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Updated: 18.12.2012 16:00
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Jürgen Drieling: Betriebsversammlungsrede DaimlerChrysler AG, Werk Bremen, gehalten am 15.03.2005

Durch die Vergabe des SUT, ein neuer Fahrzeugtyp auf Basis der neuen C-Klasse ab 2007, versucht der Vorstand dieser Nobelmarke die Standorte Juiz de Fiora in Brasilien, Ludwigsfelde in Brandenburg und das Bremer C-Klassewerk gegeneinander auszuspielen. Der Vorstand von DaimlerChrysler orakelt : Alles ist überall zu teuer ! Es lebe die weltweite globale Ausbeutung , wir senken die Kosten und steigern die Preise. Wobei die Arbeiter und Angestellten inzwischen dabei ihre eigenen Erkenntnisse machen: Entweder du lässt dich erpressen und wirst zum Spielball der Mächtigen, oder du wehrst dich so wie jetzt die Belegschaft in Bremen

Bremer DC-Werker in Protest vor dem
Verwaltungsgebäude, wie zuletzt im Februar 2005...!

Kolleginnen und Kollegen,

der Vorstand aber auch unser Werkleiter versuchen gerade mal wieder uns, d.h. die Belegschaft, die IG Metall und den Betriebsrat, vor ihren Karren zu spannen.
Während der sogenannte Zukunftspakt, mit dem Ausschluß betriebsbedingter Kündigungen gerade unterschrieben und die Tinte noch nicht trocken ist, folgt die nächste Erpressung für uns als Bremer Belegschaft.
Insgesamt bekommt man den Eindruck, das diese Planspielchen sehr wohl gewollt und von langer Hand eingefädelt wurden.
Während andere Automobilhersteller ihre Modellpalette offen legen, werden bei uns im Konzern Modellentscheidungen von der Flexibilität der Belegschaften abhängig gemacht.
Nichts wurde beschlossen, aber es wird schon mal gedroht und erpresst!
Da fragt man sich doch, was sind das für Entscheidungen, die angeblich im Sommer 2004 nicht beschlossen werden konnten?
Warum hat dieser Vorstand nicht im vergangenen Sommer die Karten für den SUT mit auf den Tisch gelegt?
Auch wenn Werkleiter Genes sagt, der Konzern würde zu dem Ergebnis von 2012 stehen, dann bedeutet das nicht, dass unsere Arbeitsplätze hier in Bremen sicher sind!
Der Ausschluß betriebsbedingter Kündigungen bezieht sich bekanntlich auf die Konzernebene und nicht auf eine Standortgröße.
Das hässliche daran ist, das jetzt gedroht wird, betroffenes Bremer Personal weiter zu versetzen in andere Werke, wenn der Betriebsrat zu keinem Ergebnis mit diesem Werkleiter kommt.
Wir sagen hingegen, der SUT war planbar, er wurde uns möglicherweise im Sommer vorenthalten, um jetzt erneut bei uns ab zu kassieren.
Wir als Belegschaft, Vertrauensleute und Betriebsräte wissen sehr wohl uns zu verteidigen, wir alle zusammen lassen uns hier nicht über den Tisch ziehen!
Wir haben da eine gänzlich andere Betrachtungsweise :
Wenn sie glauben meine Herren Führungskräfte, sie können uns als Belegschaft zwei und dreimal für ihre Fehlentscheidungen zur Kasse bitten, dann haben sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
Ihre Garantierückstellungen z.B. für Mängel an den Produkten, für die wir als Belegschaft nichts können, ist ihr Problem und nicht unseres.
Bis Ende 2004 waren dies mal eben 1,2 Milliarden Euro. Dazu kommen die Milliardenverluste durch das Desaster bei Toll Collect und die Zahlungen an Mitsubishi die locker mit 655 Millionen Euro zu Buche schlugen. Das haben sie u.a. im Geschäftsbericht 2004 selber so dargelegt.
Das sind nicht unsere Fehler gewesen.
Wir bauen ihnen die Autos fehlerfrei, bei uns stimmt die Qualität.
Nämlich die Qualität unserer Arbeit.
Das können wir von ihrer Arbeit nicht sagen!
Sorgen sie dafür das die Technik und Qualität nicht zum Spielball windiger Finanz-und Kursspekulanten, Globalplayer und Billiganbieter wird.

