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Die GoG ist eine parteiunabhängige Gruppe bei GM/Opel Bochum
Treff: dienstags 17.00 Uhr
Kulturbahnhof Langendr. Raum 6
visdp: W. Hajek, co: soz.-kult. Zentrum, Wallbaumweg 108

 

Gegenwehr ohne Grenzen

Nr. 11 - Juni 2001

 

 

Ab 1. März 2002: 200 Euro mehr für alle !

Sollen wir jetzt schon die nächste Tarifrunde diskutieren?
Wir warten immer zu lange! Bis eine Forderung "von oben" kommt, bis in Presse, Funk und TV die gewohnten Drohungen und Kampfansagen der IGM-Sprecher auftauchen, bis die ersten "knallharten Verhandlungen" laufen, bis wir dann zum "Warnstreik" aufgerufen werden, Demo in die Innenstadt mit roter Mütze und Trillerpfeife, bis wir zum Schluss mit ein paar Prozenten minus Opel-Sonderabzug abgefertigt werden. ... Nach der Tarifrunde können wir dann wieder wie gewohnt sauer oder resigniert herummeckern.

Fangen wir diesmal rechtzeitig an, uns um unseren Lohn ab März nächsten Jahres selber zu kümmern!
Welche Lohnerhöhung sollten wir fordern?

Unser Vorschlag zur Diskussion:
200 Euro Festgeld monatlich, für 12 Monate
( 200E mal 12M )

* Zu hoch angesetzt? Für die Opel-Ecklohngruppe E wären das ca. 8,5%. Die Piloten sind mit Verweis auf den Einkommensverlust der letzten 10 Jahre noch ganz anders rangegangen. Wir haben 1000 Gründe, endlich eine spürbare Lohnverbesserung zu verlangen!

* Illusorisch? Das hängt entscheidend davon ab, ob wir uns für eine derartige Forderung im Betrieb zusammenschließen, ob wir jetzt schon im Vertrauenskörper, mit der VK-Leitung Einigkeit für eine solche Forderung erreichen und ob wir, insbesondere auch die VK-Leitung, alles tun, solche eine Forderung weiterzuverbreiten, nicht nur an die IGM-Gremien, sondern auch an die anderen Opel-Belegschaften und ihre VKL, an andere Auto- und Metallbetriebe, an die Presse usw. So müssten wir selber gewerkschaftlichen Druck für unsere Forderung entwickeln! Wir von der GOG geben unseren Vorschlag jedenfalls schon jetzt bundesweit zur Diskussion weiter!(siehe auch www.labournet.de!)

Der IGM-Vorsitzende Klaus Zwickel hat die Lufthansa AG (laut Frankfurter Rundschau 16.Mai 01) davor gewarnt, mit ihren angestellten Piloten einen zu hohen Lohnabschluss zu vereinbaren. Zwickel "erinnerte daran, dass sich die IG Metall seit Jahren mit Tarifverträgen bescheidet, die sich nach dem wirtschaftlichen Stand der Gesamtentwicklung orientieren."

Also: die IGM nimmt weiter Rücksicht auf die "Gesamtwirtschaft", das heißt eben auch auf die Profitzwänge der Unternehmer. Und dafür sitzt die IGM-Führung ja auch im "Bündnis für Arbeit und Wettbewerbsfähigkeit"! Wer von uns auf die "Bündnispartner" hofft und abwartet, der wird ab März 2002 wieder mehr Löcher im Portemonnaie finden...

"Zwischen 1993 und 2000 stiegen die Nettoeinkommen der Arbeitnehmer nur um 3,9 Prozent, die Unternehmensgewinne jedoch um 79,9 Prozent." (aus: IGM-direkt-19.4.00)

Diskutiert daher jetzt schon mit: ab März 2002 - 200 Euro mehr für alle!

