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Kräftige Lohnerhöhung, Tariffond – Rente mit 60, gemeinsamer Entgeltrahmentarifvertrag für Arbeiter und Angestellte, Ausbildungsabgabe, Überstundenabbau, weitere Arbeitszeitverkürzungen, 32.....30 Std-Woche, Beschäftigungssicherungs-Tarifvertrag?
In erster Linie sind und waren Tarifrunden Lohnrunden. Es gibt in diesem Jahr überhaupt keinen Grund, wieder in Bescheidenheit zu verfallen. Die Gewinne steigen ins Unermeßliche. 1998 stiegen die privaten Geldvermögen um 251 Milliarden Mark! Aber über 3 Millionen Haushalte sind hoffnungslos überschuldet. Insgesamt hatten die Haushalte 1998 ein Einkommen von 2,4 Billionen Mark zur Verfügung. Knapp eine Billion (= 1000 Milliarden) entfielen auf Löhne und Gehälter. Fast ebensoviel, 890 Milliarden ! sind Gewinne und Einkommen aus Vermögen! ("metall", DIW).
Mehr als berechtigt ist eine Lohnerhöhung, die die drei gewerkschaftlichen
Rechenfaktoren berücksichtigt: Preiststeigerungsrate plus Produktivitätssteigerung
plus Umverteilungskomponente. Da sind 7 bis 8 % zusammen! Als Festgeldforderung
wären das bei 5 000 DM Bruttoverdienst 350 – 400 Mark mehr im Monat!
Das wäre echte Kaufkraft-/ Konsumsteigerung mit einem arbeitsplatzwirksamen
Effekt. Und für höhere Rentenbeiträge oder Tariffond oder zusätzliche
private Altersversorgung wäre auch noch was übrig.
Abzulehnen sind Einmalzahlungen. Sie gehen nicht in die Lohnstruktur ein und senken langfristig die Lohn- und Gehaltssumme.
Sehr beliebt bei den "älteren" KollegInnen ist die Aussicht, irgendwie früher gehen zu können, z.B. durch Altersteilzeit ohne die 18 % Rentenabschlag ab 60 ( circa 200 bis 250 Mark )! 40, 45 Jahre Arbeit bei dem heutigen Streß sind genug!
Doch wer zahlt den Ausgleich? IGM Zwickel schlägt dazu einen Tariffond vor. 0,5 % der Lohnerhöhung sollen alle, auch die jungen MetallerInnen einzahlen. 0,5 % sollen die Arbeitgeber zahlen. Von 5 Jahren Laufzeit ist die Rede. Die Jungen sind solidarisch mit den Alten, aber nur, wenn auch wirklich für jeden ausscheidenden Metaller ein(e) KollegIn eingestellt wird! Nicht nur Azubi-Übernahmen – die müssen aufgrund der Fluktuation wieder zum Normalfall werden!
Ohne die zwingende Einstell- und Übernahmepflicht bei Rente mit 60 würden die Unternehmer den Arbeitsplatzabbau weitertreiben und die MetallerInnen müßten ihn auch noch selber zahlen!
Zwickel hat seinen Ex-Vize Riester halbwegs auf Kurs gebracht bei der Tarifrente mit 60. Die Mehrheit der Autobetriebsratsvorsitzenden liebäugelt aber weniger damit. Sie fürchten die Kritik der jetzigen Alterszeitler, die 18 % Rentenabschlag hinnehmen müssen. Die Arbeitgeber wehren sich mit ihren Medien. Die Armen wollen nichts zahlen. Von wegen Bündnis für Arbeit.......
Sie wehren sich auch gegen die Verlängerung der Azubi-Übernahme von 6 auf 12 Monate (zur Zeit Tarifverhandlungen in Hessen). Die Arbeitgeber müssen zur Ausbildungsabgabe, Umlagenfinanzierung für Ausbildungsplätze gezwungen werden! Brave Appelle sind bisher verpufft!
Der IGM-Bezirk Baden Württemberg mit B. Huber an der Spitze favorisiert den gemeinsamen Entgelt-Rahmen-Tarifvertrag für Arbeiter und Angestellte (ERA).
Damit sollen die gestiegenen Anforderungen an die gewerblichen KollegInnen berücksichtigt werden. Neue Arbeitsorganisationen wie Gruppenarbeit und andere Mehrbelastungen müssen sich beim Entgelt auswirken. Der Haken bei der Sache: Die Metallunternehmer konnten der IGMetall das Zugeständnis der Kostenneutralität abringen. Mit dem ERA müssen z.B. neue Bonus- Lohnsystem- Auswüchse möglichst verhindert oder tariflich kanalisiert und eingefangen werden!