Wir nennen so etwas Miss-und Pleitewirtschaft. Jeder Krauter an der Ecke könnte Insolvenz anmelden und seinen Laden dicht machen.
Das machen Vorstände von Großkonzernen anders.
Für sie heißt das Zauberwort Kompensation. Da wird dann einfach hinterher in Bremen oder Ludwigsfelde mit der Keule gedroht :

  • Statt der geplanten 2 Fertigungslinien in Halle 9 – nur noch eine Fertigungslinie.
  • Halbierung der Verteil-und Erholzeiten.
  • Regelmäßige Samstagsarbeit ohne Zuschläge
  • Anteilige Zeiten in den Gruppengesprächen für gestrichene Dialoge.
  • Für Direkte 1nen Tag und bei Indirekten Beschäftigten 2 Tage aus den Arbeitszeitkonten zu entnehmen, ist nichts anderes als unbezahlte Arbeitszeit.

So wird die Rechnung gemacht, so wird sie uns auf den Tisch gelegt. Entweder du zahlst oder du kannst sehen wo du bleibst?
Bereits 1993 und 1997 haben wir hier in Bremen 2 Maßnahmenkataloge aufgetischt bekommen, die wir nicht einseitig geschluckt haben, sondern wir wussten unsere Interessen sehr wohl zu schützen.
Vor diesem Szenario ist das Ergebnis von 2012 ja noch fast heilsam, weil wir danach heute nicht mehr betriebsbedingt kündbar sind.
Aber es wird uns weiter gedroht, jetzt heißt es, kommt es zu keiner Einigung, seien wir Änderungsbedingt kündbar – d-h. - unanständigerweise dürften wir unsere Brötchen dann z.B. in Ludwigsfelde erarbeiten, und dort unseren Kumpels im Osten auch noch die Arbeitsplätze streitig machen.
Rückständig, ohne Perspektive auf Fortschritt und Erneuerung sich bei uns bedienen, unsere Solidarität spalten und die Profite zu unseren Lasten erhöhen, das ist Kapitalismus pur.
Das haben wir 1993 und 1997 gesagt und das ist heute immer noch so richtig wie damals!
Wieder einmal mehr zeigt dieses Beispiel :
Kapitalismus ist nicht human.
Humanität am Arbeitsplatz war und ist immer unsere Sache, die Sache der Arbeiter und Angestellten gewesen.
Wir werden das wenige was es noch zu verteidigen gibt, nicht kampflos aufgeben.
Und natürlich werden wir mit Ihnen als Werkleiter verhandeln, Herr Genes, sie sollten jedoch wissen, das dies nicht einfach wird.

  • Es wird keine Persilscheine für 18 Schichten und regelmäßige Samstagsarbeit geben.
  • Die Verteil-und Erholzeiten sind tarifvertraglicher Bestandteil, hier gibt es nichts zu verschenken.
  • Qualifizierungen müssen mit Bildungsmaßnahmen belegt sein, für uns gibt es keine unbezahlte Arbeitszeit, egal in welcher Form.
  • Und auch unsere Gruppengespräche, sind von uns erarbeitete Arbeitszeiten, die wenn sie mit Dialogzeiten vermischt werden, unserer Mitbestimmung unterliegen.

So wird ihr Arbeitgeber-Dialog dann endgültig mitbestimmungspflichtig.
Noch stehen wir hier als Belegschaft und wir werden uns einbringen, unsere Erfahrungen, unsere Entschlossenheit, unsere Solidarität, ja unsere ganze Kultur, wird zeigen welches Ergebnis wir erzielen können.
Als gewerkschaftliche Vertrauensleute und Betriebsräte sind wir bereit uns der Verantwortung zu stellen.
Dies machen wir aber nicht für sie Herr Genes !
Nein, das machen wir für diese Belegschaft, um weiteren Schaden von ihr abzuwenden!
Im Sommer haben wir hier in Bremen eindrucksvoll bewiesen, wie praktische Solidarität gelebt und erlebt wird.
Die Vertrauensleute der Halle 9 sagten im Sommer 2004 zum Ergebnis der 2012 Verhandlungen:

„Wir hätten alle eine Schippe mehr drauflegen sollen, in diesem Laden kriegst du eh keine Ruhe mehr rein, wir wissen das wir schon bald wieder gefordert sein werden...!“

So schnell vergeht die Zeit, so schnell haben wir Recht behalten, so schnell sind wir alle wieder hier...!
Weil es um unseren Tarifvertrag geht, um unseren freien Samstag, um unsere Verteil-und Erholzeiten und darum, nicht schon wieder die Verlierer zu sein.

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit.


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