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Updated: 18.12.2012 15:51
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Leserbrief zu Hartz-Vorschläge bei VW

Zu "Mehrarbeit ist ein Holzweg"

Als Betroffener muß ich immer wieder Verwunderung feststellen, wie schnell sich die Leute einwickeln lassen.

Da wird ihnen von Herrn Hartz die Möglichkeit eröffnet ihre Arbeitszeit im Leben zu verändern und sie fallen gleich auf den Trick bzw. die Falle herein, vergessen aber die Fakten, die teilweise in der gleichen Zeitung stehen.

Es klingt durchaus angenehm, wenn man sagt, jüngere Kollegen müssen länger arbeiten, die im mittleren Alter den Durchschnitt, damit die älteren dann nicht mehr so lange arbeiten müssen (bis 63, 65 oder sogar 67 Jahre). Nur Fakt ist, jüngere Kollegen werden bei VW garnicht mehr eingestellt, bis auf die übernommenen Auszubildenden, und genau dies will VW in diesem Jahr bei den Tarifverhandlungen doch ändern. Die Auszubildenden sollen dann nicht bei VW, sondern in die COACHING-Gesellschaft übernommen werden, zu Flächentarifverträgen - oder darunter. Das heißt, die jüngeren, die ihre Altersarbeitszeit ansparen wird es bald nicht mehr geben.

Die Kollegen mittleren Alters sind zur Zeit in der Mehrzahl, haben aber nicht mehr genügend Zeit, um eventuell fürs Alter Arbeitszeit anzusparen. Denn im Durchschnitt arbeiten die Kollegen im Werk Braunschweig (mit Sonderschichten) jetzt schon ca. 35 Stunden, d.h. die in der Produktion ca. 37 Stunden. Diese Mehrarbeit brauchen sie zeit aber um flexibel auf die Verkäufe und Produktion reagieren zu können, wenn sie nämlich zu Jahresanfang, zu Ostern, in der 32 Kalenderwoche auf ihre KOsten (Arbeitszeit) zu Hause bleiben müssen. Da bleibt nichts übrig fürs Alter.

Und die älteren Kollegen haben entweder schon eine Regelung oder sie haben einen Vorvertrag für eine Regelung zur Altersteilzeit (mit 85% ihrer Bezüge im Gesamtzeitraum). Die Kollegen, die dann danach kommen, werden keiine Möglichkeit bekommen haben, die notwendige Arbeitszeit vorher anzusparen, so daß sie trotz teventuell tariflich abgesicherter kürzere Arbeitszeiten dann eben doch die für ALLE durchschnittliche Arbeitszeit kommen müssen.

Wie man also ganz einfach sehen kann sind bei dieser Regelung die Verlierer die Beschäftigten, egal welcher Altersklasse. Fein raus ist das Unternehmen, weil es noch flexibler reagieren kann, die Kollee´gen quasi einen zinslosen Kredit geben (in Form von Arbeitszeit). Die Arbeitshetze wird noch weiter steigen, da das Mass des möglichen dann eher die jungen, frischen Kollegen sein werden (die nicht bei VW arbeiten werden), und noch weniger auf die Alten Kollegen geachtet wird. Keine Produktion ist schliesslich nach alten und jungen Kollegen getrennt, man arbeitet Hand in Hand bzw. nebeneinander!

Fazit ist, das mal wieder auf Kosten der Arbeiter gespart werden soll. Vergessen wird, das schon bei der Umsetzung der sogenannaten 28,8 Std.-Woche ein Verlust von ca. 15 % von den Beschäftigten eingerfordert wurde, und in den letzten Jahren danach ca. 30 % höhere Leistungen in der Produktion erbracht werden mußten.

Die Gegenforderung kann eigentlich nur heißen: Keine Mehrarbeit über 28,8 Stunden, dafür müssen neue Kollegen eingestellt werden! Die Auszubildenden müssen weiterhin zu VW-Bedingungen übernommen werden, damit es nicht eine weitere Zersplitterung der Interessen der Beschäftten gibt!

Manfred Kays
VW-Beschäftigter in Braunschweig


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