Ein wirklich kräftiger Schluck aus der Pulle ist die wichtigste Tarifforderung. Trotzdem muß die IGMetall auch Zukunftsperspektiven vorgeben. Weitere Arbeitszeitverkürzungen bis hin zur Wiederbelebung des Lohnrahmentarifvertrags II (Erholpausen) dürfen kein Tabu bleiben.
Tarifrente mit 60 ja, aber mit Personalausgleich, also Einstellungen!
Der gemeinsame Entgeltrahmen muß ebenfalls nach über 6 Jahren Vorverhandlungen angegangen werden!
Wichtig zu allen diesen Fragen ist aber die Information und Diskussion, was sich überhaupt dahinter wirklich verbirgt. Für Betriebsräte, Vertrauensleute und IGMetall gibt es in den nächsten Wochen genug zu tun!
Antistreikparagraph § 116 endlich zurückdrehen. Auch dafür wurde die Regierung gewählt!!!!
Damit endlich mit der Begünstigung der Reichen Schluß gemacht wird und Gerechtigkeit zur Meßlatte einer neuen Politik wird - deshalb haben Millionen von Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmern und Arbeitslosen im Herbst vergangenen Jahres Kohl abgewählt und eine Rot-Grüne Regierung bestellt.
Auch nach der x-ten, mit massiven Stimmenverlusten verlorenen Wahlen hat die Rot-Grüne Regierung anscheinend immer noch nicht begriffen. Die BürgerInnen wollten keine Fortsetzung der bürgerlich liberalen Koalition, die das Kapital in nie gekanntem Ausmaße stärkte. Sondern endlich eine gerechtere soziale Politik. Da hilft das gebetsmühlenartige Herunterleiern die Einsparprogramme sind gut, nur der WählerInnen würden es noch nicht kapieren. Sehr wohl haben viele begriffen, auf wen der Bundeskanzler hört. Die Atomlobby machte ganz schnell klar, dass sie mit der Besteuerung der Milliarden Rückstellungen nicht einverstanden ist; danach folgte von VW ein kurzer Anruf des Herrn Piech wegen der Altautoverordnung, und der Kanzler spurte. Dieses ständige Einknicken der Regierung Schröder vor den Bossen der Grosskonzerne ernüchterte viele. Als der Bundesfinanzminister Eichel dann sein Sparprogramm veröffentlichte, war klar, dass mit etwas mehr sozialer Gerechtigkeit nicht mehr zu rechnen war. Die Rotstiftaktion der Bundesregierung zielt genau gegen diejenigen des Volkes, die unter 16 Jahren Kohl-Regierung schon am meisten gelitten hatten. Rot-Grün: Kein Grund zum Jubel. Für die Gewerkschaften verlief das erste Jahr der Rot-Grünen Bundesregierung enttäuschend, so Klaus Zwickel in einem Leitartikel in den Metall-Nachrichten.
Ausgerechnet der Arbeitsminister Walter Riester, ehemals zweiter Vorsitzender der IG Metall, brachte den Rentenbetrug als Sparmaßnahme ein. In den nächsten beiden Jahren will die Bundesregierung die Renten nicht mehr der Steigerung der Nettolöhne entsprechend anpassen. Nur noch die geschätzte Inflationsrate von 0,7 und 1,6 soll bezahlt werden. Das hat für alle Rentner und Arbeitnehmer, die demnächst in Rente gehen, einschneidende und lebenslange Folgen. Die sogenannte Standardrente betrug bisher 70 Prozent des letzten Nettoeinkommens. Sie würde nach Berechnungen der IG Metall kurzfristig auf 66 Prozent sinken. Doch diese "Standardrente" schönt die Wirklichkeit. Denn sie setzt 45 Beitragsjahre voraus. Die erreichen nur noch etwa 40 Prozent der Männer und nicht einmal 10 Prozent der Frauen - Tendenz fallend. Die tatsächlichen Renten liegen im Schnitt deshalb heute bei 1900 Mark für Männer; bei den Frauen halbiert sich der Betrag. Da redet der Arbeitsminister Riester von einer privaten Zusatzversicherung was noch einmal zu Lasten der ArbeitnehmerInnen gehen würde und das könnten sich auch nur die besser Verdienenden leisten.
Doppelt bestraft werden die Arbeitslosen, nicht nur dass sie ihren Job verloren haben, sie müssen auch mit 5,5 Milliarden den größten Sparbeitrag leisten. Die Regierung will die Sozialbeiträge nicht mehr nach dem letzten Bruttoeinkommen, sondern nur noch auf der Basis der niedrigeren Arbeitslosenhilfe bezahlen. Damit wird den Arbeitslosen die spätere Rente nochmals gekürzt. Über die eigentlich einfachste und sozial gerechteste Lösung wird gar nicht erst diskutiert: die Einbeziehung aller Arbeitsleistungen in die Rentenversicherung und die Aufhebung der Beitragsbemessungsgrenze.
