"War José Rodriguez der einzige, der davon nichts wußte?"

Bericht von der Aussage vor dem "Wahrheitstribunal"

Von Gaby Weber

Begleitet von vier Leibwächtern erschien am 16. August vor dem "Wahrheitstribunal" José Rodriguez*, vor dem Putsch und bis heute Generalsekretär der argentinischen Automobilarbeitergewerkschaft SMATA. Das Landgericht in La Plata klärt das Schicksal der während der Diktatur (1976-83) verschwundenen Regimegegner auf. Es geht auch um die Ermordung von vierzehn Betriebsräten von Mercedes Benz - die "in Opposition zur Gewerkschaft standen und von der Subversion adoptiert worden" waren (Rodriguez).

Rodriguez, konnte sich an Verschwundene nicht erinnern: "Bei meinen Kindern und Enkelkinder schwöre ich, daß ich damit nichts zu tun habe". Kollegen seien schon mal verhaftet worden. Daß sie gefoltert und ermordet wurden, habe er

erst nach der Diktatur erfahren. Die Frage des Nebenklägers, Rechtsanwalt Gluzman von der Menschrechtsorganisation APDH, warum er sich nicht für die "verhafteten" Kollegen eingesetzt habe, beantwortete er nicht.

"Er verhöhnt die Opfer", mailte das Menschenrechtsnetz REDH in alle Welt. "Jedesmal, wenn ein Kollege verschwand, sprachen wir bei den Militärbehörden vor" erinnerte in einer Presseerklärung der "Gruppe der ehemaligen Mercedes-Arbeiter" (1). Selbst (der damalige und heutige) Produktionschef Juan Tasselkraut, gegen den die Nürnberger Staatsanwaltschaft wegen Beihilfe zum Mord ermittelt, plauderte in einem Rundfunkinterview aus, daß ihm bekannt war, daß die Menschenrechte der verschwundenen Arbeiter "brutal verletzt wurden". "War José Rodriguez der einzige, der davon nichts wußte?" - fragen die Arbeiter.

* Rodriguez ist Mitglied im Exekutiv-Komitee des Internationalen Metallarbeiterverbandes IMF (FITIM).

1. Kontaktadresse der ehemaligen Mercedes-Arbeiter: losnueve@hotmail.com

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