 

Gegen die Flexi-Vereinbarungen in WIII, Werkzeugbau und anderswo:

"Längere Betriebsnutzungszeiten sind eine zentrale Flexibilisierungsforderung der Unternehmer.
Hinter ihr versteckt sich grobes Geschütz:
die breite Einführung der Samstagsarbeit, mehr Schicht- und mehr Nachtarbeit.
´Bessere Nutzung kapitalintensiver Anlagen´, heißt es zur Begründung.
Tatsächlich kann ein Betrieb billiger produzieren, wenn Maschinen und Anlagen länger laufen, also mehr produziert wird. Die Stückkosten werden geringer.

Die Nachfrage auf dem Markt wird deshalb nicht größer. In irgendeinem anderen Betrieb schlägt sich das nieder: Er kann weniger absetzen und muss die Betriebsnutzungszeiten einschränken. Im gleichen Zuge werden seine Stückkosten natürlich teurer. Praktisch wird die neue Verteilung der Betriebsnutzungszeiten sicher kaum zu Betrieben mit unrationeller Halbtags-Produktion führen, sondern zu Stillegungen.

Die Ausweitung der Betriebsnutzungszeiten zieht mithin zweierlei nach sich: ruinöse Konkurrenz und unsoziale Arbeitszeiten."

(aus der IGM-Zeitung "Der Gewerkschafter" Nr. 7/87)

Davon wollen Co-Manager-Betriebsräte wohl nichts wissen: "unsere Alternative heißt Flexibilisierung mitmachen, um noch Schlimmeres zu verhindern". Genau damit sorgen sie laut IGM 1987 für noch schlimmere Folgen...
IGM-Gewerkschaftstag - das höchste gewerkschaftliche Entscheidungsgremium - 1989:

"30-Stunden-Woche mit Vorrang für den 6-Stunden-Tag" !

Davon will die IGM-Führung wohl heute nichts mehr hören, wir aber.

 

Von Cockpit lernen

Das Fazit der meisten DGB-Gewerkschaften: Die Pilotenforderung passt nicht in die tarifpolitische Landschaft. Doch mehren sich auch andere Stimmen. In Baden-Württemberg unterstützt eine landesweite DGB-Initiative die Pilotenforderung. Und für den Landesbezirk Berlin-Brandenburg der IG Medien bezieht die Berliner Bezirksvorsitzende Constanze Lindemann im ,einblick’ für die Pilotenforderung Stellung.

"Zugegeben: dieser Arbeitskampf ist eine Provokation. Eine wunderbare Provokation. Denn es werden auf einen Schlag Strukturen und Stand von gesellschaftlichem und gewerkschaftlichem Bewusstsein bloßgelegt, die in den letzten Jahren wie Mehltau jede frische, auf eigenständige Interessenvertretung ausgerichtete Regung -meistens schon vor einem möglichen Ausbruch- im Keime erstickten.

Angesichts von Milliarden-Gewinnen -Tendenz weiter steigend - bei VW, Bertelsmann, der Deutschen Bank und anderen mehr wird von den Gewerkschaften vollmundig das ,Ende der Bescheidenheit’ verkündet, angefangen von der IG Metall, über die IG Medien bis hin zur HBV. Und es werden ganz mutig 5 Prozent gefordert, 5,5 Prozent werden schon kurz vor der Tollkühnheit angesiedelt, um dann bei glatten 3,1 Prozent zu landen. Rein rechnerisch, versteht sich, bei zweijähriger Laufzeit. Und der Personalabbau zu Tausenden - Tendenz weiter ungebremst - wird selbstredend sozialverträglich ohne betriebsbedingte Kündigungen geregelt. Nicht ohne dabei das Regiment des Shareholder Value an den Pranger zu stellen. Die Meinungsfreiheit ist ein besonders hohes Gut unserer Verfassung.

Zugegeben: In einer solchen tarifpolitischen Landschaft ist das Verlangen nach 35 Prozent Lohnerhöhung als Ausgleich für jahrelang geleisteten Verzicht bei der Sanierung der Lufthansa starker Tobak.

Erst recht, wenn dieser Forderung, klar durchgerechnet, international verglichen und vernünftig gewerkschaftlich begründet, mit einem Streik der nötige Nachdruck verliehen wird.