Wer all dies ignoriert, setzt sich dem Vorwurf aus, daß er nicht Reformen, sondern eine Systemveränderung will, die folgendes bewirkt: Entlastung der Unternehmen, Verlagerung auf die private Vorsorge, also die Abschaffung des Solidarprinzips.
Die Reform der Einkommenssteuer beschert eine Nettoentlastung von 20 Milliarden Mark, von der keineswegs nur Arbeitnehmer und Familien, sondern über die Senkung des Spitzensteuersatzes die Einkommensmillionäre profitieren. 2001 sollen die Unternehmen netto um 8 Milliarden Mark entlastet werden. Mit diesen Einsparungen werden Voraussetzungen geschaffen, Steuergeschenke für die eh schon Reichen zu machen. Statt zu sparen, wird von Rentnern und Erwerbslosen zu Unternehmen und Reichen umverteilt. Die Unternehmenseinlagen bei in und ausländischen Banken betragen laut Bundesbankstatistik 985 Milliarden Mark. Es existieren also gigantische Unternehmensgewinne, welche aber nicht in Arbeitsplätze investiert werden, sondern an der Steuer vorbei, zurückgelegt oder spekulativ angelegt werden.
Eigentlich ist es instinktlos, Nullrunden für Löhne und Gehälter
zu fordern. Kurt Beck, sozialdemokratischer Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz,
hat trotzdem vorgeschlagen, daß die Arbeitnehmer für zwei Jahre auf
echte Lohnerhöhungen verzichten sollten. Dieser Unsinn wird den Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmern seit Jahrzehnten erzählt. Die Beck'schen Empfehlungen
sind abenteuerlich. Dadurch würde die Schieflage der sozialen Gerechtigkeit
noch dramatischer.
Für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer besteht nämlich eigentlich
ein erheblicher Nachholbedarf. Die Spielräume, die für Lohnerhöhungen
zur Verfügung standen, wurden seit langem schon nicht mehr ausgeschöpft.
Die Empfehlung für Nullrunden hat mit der Realität nichts zu tun.
Schade, daß sich SPD-Politiker den Unternehmerverbänden als Hilfssheriffs
anbiedern.
Obwohl die vorherige Regierung mit den gleichen Rezepten keinen einzigen Arbeitsplatz
geschaffen oder Arbeitsplatzabbau in ihren 16 Jahren Regierung verhindert hätte.
Nach einer Studie des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung von 1993 sind dem Staat 1992 etwa 130 Milliarden Mark wegen legaler Steuerschlupflöcher entgangen. Diese Summe dürfte sich bis 1999 um einiges vervielfacht haben. Der Schaden durch Steuerhinterziehung beläuft sich auf ca. 150 Milliarden Mark pro Jahr. Konzerne wie Siemens, Thyssen-Krupp, und Daimler konnten die angebliche Verlustbringer platt machen, sogenannte Verlustvorträge steuerlich geltend machen. Dies führte dazu, dass kaum oder gar keine Steuern bezahlt wurden. Manager lassen sich immer ungenierter Jahreseinkommen erhöhen, zusätzlich noch mit Gratisaktien oder Erfolgsprämien entlohnen, wegen der angeblich hohen Verantwortung die sie tragen müssen. Wenn sie die Verantwortung dann nicht mehr tragen, weil sie doch keine so guten Topmanager waren, wie sie immer glauben machen wollten, bekommen sie noch eine satte Abfindung in Millionenhöhe.
Das Vermögen in Deutschland belief sich 1993 auf ca.14 Billionen Mark. Die oberen zehn Prozent der Haushalte besitzen davon etwa 60 Prozent. Würde von all diesen die Steuern und Abgaben so konsequent eingetrieben wie von den kleinen Steuerzahlern, die Bundesrepublik Deutschland würde im Geld schwimmen und bräuchte keine Sparprogramme.
Der Unterschied zwischen Kapital und Arbeit besteht nicht nur weiter, er wird auch immer größer. Die Arbeitshetze nimmt immer mehr zu, mit immer weniger Personal werden immer größere Gewinne eingefahren und gleichzeitig erfolgt ein wahres Trommelfeuer von den Arbeitgeberverbänden in Fernsehen und Presse auf Politiker und Bevölkerung, die Besteuerung von Unternehmen und Gewinnen sei als noch zu hoch. Noch nie in der deutschen Nachkriegsgeschichte wurde so unverhohlen vom Kapital Einfluß auf die Politik genommen, um seine Interessen durchzusetzen. Was wir wieder brauchen, sind Politiker, die den Mut haben, sich gegen das Kapital durchzusetzen und nicht in dessen Posaune zu blasen. Was gemacht werden muß, ist eine Politik für die Mehrheit der Arbeitenden und nicht gegen sie.
