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Updated: 18.12.2012 15:51
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Erpressung zurückgewiesen: Lohnverhandlungen bei VW in Mexiko: Gewerkschaftsführung scheitert mit Standortkorporatismus

Artikel von Stephan Krull, zuerst erschienen in der jungen Welt vom 18.08.2008

Die mexikanischen VW-Werker sind sauer: 4,5 Prozent mehr Geld, zuzüglich 0,5 Prozent Aufschläge bei »sonstigen Leistungen« bietet der Konzern. Das sei entschieden zu wenig, um die seit Januar aufgelaufenen Preissteigerungen, vor allem bei Lebensmitteln, auszugleichen, so der Tenor bei den Beschäftigten. Am Wochenende endeten in Mexiko die Tarifverhandlungen, und die Gewerkschaftsbasis lehnte das Angebot des Unternehmens mehrheitlich ab.

Konzern und Gewerkschaftsspitzen hatten den VW-Beschäftigten einen »Friedens- und Sozialpakt« mit einer Laufzeit von drei Jahren vorgeschlagen. Für 2008 bot das Unternehmen fünf Prozent Lohnerhöhung bei einer offiziellen Inflationsrate von 5,4 Prozent. 2009 und 2010 wurden jeweils zum Ausgleich der Inflationsrate geringe Zusatzleistungen in Form von Gutscheinen angeboten.

Führende Gewerkschafter hatten für diesen Plan geworben. Er sei »positiv, weil er es erlaubt, neue Projekte nach Puebla zu bringen«, sagte Victor Jaime Cervantes, Vorsitzender der Betriebsgewerkschaft SITIA VW. Das Werk in der Stadt am Fuße des Vulkans Popocatépetl, galt jahrzehntelang als Paradebeispiel für erfolgreiches Engagement von VW in Lateinamerika. Doch inzwischen scheint die »Standortlogik« in der Konzernzentrale Puebla nicht mehr ausdrücklich zu favorisieren. »Eine gute Bewertung gegenüber den anderen Werken des Konzerns« erhoffte sich Cervantes und malte ein düsteres Szenario: »Falls dieser Vorschlag zurückgewiesen wird, denke ich, daß Arbeitsplätze und Projekte in den nächsten Jahren verlorengehen.«

Nach den Gewerkschaftsversammlungen und der Stimmabgabe von Freitag bis Samstag hatten sich dann über die Hälfte der Mitglieder gegen das Angebot von Volkswagen entschieden. Ab Montag hätte somit gestreikt werden können. 46 Prozent der abstimmungsberechtigten VW-Gewerkschafter wollten aber, daß die Gewerkschaft weiter verhandelt. Zwei Prozent der stimmberechtigten Belegschaftsmitglieder hatte sich für die Annahme desVW-Angebotes ausgesprochen.

Der Gewerkschaftsvorsitzende Cervantes will dennoch zunächst nicht streiken, sondern neue Gespräche führen. Die Mehrheitsentscheidung der Gewerkschaftsbasis sei geeignet, alle kleinen Erfolge, die bisher ausgehandelt waren, zu gefährden, erklärte er. Diese Erfolge - wie z. B. Erhöhung der Prämien bei Geburt eines Kindes, bei Hochzeit, im Todesfall und das fünfzig Arbeiter pro Jahr in Ruhestand gehen können und ihr Arbeitsplatz an ein eigenes Kind »vererbt« wird - müßten nun wieder neu verhandelt werden.


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