Wir brauchen diesen starken Tobak, um zusammen mit unseren Gewerkschaften die Unterwerfung unter neoliberale Standortlogik zu beenden und eine Kehrtwende in der Tarifpolitik einzuleiten. Es gilt, endlich wieder zur Verteidigung und Durchsetzung unserer eigenen Interessen zurückzukehren.

Verzichten kann jeder von uns alleine, dazu braucht es keine Gewerkschaft und keine Solidarität."

(Quelle: einblick gewerkschftl. Info-Service 11.6.01)

 

Gewerkschafter! Auf nach Genua!

Aufruf zur gewerkschaftlichen Mobilisierung zu den Protesten gegen den G8-Gipfel in Genua

Kolleginnen und Kollegen !

Unter den zahlreichen internationalen Konferenzen dieses Sommers (u.a. EU-Gipfel in Göteborg, ILO-Treffen in Genf) zeichnet sich das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der sogenannten "G8"-Staaten vom 19.-22. Juli 2001 in Genua als diejenige mit dem höchsten Maß an weltweiter Beachtung ab.

Dementsprechend konzentrieren die Gegner der weltweit betriebenen neoliberalen Politik, deren Ziele und Aktionen zumindest in den letzten zwei Jahren große Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit erreichen konnten, ihre Mobilisierung auf den "G8"-Gipfel in Genua.

Besonders jetzt, da die Bewegung der Gegner der neoliberalen Politik ein so hohes Maß an gesellschaftlicher Aufmerksamkeit und durchaus auch Akzeptanz erlangt hat, muss der Platz der internationalen und somit auch der deutschen Gewerkschaftsbewegung an ihrer Seite sein!

Dies gilt umso mehr, da die abhängig Beschäftigten die Hauptzielscheibe der vor allem auch von den Regierungen der "G8"-Staaten vorangetriebenen Politik sind. Grundlegend für diese Politik ist die Verbesserung der Verwertungs- und Profitbedingungen des internationalen Kapitals; ihre Mittel sind Arbeitsplatzabbau, Privatisierung bisher öffentlicher Leistungen und allgemeine Deregulierung gesetzlicher und tariflicher Bedingungen - ihre Folgen sind Lohnabbau, die Zunahme unsicherer Beschäftigungsverhältnisse und auf der anderen Seite die deutliche Vermehrung privaten Reichtums.

Wie sich auch in dem jüngst von der Regierung vorgelegten "Armuts- und Reichtumsbericht" darstellt, nimmt auch bei uns die soziale Spaltung Ausmaße an, die vor wenigen Jahren noch als nicht hinnehmbar galten.

Der Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Oskar Negt kommentiert bereits: "Kalkutta ist mitten unter uns."

Schwer vorstellbar ist allerdings, dass eine Kampagne der Gewerkschaften für eine neue Verteilungsgerechtigkeit, wie die Kampagne "fairteilen" der IG Metall, auf nationaler Ebene erfolgreich sein kann, ohne dass die deutschen Gewerkschaften sich gleichzeitig auf internationaler Ebene an Protesten gegen den Neoliberalismus beteiligen.

Die Beteiligung der europäischen Gewerkschaften an den Protesten anläßlich des EU-Gipfels in Nizza im letzten Jahr waren eindeutig hilfreich im Hinblick auf die Wahrnehmung der Gewerkschaften als internationale Kraft; die Mobilisierung dafür war zumindest in Deutschland aber noch deutlich verbesserungsbedürftig.

Genua ist die nächste Möglichkeit dazu.

Nach dem Regierungswechsel in Italien ist dort ein besonderes Umfeld für die Proteste.

Die Rechte in Europa, personifiziert u.a. durch Jörg Haider und Edmund Stoiber, hat Berlusconis Wahlsieg bereits als Auftakt einer neuen politischen Rechtswende in Europa bejubelt; die sozialdemokratisch geführten Regierungen in Europa verlieren durch die Politik der "Neuen Mitte" deutlich an Unterstützung.