Auch in der voraussichtlich letzten Ausgabe des "Innenspiegel" in diesem Jahrtausend blicken wir kritisch hinter die Kulissen. Positiv-Begriffe wie "Vorwärtsstrategie" sollen verbergen, daß das Rad der Tarifgeschichte zurückgedreht werden soll. Was können und wollen Belegschaft und Betriebsrat verhindern? Wie startet die erste Tarifrunde im nächsten Millennium? Geht die Regierung endlich wirklich ans Geld der Reichen? Viele Arbeitsplätze sind schon wieder in der Mannheimer Region gefährdet: ADTRANZ, GKM, ABB, MWM, BASF, Knoll ...... Der Blick über den Tellerrand zeigt aber auch Beispiele, daß sich Belegschaften wehren können!
Auf ins neue Jahrtausend!
Mit der Parole "Vorwärtsstrategie EVO-Bus" soll Aufbruchsstimmung erzeugt werden. Nichts gegen Positivtrends, doch die Belegschaft soll nach dem Wollen der EVO-GF wieder einmal in Vorleistung treten. Dazu ist die Busbaubelegschaft diesmal nicht bereit, wenn nicht die Chaosbedingungen, für die einzig und allein die GF und UN-L verantwortlich sind, beseitigt werden.
Auf was sollen wir noch alles verzichten, was sollen wir noch alles hergeben? Die Belegschaft kann noch
So der Tenor auf der EVO - VL-Sitzung vom 11.11. dieses Jahres. Dort kam klar zum Ausdruck, daß die Belegschaft vom Betriebsrat erwartet: Keine Vereinbarung, bevor nicht Geschäftsführung und Centerleitungen Voraussetzungen geschaffen haben, daß die KollegInnen ihre Arbeit ordentlich verrichten können.
Erst dann sind die Busbauer zu weiteren Verhandlungen bereit. Allerdings erwarten die KollegInnen auch dann vom BR keine Zugeständnisse
Ein wesentlicher Bestandteil bei künftigen Vereinbarungen muß auch die Zukunft der Lackiererei beinhalten. Es reicht nicht, daß die Lackiererei eine neue Fassade erhält, während sich im Inneren an den derzeitigen Arbeitsbedingungen nichts ändert. Veraltete, krankmachende Arbeitsplätze, an denen sich in absehbarer Zeit nichts ändern soll, lassen wenig Bereitschaft aufkommen, weitere Belastungen hinzunehmen.
Eine verbindliche Zusage für eine neue Lackiererei ist bereits jetzt dringend notwendig! Oder will sich die Geschäftsführung die Zusage als Faustpfand in der Hinterhand behalten, um mit weiteren Erpressungen dann noch einen draufzusetzen?!
Im Juli dieses Jahres hat die dortige Werkleitung, der Chef in East London heißt Wilfried Porth, 4 Arbeiter entlassen. Sie hatten sich geweigert, an der täglichen 10 minütigen Versammlung in der sogenannten "Green area" vor Schichtbeginn teilzunehmen. Diese Versammlungen wurden im Zusammenhang mit der vor Jahren flächendeckend eingeführten "Gruppenarbeit" vereinbart. Sie haben sich jedoch inzwischen mehr und mehr zu reinen Veranstaltungen der Abteilungsleiter verformt; diese bestimmen sowohl die Themen als auch den Inhalt der Besprechungen. Und dagegen hatten sich die vier auf ihre Weise gewehrt.
Nach einigem Hin und Her wurden sie dann einfach entlassen. Die Kollegen aus der Abteilung haben einige Tage die Arbeit niedergelegt. Aber die Werkleitung blieb bei der Entscheidung und erhielt auch vor einer Einigungsstelle Recht. Eine bittere Niederlage für die Gewerkschaft. Aber die kämpft zusammen mit den Shopstewards weiter für eine demokratische Durchführung der "Gruppenarbeit".
In der Zeit der Militärdiktatur in Argentinien (1976 – 1983) haben auch Industrieunternehmen bei der Verfolgung von Gewerkschaftern mitgeholfen. Dies hat die Journalistin G. Weber herausgefunden und in einer Sendung im Westdeutschen Rundfunk publik gemacht. Dabei hat auch der damalige Leiter von Mercedes Benz Argentinien eine unrühmliche Rolle gespielt.
