aktuelles aus Zaragoza/Spanien vom Lear-Streik (28.4.2000):

Der Streik ist beendet

Am Mittwoch Abend trafen sich die Geschäftsleitung und die Betriebsräte von Lear in Zaragoza, offiziell aber nur, um über die Notdienste in der Fabrik zu reden. Der Metallsekretär von CC OO- Zaragoza war auch dabei. Inzwischen sind die amerikanischen Manager des Konzerns nach Zaragoza geflogen, um die Führung der Verhandlungen zu übernehmen, wobei unbekannt ist, ob sie es direkt oder indirekt tun. Bekannt ist jedoch, dass nach mehr als 9stündigen Verhandlungen, gegen 4 Uhr Nachts, es zu einer Einigung gekommen ist, die nur noch der Abstimmung der Arbeiter brauchte, um die Streik zu beenden. Zuerst fand eine Versammlung mit den ganze Belegschaft um 10 Uhr des darauf folgenden Tages statt. Danach, um 13 Uhr, stimmten der Arbeiter darüber ab. Über 70 % waren mit dem Verhandlungsergebnis einverstanden und der Streik endete damit.

Das Resultat: Ein Tarifvertrag für 3 Jahre. Die Firma hat die Löhne etwas erhöht, aber sie bleiben weiter unterhalb derjenigen von OPEL. Die KollegInnen bei Lear bekommen 6 % im Jahre 2000 plus 100.000 ptas. , 4 % im Jahre 2001 plus 80.000 ptas. und 4 % im Jahre 2002 plus 85.000 pts. Es ist damit weniger, als die Arbeiter verlangten, aber ungefähr 2% mehr, als das frühere Angebot der Firma.

Niemand außer den Beteiligten weiß, was in dieser Verhandlungssitzung passiert ist. Aber viele Arbeiter waren schockiert über die Haltung der Betriebsräte in der Versammlung vor der Abstimmung. Sie sagten - anscheinend ganz überzeugt -, die Geschäftsleitung hätte gesagt, entweder nehmen die Arbeiter diesen Angebot an oder der Betrieb wird ab nächsten Dienstag, 2. Mai, geschlossen. Es ist zu vermuten, diese harte Position der Geschäftsleitung hat etwas zu tun mit dem Verhalten der Gewerkschaftsbürokratie, die nach und nach offen ihre Distanzierung vom Streik der Kollegen zeigte, keine Solidaritätskampagne unternommen hat und sogar die vielen Solidaritätserklärungen, die aus aller Welt kamen, wurden den Streikenden gegenüber geheim gehalten.

Die Zustimmung der Arbeiter (so ein Kollege, der dabei war), war mehr von Resignation und Angst geprägt, als von der Überzeugung, es wäre unmöglich mehr zu erreichen. Inzwischen warten bei Opel fast 5.000 Autos auf entsprechende Sitze. Im OPEL-Werk selbst sind während des ganzen Konflikts nur zwei Flugblätter erschienen, beide von CC OO. Einziges Thema: Was können wir machen, wenn die OPEL-Leitung entscheidet den Betrieb zu schließen. Man kann sagen, dass es mit den Streikenden keine Solidarität gab.

Diese Erfahrungen zeigen aber andererseits, wie empfindlich die Strukturierung der Produktion durch Verlagerung geworden ist ("Just in Time" und so weiter). Diese Managementstrategie kann sich nur durch die Einbindung von Gewerkschaftsbürokraten und eine Terror-Politik gegenüber den ArbeiterInnen durchsetzen.

 


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