managements auftritt und immer mehr Unterstützung bekommt im südafrikanischen VW-Werk und anderen Betrieben.
Die UnterzeichnerInnen fordern die sofortige Wiedereinstellung der entlassenen KollegInnen bei VW Südafrika und die Anerkennung ihrer Gewerkschaft als betriebliche Interessenvertretung.
Name |
Adresse |
Gewerkschaft / Funktion |
Unterschrift |
Bitte schicken an:
VW Fax: 05361-9-21464 oder senden per E-Mail im Internet an VW unter vwmobiltaet@dialogservice.com oder Fax. 035619-21464 Kopien an die Gewerkschaft OCGAWU ocgawu@telkomsa.net und an das Solikomitee bsasserman@aol.com oder Fax. 0202/2741575
Spendenkonto: Erhard Scholz, Konto 294147508, Postbank Köln, BLZ 370 100 50 |
ViSdP.: Ursel Beck Kantstr. 12 51103 Köln
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Der virtuelle Treffpunkt der Gewerkschafts- und Betriebslinken The virtual meeting place of the left in the unions and in the workplace | ||
Datei: | ||
Datum: |