Ein Berliner Rechtsanwalt hat nun aufgrund dieser Forschungen und eigener Untersuchungen vor Ort u.a. gegen den deutsch-argentinischen Leiter Mercedes-Benz-Manager Juan Tasselkraut bei der Berliner Staatsanwaltschaft Strafanzeige eingereicht. Er soll 1977 die Verhaftung von mehreren Gewerkschaftsaktivisten der Benz Niederlassung angeordnet haben. Einige von denen sind bis heute verschwunden.
Auch heute arbeitet T. noch in leitender Position für das Unternehmen. Im Augenblick soll er allerdings in Urlaub sein, ist also nicht erreichbar. Das Unternehmen DC lehnt bislang alles ab. Das Gericht wird wohl Klarheit in diese dunkle Passage der Werkleitung in Argentinien bringen.
Seit dem 1. Oktober dieses Jahres arbeiten die KollegInnen im LKW – Werk in Sao Bernardo nur noch 40 Stunden die Woche (früher 42 – 44). Nach jahrelangem Kampf haben Belegschaft, Fabrikkommission und Gewerkschaft dies jetzt durchgesetzt. Befragte Kollegen unterstrichen vor allem den Zugewinn an Lebensqualität durch die neue Regelung.
Ebenfalls haben sie in diesen Tagen eine Gewinnbeteiligung von insgesamt 1. 700 Reais ( ungefähr gleich DM) für dieses Jahr erkämpft. Davon wurden 600 im ersten Halbjahr ausgezahlt, jetzt werden die 1.100 auf einen Schlag ausgehändigt; die Werkleitung wollte den Betrag noch mal in zwei Zahlungen aufteilen.
Die Belegschaften der gesamten Automobilindustrie kämpfen zur Zeit für einen nationalen Tarifvertrag in der Autobranche. Es hat schon mehrere Arbeitsniederlegungen gegeben. Erst in der letzten Woche, am 10.11. fanden in den Werken Aktionen statt. "Wenn die jetzt kein Verhandlungsangebot machen, dann gibt es Streik". So die täglich in den Betrieben verteilte Zeitung der Gewerkschaft "Tribuna Metalurgica" am 11.11. 1999.
Die Produktion des Smart ist nach einem Bericht einer Trierer Zeitung seit
Mittwoch abend lahmgelegt. Unter Berufung auf einen Unternehmenssprecher meldet
die Tageszeitung, im Smart-Werk im französischen Hambach sei die Fertigung
wegen eines Streiks gestoppt worden. Die Mitarbeiter des österreichisch-kanadischen
Zulieferers Magna, der auf dem Fabrikgelände die Smart-Karosserie baut,
verlangten umgerechnet rund 450 Mark mehr Gehalt im Monat. Um ihre Forderung
zu unterstützen, hätten die streikenden Arbeiter die Straßen
vor der Smart-Fabrik blockiert. (TRIERISCHER VOLKSFREUND; 12.11.1999)
Laut Mannheimer Morgen (13.11.) und MCC streiken bei Magna rund 30 Mitarbeiter
pro Schicht für ihre rund 20 prozentige Lohnerhöhung.
Noch laufen die Verhandlungen. Der Vorstand hätte gern eine "Eintauchtiefe". Das heißt: erst Verdienste absenken, dann durch mehr Leistung über Bonus wieder reinholen. Der Gesamtbetriebsrat sagt: Wenn Bonus, dann "on top". Bei einem Bonus "on top" ( owwe druff) auf bisherigen Lohn/Gehalt will der Vorstand aber knallharte Bewertungskriterien für den Bonus. Produktivitätssteigerung über die normale, jährliche Rationalisierung hinaus! Nur "Gut-Stücke" sollen für den Bonus zählen. Fehlzeiten sollen einbezogen werden, also noch mehr Druck auf Kranke. Ausfallzeiten durch Warnstreiks wären auch gar nicht gut für den Bonus.....
Freiwillig dürfen/sollen/wollen/müssen E – 4- Leiter (Teamleiter) ein neues Vergütungssystem wählen (nicht in EVO). "Unternehmerisch führen" sollen sie. Durch Zielvereinbarungen ist ein variabler Teil der Vergütung zu erreichen. Bonussystem. Dazu als Dienstwagen eine A-Klasse, Altersversorgung, Unfallversicherung. Recht schmackhaft. Wichtigste Frage: Welche "Ziele" sollen erfüllt werden? Gegen die Interessen der "kleinen" Beschäftigten? Der Teamleiter kann mehr verdienen, wenn er mehr Druck auf die da unten ausübt.
Noch mehr Federschmuck für die Häuptlinge? Und die Indianer?