Umso mehr sind die Gewerkschaften als Vertreter der gesellschaftlichen Interessen der abhängig Beschäftigten in der Öffentlichkeit gefordert.

In den italienischen Gewerkschaften wird anläßlich des "G8"-Gipfels die Durchführung großflächiger Streikaktionen erwogen.

Alle diese Gründe sollten Anlaß genug sein, innerhalb der Gewerkschaften breit für eine Beteiligung an den Protesten anläßlich des "G8"-Gipfels zu mobilisieren.

Darüberhinaus ist notwendig, neben dem politischen Bekenntnis auch eine konkrete materielle Unterstützung der Proteste durch die Gewerkschaften einzufordern. Die Bereitstellung von Bussen zur Fahrt nach Genua ist ein praktischer Schritt dazu.Dirk Linder

(BR Osram, IG Metall Berlin)

 

Den Wölfen überlassen

Der Kampf gegen die Schließung der GM-Fabrik in LUTON, England, ist mit einem Ergebnis und in einer Art und Weise beendet worden, die unter aktiven Kolleginnen und Kollegen zu harten Protesten geführt hat. Ein Beispiel davon: der folgende Brief

Von einem betroffenen Arbeiter und Vertrauensmann bei Vauxhall

(Eingesandt an Labournet von Action for Solidarity 20.04.2001)

Ich schreibe an Sie als ein Mitglied und Vertrauensmann der größten Gewerkschaft bei Vauxhall Motors in Luton. Der Grund, weshalb ich glaube, daß es nötig ist an Sie zu schreiben, ist, daß ich ein Gefühl in der Magengrube, einen absoluten Verrat an unseren Mitgliedern durch unsere sogenannte Führung auf nationaler Ebene zu erleben!

Die Truppen sind den Hügel hinauf geführt und dort den Wölfen von GM überlassen worden. Ich saß bei einem Treffen der Vertrauensleute kürzlich dabei und mußte dort erfahren, daß es keine Armee gäbe, um zu kämpfen. Und dies nach 100%iger Unterstützung für den Streik am 23., 24. und 25. Februar von Seiten der Mitglieder des gesamten Gewerkschaftsbundes. Bei demselben Treffen am 7. März wurde uns von dem Kollegen Tony Woodley gesagt, daß der Kampf vorüber sei. Dafür wurde das Abstimmungsergebnis verantwortlich gemacht, obwohl 70% aller Mitglieder für Streikaktion gestimmt hatte! Die Mitgliedschaft wurde dafür verantwortlich gemacht, die Gewerkschaften in ihrem Kampf nicht zu unterstützen!

Dies war, nachdem die Gewerkschaftsführung jedem Teilnehmer bei einer Massenversammlung sagte, sie sollten ihre Optionsformulare bei der Firmenleitung einreichen und erklären, wofür sie sich entscheiden, d.h. ob sie überwechseln wollten zu IBC, ob sie eine Abfindung vorzögen oder nach Ellesmere Port gehen wollten. Dieser Bekanntmachung folgte die Aufforderung durch alle Gewerkschaften, ihre Formulare mit einer Handschriftnotiz einzureichen (22. Februar 2001). Daraufhin machte dann die Führung der Belegschaft Vorhaltungen, daß sie ihre Formulare abgegeben hatten und entschied, daß dies der Anlaß sei, den Kampf zu beenden!

Bill Morris stellte bei einer Massenversammlung fest, daß wir damit nirgendwo hinkämen, doch genau diesen Weg ins Nirgendwo hatte er beschritten. Er sollte nach Detroit gehen, um Jack Smith Rick Wagoner zu treffen und auf sie Druck auszuüben. Statt dessen wurde der Druck auf die Belegschaft zurückgegeben, entweder der Überleitung zu IBC oder einer Abfindung zuzustimmen.

Auf der Betriebsebene herrscht nun das Gefühl vor, daß sich niemand mehr einen Dreck schert. Was erwartet man auch, nachdem diese prächtige Belegschaft plattgewalzt worden ist von der ständigen Propaganda nicht nur der Unternehmensfalken, sondern auch der Gewerkschaften?

