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Bei Daimler spitzt sich der Streit um Sparpläne zu

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Beim Thema Überstunden sehen die Arbeitnehmervertreter von DaimlerChrysler rot. Zum 1. Januar 1999 haben sie mit der Geschäftsführung eine Betriebsvereinbarung über gleitende und flexible Arbeitszeit für die Zentrale Stuttgart abgeschlossen. Einen Vertrag, den sie nachverhandeln wollen. Darin ist zwar festgehalten, wie mit Überstunden zu verfahren ist. Der Alltag sieht anders aus. Hier leisten die etwa 12000 Beschäftigten, für die diese Vereinbarung gilt, eine Vielzahl von Überstunden, für die sie kein Entgelt bekommen. So gibt es zwar 360000 genehmigte Überstunden, die angeordnet und korrekt abgegolten wurden. Aber mindestens 900000 Überstunden, die ohne Bezahlung einfach verfallen.

Diese 900000 Stunden summieren sich durch Gleitzeitguthaben, die nicht als Mehrarbeit bezahlt werden dürfen. Gleitzeitguthaben entsteht durch freiwillige Mehrarbeit. Der Ausgleichszeitraum für das Gleitzeitkonto beträgt zwölf Monate. Wer am Ende dieses Zeitraumes jedoch mehr als 100 Überstunden hat, dem verfällt diese Mehrarbeit. Bei 150 Stunden Plus verfallen 50 Stunden. Wer wiederum ein Minus von mehr als 100 Stunden hat, dem wird das Minus über 100 Stunden vom Gehalt abgezogen.

Es gibt wohl Abteilungen in der Daimler-Zentrale, wo diese Vereinbarung funktioniert. Meistens jedoch stehen die Mitarbeiter unter einem so starken Arbeitsdruck, dass sie regelmäßig Mehrarbeit erbringen müssen. "Es gibt Mitarbeiter, die schieben 350 Stunden vor sich her, von denen am Ende 250 einfach verfallen'', sagen Arbeitnehmervertreter, die das nicht mehr hinnehmen wollen. Der Konzern verstößt aber auch gegen die Tarifverträge, lautet ein zweiter Vorwurf. Bei DaimlerChrysler dürfen 18 Prozent der Mitarbeiter 40 Stunden pro Woche arbeiten. Tatsächlich würden von den 12000 Beschäftigten etwa 4000 mehr als 35 Stunden in der Woche arbeiten. Außerdem gebe es regelmäßig Verstöße gegen die Arbeitszeitordnung. Nicht wenige Beschäftigte arbeiten 13 bis 14 Stunden am Tag. Manchmal würden sich Mitarbeiter spät abends ausstempeln, um anschließend weiterzuarbeiten, nur um Aufträge fertigzubekommen.

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Die Betriebsräte wollen jetzt alle Möglichkeiten ausschöpfen, um einem Stellenabbau entgegenzuwirken. Die Klage vor dem Arbeitsgericht ist ein Weg. Das Gewerbeaufsichtsamt untersucht derzeit, ob es Gesetzesverstöße bei DaimlerChrysler gegen die Arbeitszeitordnung gibt.

Aus dem Artikel von Brigitte Bertram aus den Stuttgarter Nachrichten vom 21.09.2000


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