Artikel vom 11.07.99
Mit der Rekordsumme von 4,9 Milliarden Dollar soll der amerikanische Autokonzern General Motors (GM) sechs Unfallopfer entschädigen, deren Auto in Flammen aufging. Das entschied ein Geschworenengericht in Los Angeles (Kalifornien) nach nur knapp halbstündiger Beratung. Der größte US-Autokonzern kündigte sofort Berufung gegen das Urteil an. Die Summe ist höher als der Gewinn des Unternehmens im Jahr 1998, der drei Milliarden Dollar betrug.
Die Jury gab General Motors nach einem zehn Wochen langen Prozeß die Schuld dafür, daß Patricia Anderson, ihre vier Kinder im Alter von 14 Monaten bis acht Jahren und ein Freund der Familie bei einem Auffahrunfall 1993 schwere Verbrennungen erlitten.
Die heute elfjährige Alisha verlor die rechte Hand und ist im Gesicht grausam entstellt. Das Auto, ein Chevrolet Malibu des Baujahres 1979, war vor einer Ampel gerammt worden und in Brand geraten. Die Kläger machten den unsicheren Benzintank des GM-Autos für das Feuer verantwortlich.
In dem Prozeß wurde General Motors vor allem eine firmeninterne Studie aus dem Jahr 1973 zum Verhängnis. In dem nach einem GM- Ingenieur so genannten Ivey-Memorandum war leidenschaftslos kalkuliert worden, daß dem Konzern bei Klagen nach Brand-Unfällen nur Kosten von 2,40 Dollar pro Auto entstehen würde. Eine Umrüstung würde dagegen 8,59 Dollar pro Fahrzeug kosten.
Die Kläger hatten hunderte weiterer Dokumente vorgelegt, um zu demonstrieren, daß in dem Konzern intensiv über die Sicherheit von Treibstoffsystemen diskutiert wurde. Wenn GM die volle Strafe und Wiedergutmachung bezahlen muß, rechnen Industriebeobachter mit Auswirkungen auf die Erträge des Konzerns. Analysten erwarten aber, daß die Summe auf dem Weg durch die Instanzen verringert werden wird.
Artikel vom 12.07.99
Der US-Autohersteller General Motors (GM) will gegen das Urteil in Berufung gehen. Der größte Autokonzern der Welt drückte nach dem Urteil sein Mitgefühl für die Unfallopfer aus und kündigte Berufung gegen das Urteil an. Schuld an dem Zusammenstoß sei nicht das Unternehmen, sondern nur die Tatsache, daß der Fahrer, der den Chevrolet gerammt hatte, betrunken gewesen sei, sagte ein Firmensprecher.
Der Anwalt der Unfallopfer argumentierte, der Benzintank im Chevrolet Malibu sei zu nahe an der hinterne Stoßstange angebracht und nur unzureichend geschützt. GM habe von diesen Fehlern gewußt und trotzdem auf vergleichsweise günstige Maßnahmen verzichtet, um das Kraftstoffsystem sicherer zu machen. Die Geschworenen in dem zehnwöchigen Gerichtsverfahren in Los Angeles schlossen sich dieser Meinung an. "Sie wußten, was sie taten. Sie hatten Aufzeichnungen darüber, was sie taten", sagte eine Geschworene.
Wichtigsten Beweismittel in dem Prozeß war ein 1973 verfaßtes Memorandum eines GM-Ingenieurs über die Sicherheitsprobleme am Tank des Chevrolet Malibu. Dort heißt es, Todesfälle durch Feuer verursachten für GM Kosten von 2,40 Dollar je Auto, während die nötigen Nachbesserungen am Benzinsystem vier bis zwölf Dollar je Auto kosten würden. S