Ich fühle mich sehr unbehaglich dabei, gegen die Gewerkschaft anzugehen, denn nicht die Gewerkschaft hat entschieden, die Fabrik zu schließen, aber ich meine, daß wir mehr tun können, bevor es zu spät ist.

Es wurde über einen Massenboykott von GM-Produkten durch die Öffentlichkeit geredet. Dies kam auf in Verbindung mit Streikposten vor den Hafenanlagen, die den Import von GM-Fahrzeugen ins Land verhindern sollten. Auch bei den Händlern sollte es Streikposten geben, zusammen mit betrieblichen Aktionen innerhalb der Fabrik von Luton.

Dies hätte GM da Schläge versetzt, wo es am meisten geschmerzt hätte, im Portemonnaie! Statt dessen dürfen wir jetzt mit ansehen, wie zusammen mit der Fabrik der Name Vauxhall für immer verschwindet und damit 2000 Jobs direkt in der Fabrik und darüber hinaus 20000 Jobs, die mit dem Werk zusammenhängen.

Die Zulieferfirmen für Luton fangen bereits mit den Entlassungen ihrer Arbeiter an. Der jüngste Fall ist Delphi, wo ungefähr 300 Arbeiter überflüssig werden. Der Halo-Effekt, von dem Reilly gesprochen hat, setzt bereits ein. Wer weiß, wo das enden wird?

Die Regierung ist bei all dem still geblieben, sie haben General Motors nicht ein einziges Mal verurteilt. Minister Blair gibt vor, alles zu tun was er kann, um zu helfen, aber: während Rom brennt, fiedelt Nero!

Der vor kurzem herausgebrachte Bericht des Ausschusses über Vauxhall hat das Geschehene verurteilt und eine Gesetzesänderung empfohlen aufgrund der Tatsache, daß es in Britannien leichter möglich ist, Arbeiter auf die Straße zu werfen als bei unseren europäischen Kolleginnen und Kollegen. Das Handels- und Industrieministerium hat diesen Bericht zurückgewiesen und nichts getan, um den Beschäftigten von Vauxhall zu helfen.

Wohin gehen wir also jetzt? Es gibt zwei Möglichkeiten, eine ist die leichtere Wahl und die andere die harte.

Die erste, von der Gewerkschaft bevorzugte Wahlmöglichkeit ist die, zu tun, was ihnen Reilly am 12. Dezember 2000 sagte - zu IBC gehen, zu Ellesmere Port zu gehen oder abzuhauen!

Die zweite und schwierigere Wahlmöglichkeit ist, vom Betrieb aus Widerstand wiederaufzubauen dagegen, daß wir zu etwas, was wir nicht wollen, gezwungen zu werden.

Es gibt Widerstandswillen, aber er muß eine Führung erhalten, die gewillt ist, wieder die Initiative zu ergreifen und darauf abstellt, General Motors dazu zu bringen, daß sie die 1998 eingegangene Betriebsvereinbarung erfüllen.

Dies ist fast eine unmögliche Aufgabe für jene, die tapfer genug sind, es mit einem der größten Konzerne der Welt aufzunehmen! Doch nehme ich die Ermutigung dazu von den Beschäftigten des Krankenhauses in Hillingdon, die ihren Streik fünf Jahre lang durchgestanden und gewonnen haben!

Ihr Kampf muß uns alle inspirieren! Besonders die Vauxhall Arbeiter, für die es jetzt die elfte Stunde geschlagen hat. Wir können alle von der Erfahrung Lehren ziehen, an der vordersten Frontlinie zu stehen im Kampf um Gerechtigkeit für die Arbeiterklasse gegen tyrannische Chefs und Firmengewerkschaften!