"Da ändert sich ja doch nix !", meinten viele KollegInnen zur Mitarbeiterbefragung vom Juni. Damit war vor allem das Führungsverhalten einiger Vorgesetzten gemeint. Das war nämlich schon 1996 bei der ersten Mitarbeiterbefragung so herausgekommen.
Mißtrauen erregte auch die aufgeklebte Codenummer. Alles anonym? Ein paar Wochen länger als geplant, standen die Sammelkästen herum. Trotzdem kam etwa nur die Hälfte der Fragebogen zurück. Auch ein Zeichen, dass viele KollegInnen an eine Verbesserung ihrer Arbeitssituation durch das Management nicht mehr glauben.
Zur Zeit laufen überall Informationsveranstaltungen über das Ergebnis der Befragung. Manch ein Vorgesetzter lief deshalb ein paar Tage mit hochroten Ohren durch die Fabrik. War das dann alles oder ändern doch ein paar Vorgesetzte ihr Verhalten? Bleibt es bei leeren Versprechungen zu den Kritikpunkten? Dann hätten die KollegInnen recht, die meinten: "Wie beim letzten Mal - kannscht vergesse !"
Für den Wegfall der Arbeitsplätze nach Auslauf vom 0404 wurde in der Standortvereinbarung von ’97 zugesagt, daß "am Standort Mannheim im Rahmen des Aufbaues des Produktionsverbundes eine stufenweise Konzentration und einen weiteren Ausbau der Klappenfertigung für MB- und Setra Omnibusse im Sinne eines internen Kompetenzzentrums zu realisieren" sei. Diese Vereinbarung wurde auch von Herrn Diez unterschrieben. Es sollten dadurch 40-60 Arbeitsplätze abgesichert werden.
Nun verdichten sich die Anzeichen, daß dies nicht eingehalten werden soll.
Die Kollegen im Bereich der Klappe haben über Jahre für diese Fertigung ihren Beitrag geleistet:
Und jetzt? Wo bleibt die Kompetenz der Herren Geschäftsleitung für
die Realisierung des Klappencenters? Da die Kollegen bereits ihren Beitrag geleistet
haben wollen sie nun sehen, daß jetzt auch die Voraussetzungen für
den Aufbau und die Erweiterung des neuen Klappencenters von der Geschäftsführung
geschaffen werden und nicht die ganze Fertigung wieder in Frage gestellt wird.
S
Is schon schä, dass ma jetzt koschtelos Fernseh glotze kann beim Benz. Awwer jedes mol, wenn ich mir än Stuhl hol un misch vor den Kaschte hock, wä ich komisch ogeguckt.
In de Paus schlof ich, weil ich kaputt bin vom Schaffe. Un während de Arbeitszeit däff ich net, weil ich sunscht net uff moin Akkord kum. Oder es wärd gsagt "Mensch, hot der än gute Akkord."
Moin Meeschter, wenn ich den frog, will ma a net den Ausfall bezahle, wenn ich mir moi "Motivation" beim Gucke hole will. Do hänge se für ä Haufe Geld die Käschte uff un käner hot Zeit, do druff zu gucke.
Des Änsigschte, was gut debei is: ä paar Arbeitsplätz beim Fernsehhersteller sin erhalte gebliwwe.
Siehscht, ä bissel sozial is de Benz a.
Wie schon im letzten Jahr ärgerten sich viele KollegInnen dass es keinen Aushang mehr zum Weihnachtsgeld gibt. 1997 war die Kombination Weihnachtsgeld und Ergebnisbeteiligung im folgenden Frühjahr – April eingehandelt worden. Das Weihnachtsgeld und Sondervergütung wurden auf den Stand von 1996 festgelegt.
Das waren zum Nachrechnen:
Ein Mindestbetrag von 3020,- DM war vereinbart worden, außerdem schreibt der Tarifvertrag 55% des Monatsentgeldes vor. Am Freitag, 12.11. verhandelte der Gesamtbetriebsrat (GBR) mi dem Vorstand über die Ergebnisbeteiligung im Frühjahr 2000. Diese soll nicht mehr nur an den Operativen Profit gekoppelt, sondern auch an der Dividende orientiert sein. Der GBR hofft so auf eine rund 1000,- DM höhere Ergebnisbeteiligung. Der Druck dafür kommt aus den PKW-Werken, wo Sonderschichten und Überstunden an der Tagesordnung sind. Sind die Gewinne im Nutzfahrzeugbereich niedriger, werden wieder Begehrlichkeiten im PKW geweckt – ohne NFZ wäre die Ergebnisbeteiligung im PKW höher!!
