BILD-Zeitung, 22. Oktober 1999:

Betriebsrat empört über Jagd auf "Blaumacher"
Mercedes spioniert Kranke aus

Von RENATE PINZKE und SAMUEL KLAR

Wenn der Kontrolleur zweimal klingelt... Mercedes auf der Jagd nach vermeintlichen Blaumachern.

Betriebsräte sind empört: Deutschlands Vorzeigeunterrehmen Nummer 1 spioniert Kranke aus. Personalbetreuer klingeln bei krank gemeldeten Mitarbeitern - unangemeldete Hausbesuche. Im Visier der Kontrolleure: Mitarbeiter, die mehr als einmal im Jahr den "gelben Schein" (Krankmeldung) eingereicht haben.

Im Werk Bremen wurden jetzt 5 Fälle bekannt. Der Betriebsrat ist entsetzt, hat einen offenen Brief an die Konzernleitung geschrieben.

Was Mercedes sagt, wie die Mitarbeiter reagieren. Blaumacher-Jagd: Mercedes spricht nur von Einzelfällen

Die Blaumacher-Spione am Krankenbett. Der Bremer Betriebsrat von DaimlerChrysIer reagierte scharf mit einem offenen Brief auf die unangemeldeten Hausbesuche bei kranken Mitarbeitern - und jetzt gibt's richtig Ärger im Unternehmen.

Bisher hatte sich das Unternehmen damit begnügt, angekündigte Hausbesuche zu machen. Das war auch mit dem Betriebsrat abgesprochen. Auch bei Opel sind solche Besuche seit längerem üblich.

Zwar sieht auch Betriebsrat Udo Richter den Krankenstand mit Sorge. Über die neuen Überwachungsmethoden ist man, aber schockiert: "So nicht! Wir sind absolut stinkig. Solche Methoden sind nicht erlaubt. Die kranken Kollegen fühlen sich unter Druck gesetzt. Diese Kontrollen versauen uns das ganze Betriebsklima." Und er klärt auf: "Hier handelt es sich nicht um ein Fehlverhalten einzelner Vorgesetzter, sondern dies wird von maßgeblicher Stelle des Werkes gefördert und geplant."

Trifft ein Blaumacher-Spion einen Kranken munter in der Wohnung an, drohen Abmahnung, gar Kündigung. Besonders im Visier: Mitarbeiter, die öfter als einmal im Jahr krank sind.

Was sagt DaimlerChrysIer dazu? Sprecher Wendelin von Machui: "Es handelt sich um wenige ungeplante Einzelfälle. Wir nehmen dazu nicht öffentlich Stellung."