Mit freundlichen Grüßen
Ein besorgter Vauxhall Arbeiter und Vertrauensmann

 
Unser Kommentar:

Gegen "Firmengewerkschaften" protestiert der englische Vertrauensmann. In der Tat sind die meisten Gewerkschaften in den Industrieländern in einer Tradition verfangen, die auf Zusammenarbeit mit den Unternehmern baut. Im "Bündnis für Wettbewerbsfähigkeit" verbreiten insbesondere viele Betriebsräte in ihren Belegschaften die Illusion, durch Mithilfe beim Kostensparen und Profitsichern "die eigene Bude" retten zu können. So haben auch im Fall "Luton" sowohl der GM/Opel-Eurobetriebsrat wie die Gewerkschaften nach einer Lösung gesucht, die den GM-Bossen möglichst nicht allzu weh tut... Das Problem bei uns wie in England und anderswo: zu viele von den Gewerkschaftsmitgliedern, von den Lohnabhängigen insgesamt, machen beim Verzichten mit in der Hoffnung, so "das Schlimmste zu verhindern". Der 5-Schichten-Streik der Bochumer Opel-Belegschaft im Juni letzten Jahres war der Beweis, daß wir anders mehr erreichen können...

 

Debatte

"Unsere Zukunft? Darüber bestimmen ganz andere Leute. Da können wir eh nichts dran ändern!"

Das stimmt, solange noch so viele von uns an diesen Satz glauben.

"Neue Wege wagen!" - Nehmen wir diese Parole der IGMetall aus ihrer Broschüre zur Zukunftsdebatte mal ernst. Fragen wir dabei nicht, was die Gewerkschaftsführung tun sollte, sondern wir.

Einige provokative Fragen zur Diskussion:

1.Wir haben alle Angst vor der Zukunft, um unsere Arbeitsplätze, um unsere Gesundheit, um die Ausbildung unserer Kinder, um unser Einkommen angesichts steigender Lebenskosten, um die Altersversorgung, die Krankheitskosten usw. Sind wir zu blöd oder unfähig, die herrschende Minderheit von Angstmachern und ihre Führungsclique von Milliardären jemals zu entmachten?

2.Um den von uns produzierten Reichtum selber zu nutzen, muss man auf die 6 Richtigen im Lotto hoffen?

3.Ist das von Natur aus so, dass wir, die große Mehrheit von Menschen, bei irgendwelchen Unternehmern um Arbeitsplätze betteln müssen, um die Sachen herzustellen und die Dienstleistungen zu organisieren, die wir brauchen und wünschen? Tagtäglich arbeiten wir Hand in Hand, -muss die Regie bei den Profitanbetern bleiben?

4.Müssen wir, um zu überleben, Kolleginnen und Kollegen in anderen Betrieben oder Ländern Niederkonkurrieren? Können wir nichts tun, damit die Produktion so organisiert wird, dass wir uns nicht gegenseitig Fertigmachen sondern nutzen?

5."Der Unternehmer heißt Unternehmer, weil er was unternimmt. Der Arbeiter heißt Arbeiter, weil er arbeitet. Würde der Arbeiter was unternehmen, müsste der Unternehmer arbeiten." – Können wir uns nicht zusammenschließen, den kapitalistischen Unsinn durch von uns gemeinsam organisierte Produktion und Verteilung loszuwerden? Oder wollen wir das nicht? Weil wir uns so was Schwieriges gar nicht zutrauen? Weil es keine positiven Vorbilder gibt?

6.Müssen wir nicht eine ganz andere Gewerkschaftsbewegung schaffen, um uns einerseits gegen Unternehmerangriffe besser verteidigen zu können, und um andererseits die Unternehmermacht jemals angreifen zu können? Generalstreik gegen Rentenkürzung, Lohnkampf, der uns nutzt und den Unternehmern wehtut, keine weiteren Verzichtsvereinbarungen in den Betrieben, Aktionen gegen Unternehmererpressung gemeinsam in möglichst allen Betrieben, über die nationalen Grenzen hinaus – alles unvorstellbar?

Ja, solange wir uns das nicht vorstellen können und wollen.

Ihr habt ja irgendwo recht! Aber dazu seid Ihr zu wenige! – Sicher, solange Du Dich hinter diesen Satz verkrabbelst und lieber nichts tust. (außer weiterzittern.)


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