In dem neuen Tarifvertrag zwischen den in der UAW Gewerkschaft organisierten Mitgliedern und den DaimlerChrysler Betrieben in den USA werden auch Punkte verhandelt, die bei uns in Manteltarifverträgen oder über die Sozialversicherung geregelt werden (z.B. bezahlte Feiertage, betriebliche Krankenversicherung, Arbeits- und Gesundheitsschutz u.a.).
Ansonsten wurde festgelegt:
In dem abgelaufenen Tarifvertrag von 1996 hatte sich das Unternehmen verpflichtet, 95 % der Belegschaft zu erhalten. Im neuen TV wird dem "natürlichen" Abbau der Beschäftigten ein größerer Spielraum eingeräumt. Die Gewerkschaft hat auch eine Flexibilität bei der Versetzung von Mitarbeitern zugebilligt. Zur Standortsicherung wurde in einer Protokollnotiz vereinbart, daß in den kommenden vier Jahren keine Fabrik oder keine Geschäftseinheit, für die dieser Vertrag gilt, geschlossen, verkauft oder abgespalten wird.
Die Konzernleitung hat sich auch verpflichtet, bei der Organisationskampagne der Gewerkschaft Neutralität zu bewahren. Bei den Bemühungen der UAW, die noch unorganisierten DC-Belegschaften in Tuscaloosa (M-Klasse) sowie der DC-Tochter Freightliner gewerkschaftlich zu organisieren, traten bisher auf teilweise massiven Widerstand der örtlichen Geschäftsleitungen.
In den USA müssen die Gewerkschaftsmitglieder (vergleichbar bei uns mit der Urabstimmung) dem Abschluß des Tarifvertrages zustimmen. Bei dem jetzt abgeschlossenen Vertrag waren 86 % dafür.
Der größte deutsche Industriekonzern ist immer noch nicht groß genug. Ständig werden im kleinen und großen Stil neue Werke hinzugekauft, neue Kooperationen geplant und große Fusionen durchgezogen. Auf der anderen Seite wird weiterhin ausgelagert, fremdvergeben, und von Teilen anderer Werke möchte man sich am liebsten gänzlich trennen, bei Adtranz ist das bittere Realität.
Kleinere Ausweitungen haben u.a. stattgefunden durch eine 49 %ige Beteiligung an den Westfalia Werken (Van Conversion) in Wiedenbrück (s. MM vom 28.8.99) und durch die Planung eines Gemeinschaftsunternehmens mit HJS Fahrzeugfabrik (Abgasreinigungsanlagen; s. HB 29.9.99).
Es wird mit Peugeot und Fiat verhandelt bezüglich einer Kooperation in der Weiterentwicklung des Smart ( MM 19.10.99).
Der Geschäftsbereich PTU hat seine bisherigen Anteile an der ADE-Gießerei in Südafrika auf 100 Prozent erweitert (Überkapazitäten an Guß in Südafrika fertigen lassen.)
Der große Coup der letzten Monate war jedoch die Fusion mit Aerospatiale auf dem Gebiet der Luft- und Raumfahrt und der Rüstungsindustrie. Nachdem bereits Wochen zuvor die CASA (Spanien) geschluckt worden war, kam es im Oktober zu der Zusammenlegung der DASA mit dem französischen Konzern Aerospatiale – Matra. Auf diese Weise entsteht in Europa und unter Führung von DC der 3.größte Luft- und Raumfahrtkonzern der Welt. So bleibt also Daimler Benz seiner Geschichte treu: Immer hat der Konzern im Rüstungsgeschäft eine führende Rolle gespielt; früher im nationalen, jetzt im europäischen und weltweiten Wettbewerb. Die TAZ vom 16./17. Okt.99 formuliert eine Überschrift dazu wie folgt: "DAS KAMPFGEWICHT STEIGT. Die Fusion der Luftfahrtkonzerne Dasa und Aerospatiale verbessert die weltweiten Absatzchancen für europäische Kriegsflugzeuge und Bomben." Und aus der Geschichte weiß man auch genau: Waffen, die gebaut wurden, sind auch irgendwann in kriegerischen Auseinandersetzungen verwendet worden.
So sieht man, wie auf der anderen Seite Belegschaften weiterhin zittern müssen, auch hier im kleinen und großen Stil.
Größere "Aufräumarbeiten" finden zur Zeit allerdings bei ADTRANZ statt. Im Mannheimer Werk ist Fremdvergabe von Teilen in der Stromrichterfertigung seit langem an der Tagesordnung. Auch für eine neue Baureihe (BR 423) ist an Fremdvergabe gedacht. Jedesmal sind weitere Arbeitsplätze in Gefahr. Dies will die Belegschaft aber nicht kampflos hinnehmen.
