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Updated: 18.12.2012 15:51
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Spontane Arbeitsniederlegungen in der Ford-Endmontage in Köln

Mit allen Mitteln versucht Ford aus den Verlusten herauszukommen. Letztes Jahr schloß Ford Europa mit 1,1 Mrd. US-$ Verlust ab. Jetzt werden die Zulieferfirmen unter Druck gesetzt, am stärksten bekommen es aber die ArbeiterInnen zu spüren. Letztes Jahr sollten bei Ford in Köln 1700 Beschäftigte den Betrieb „freiwillig“ verlassen. Aber trotz massiven Drucks von Meistern und Vorgesetzen hat Ford bis jetzt nur 1240 Leute mit Abfindungen vor die Tür setzen können. Stattdessen wird jetzt am Lohn gespart. Die letzte Tariflohnerhöhung wird bei Ford auf die übertariflichen Bestandteile angerechnet und das Weihnachstgeld gekürzt: massive Reallohnverluste! Dafür – so die vage Zusage – könne man nun auf die weiteren 500 Entlassungen verzichten.

Trotzdem fehlen nun überall Leute und Ford versucht, die Stückzahlen mit dem verringerten Personal hochzutreiben, um Kosten zu sparen. Gestern, am Mittwoch, den 21.4., entlud sich dieser Druck in der Nacht- und Frühschicht der Endmontage. Von 5 bis 6.30 Uhr legte die Nachtschicht die Arbeit nieder und marschierte zum Betriebsratsbüro. Die Frühschicht tat es ihnen gleich und stoppte die Bänder von 9.30 bis 10.30 Uhr. 70 Prozent der etwa 500 ArbeiterInnen pro Schicht beteiligten sich an den Aktionen.

Seit Wochen werden statt 1600 Fiestas in den drei Schichten 1800 Stück montiert – ohne zusätzliches Personal. Das Management sprach von einer vorübergehenden Produktionssteigerung, aber nun hält diese Arbeitsverdichtung schon Wochen an. Mindestens 90 Leute wären sie zu wenig, sagen die Kollegen. Sie verlangen, selber die Bandgeschwindigkeit überprüfen zu können und wollen das Band bei zu hoher Geschwindigkeit abschalten. Zeitweise stieg der Krankenstand in der Y-Halle bis auf 19 Prozent, ohne dass daraufhin das Produktionstempo gedrosselt wurde. Im Gegenteil, zur Klage über den steigenden Arbeitsdruck kommt noch die Wut über eine neue Urlaubsregelung hinzu, nach der nur noch drei Wochen Urlaub am Stück genommen werden dürfen. Gerade für die KollegInnen aus der Türkei stellt dies einen offenen Angriff auf ihren traditionellen Sommerurlaub zu Hause dar. Und um die Arbeitsverdichtung zu legitimieren, wird zur Zeit ein neues Arbeitsmessungs- und individuelles Beurteilungssystem namens „GPAS“ eingeführt. Mit diesem System solle die Stückzahl mit der gleichen Arbeiterzahl später auf 1860 pro Tag gesteigert werden.

Die Arbeitsniederlegungen haben das Management aufgeschreckt. Einige hohe Chefs eilten gleich herbei, um die Arbeiter mit Versprechungen zu beruhigen. Aber nach außen hält sich Ford bedeckt; der Presse gegenüber werden die Arbeitsniederlegungen bestritten – es täte dem ohnehin kränkelnden Aktienkurs der Ford AG wohl auch nicht gut, wenn sich an der Börse herumspräche, dass sich die ArbeiterInnen in Köln die neuen Maßnahmen zur Gewinnsteigerung nicht einfach gefallen lassen.

(Arbeiter Korrespondenz Köln)


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