Jetzt ist jedoch der große Schlag der Konzernleitung bekannt geworden. Demnach will sich Adtranz im wesentlichen auf Kernkompetenzen konzentrieren.. Ziel ist es, die Kosten um 300 Euro pro Jahr zu senken. Als Konsequenz dieser Maßnahmen werden weitere 3000 der gegenwärtig 24.000 Mitarbeiter bis zum Ende des Jahres 2002 entfallen.
Daher sollen die Produktivitätsaktivitäten an sechs Stellen eingestellt werden: Amadora (Portugal), Nürnberg mit über 800 Beschäftigten, Oerlikon und Pratteln (Schweiz), Stroemmen (Norwegen) und Elmira (USA).
In Nürnberg ist diese Nachricht auf heftige Empörung gestoßen. Mitarbeiter der Firma waren laut Süddeutscher Zeitung von Samstag nur mit Mühe davon abzuhalten, ihre Wut in handfesten Aktionen zum Ausdruck zu bringen, als sie am Freitag die schlimme Nachricht mitgeteilt bekamen. Auch die Belegschaften in der Schweiz werden diese Entscheidung nicht hinnehmen. Sie wollen erst gar nicht über einen Sozialplan verhandeln. (SZ)
In Mannheim herrscht dagegen vorerst relative Ruhe. Es sieht so aus, daß der hiesige Standort von den Restrukturierungen wenig oder gar nicht betroffen wird. Der BR-Vorsitzende dazu J. Hauber sagte gegenüber unserer Zeitung, ergehe im Augenblick davon aus, daß es keine größeren Auswirkungen auf die Mannheimer Fabrik mit ihren demnächst 860 Mitarbeitern geben würde. Allerdings sei die Planung für den Ingenieursbereich noch unklar.
Das Unternehmen selbst war zu keiner Aussage bereit.
(Mannheimer Morgen vom 13.11.99)
Alle DaimlerChrysler Produktionsstätten werden jetzt weltweit verglichen. Ein möglichst einheitliches DaimlerChrysler-Produktionssystem soll eingeführt werden. - Toyota läßt grüßen! Der direkte Vergleich bringt noch mehr Konkurrenzdruck auf die Werke weltweit. Kurze Vorgabezeiten, Bandmontage, mehr Taylorismus, weniger Mitsprache der Beschäftigten in Gruppenarbeit, Kaizen-Experten. Negativ-Beispiel ist das Werk Rastatt. Einstmals als Vorzeigeobjekt in Sachen Gruppenarbeit und Arbeitsgestaltung (z.B. mitlaufende Montagevorrichtungen – Hängedrehförderer). Jetzt kurze Taktzeiten in monotoner Bandmontage! Das wirkt wie eine Abrissbirne gegen die humane Arbeitspolitik!
"Jetzt brauchen sie keine Mitbestimmung mehr, alles ist ausgewogen. Sie bringen mehr Leistung und bekommen dafür weniger Geld!"
DaimlerChrysler hat strenge Verhaltensregeln ausgegeben. Sinngemäß heißt es darin:
Aber auch:
Bei Verstößen droht DaimlerChrysler mit Kündigung. Wurden hier überhaupt Persönlichkeitsrechte oder auch die Mitbestimmung des Betriebsrats berücksichtigt?
Nicht erst seit gestern wehren sich Gewerkschafter bei rigiden Maßnahmen gegen Kranke. Die betrieblichen Methoden der Überwachung sind zwar verfeinert worden ( denken wir an das Krankenrückkehrgespräch), das Ziel aber ist das Alte: vermeintliche "Blaumacher" dingfest zu machen. Wie es dabei heute zugeht, zeigte sich jetzt bei Daimler in Bremen: Vertreter der Personalabteilung klopften bei Beschäftigten, die schon länger krank gemeldet waren, zu Hause an der Tür-unangemeldet.
Manchmal ist es schön, die "Bild"- Zeitung an seiner Seite zu wissen. Sie brachten die Daimler-Krankenjagd auf die erste Seite. Und regte damit zu vielen Fragen über den umgang mit Kranken an. Muss sich ein Arbeitnehmer eine solche Kontrolle gefallen lassen? (Nein man braucht die Tür nicht zu öffnen). Und was ist das für eine Firmenkultur, wenn Manager ihren Mitarbeitern hinterherspionieren?
Erstaunlich, das die kleinkarierte Jagd auf Kranke zum Führungsstil eines deutschen Top-Unternehmens gehört. Bei einem "global player" hätte man auf modernere Methoden gesetzt. Motivieren, unterstützen, fördern - und ein Betriebsklima schaffen. Bei dem niemand "krank feiern" muss. Wie wär's mal damit?