KOLLEGEN von DAIMLER INFORMIEREN

Ausgabe 418 vom 11. April 2000

 

Inhalt:

  1. Maßnahmenkatalog II, 2. Teil: Sonderschichten zur Gesundheitsförderung?
  2. Tarifabschluß Nordrhein-Westfalen: Tarifkampf vor dem Fernseher
  3. MPS: Und wieder ein Projekt ?
  4. "Anwesend und Gesund": Wenig Resonanz
  5. "Anwesend und Gesund": Bitte mal zur Kenntnis nehmen
  6. Nachtrag zum Kollegeninfo 417: "Kranken-Jäger auf Treibjagd"
  7. Rekordergebnis wurde von den Belegschaften der Werke erarbeitet!
  8. Vorbild Japan?
  9. Anmerkung zu einem Leserbrief im Kollegeninfo 417
  10. Rot-Grün spart
  11. Fortschritt?
  12. Nicht nur ehemalige
  13. Nachtrag zum Kollegeninfo 414: "Arbeiter zum Schweigen gebracht"

 

Maßnahmenkatalog II, 2. Teil: Sonderschichten zur Gesundheitsförderung?

Wegen Nichterreichung der Einsparungsziele aus dem Maßnahmenkatalog II – Reduzierung Krankenstand um die Hälfte auf 4,6% - sollen wir weitere Opfer bringen. Der vorgehaltene Krankenstand wird auf ebenso unrealistische 5,5% eingeplant, die daraus resultierenden Mindereinsparungen von 6,7 Mio. DM aus dem Maßnahmenkatalog II sollen mit weiteren Maßnahmen der Belegschaft aus den Rippen geleiert werden.

Zwei Betriebsvereinbarungen (BV) wurde hierzu in der vergangenen Woche Mehrheitlich im Betriebsrat zugestimmt. Die erste BV regelt die Verlegung von Arbeitszeit und Durchführung von Sonderschichten. Bei der Verlegung von Arbeitszeit geht es um die Vorholtage für die Arbeitszeit zwischen Weihnachten und Neujahr, die terminliche Festlegung erfolgt ende Oktober und ende April für das darauffolgende Halbjahr. Bisher wurde jährlich darüber verhandelt.

Mit der Einplanung von Zusatzkapazitäten in Form von 2 Sonderschichten pro Mitarbeiter hat die Werkleitung einen "Persilschein" erworben. Die Sonderschichttermine für 2000 werden bis Ende April festgelegt. Die Sonderschicht vom 06.05.00 (Karosserie-Sortierpuffer füllen) wird auf MOC (C-Schicht) ausgedehnt und auf die Sonderschichten angerechnet. Die Sonderschichten für 2001 werden in gleicher Weise festgelegt wie die Vorholtermine. Weiter gilt für die Sonderschichten:

a. Jeweils 8 Wochen vor dem Termin erfolgt Bestätigung oder Absage der Sonderschicht.
b. Die BV zu 50% Abfeiern wird ausgesetzt
c. Ergeben sich zusätzliche Anforderungen werden Verhandlungen über weitere Sonderschichten aufgenommen.

Die BV ist befristet bis zum 31.12.2001

Die 2. BV vereinbart den Einsatz von befristeten Teilzeitarbeitskräften. Hierzu wird ein Pool mit bis zu 500 befristeten Teilzeitarbeitskräften eingerichtet wovon täglich bis zu 200 gleichzeitig zum Einsatz kommen. Dies sind StudentInnen, ausnahmsweise auch SchülerInnen. Mit einem Vorlauf von mind. 4 Kalendertagen wird die jeweilige Arbeitsleistung schriftlich, mündlich oder telefonisch abgerufen. Diese BV ist befristet bis zum 31.12.2001.

Beiden Betriebsvereinbarungen konnten die Betriebsräte der Kollegengruppe mehrheitlich nicht folgen. Nicht nachvollziehbar ist, wie mit Sonderschichten der Krankenstand reduziert werden kann, zumal konkrete Fakten für die Sonderschichten (abgesehen vom Mengenpuffer) fehlen. Ebensowenig nachvollziehbar ist, wie befristete Teilzeitkräfte gesundheitsfördernd eingesetzt werden können. Eher wird es wohl so sein, daß gerade die leichteren, schneller erlernbaren Arbeitsplätze von diesen eingenommen werden und damit die Rotation behindert und die einseitige Belastung gefördert wird. Da beißt sich der Hund in den Schwanz. Und nicht zuletzt: Es gibt eine weitere Klasse von Beschäftigten bei Daimler – Stamm, Befristet, Kurzzeitbefristet, Ferienarbeiter und befristete Teilzeitkräfte – was kommt als nächstes, vielleicht die Tagelöhner?

Zwei weitere Anträge der Werkleitung wurden noch nicht abschließend behandelt: Zusätzliche Sonntagsnachtschichten und Visualisierung des Krankenstandes auf Meisterebene (Schichtbezogen).

 

Tarifabschluß Nordrhein-Westfalen: Tarifkampf vor dem Fernseher

Leben wir nicht in einer wunderbaren Zeit? Wir können zu Hause, auf dem Sofa, bei Bier und Salzstangen nicht nur beobachten, wie "wir" wieder Krieg, sondern neuerdings auch, wie "wir" den Tarifkampf führen. Ganz ohne den Hintern bewegen zu müssen, bekommen wir auf dem Silbertablett ein fertiges Ergebnis geliefert, frei Haus und ganz ohne die verfluchten Warnstreiks...

Daß nun die Unternehmer im Chor jubeln, verwundert nicht. Kein Verständnis aber haben wir, daß uns nun zu den grandiosen 3%, bzw. 2,1% im nächsten Jahr noch "eingesparte" Verdienstausfälle durch die nicht geführten Warnstreiks vorgerechnet werden von unserem 1. Bevollmächtigten. Da bleibt einem doch die Spucke weg.

Bevor wir die Frage beantworten, ob wir mit diesem Ergebnis "leben" können, sehen wir uns kurz einige Einzelheiten an:

 

Prozentuale Erhöhung

Bei 22 AW (Lohngruppe 8, = 4867.- DM) gäbe es eine Erhöhung von 146,01 DM in diesem Jahr (Mai 2000 bis April 2001) und 102,21 DM von Mai 2001 bis April 2002. Gäbe es - wenn es bei Mercedes nicht diesen verfluchten Faktor 0,91 gäbe, der die Erhöhungen auf 132,87 DM, im nächsten Jahr dann auf 93,01 DM drücken wird. Geht man weiter von ca. 43% Abgaben aus, bleiben netto ganze 75,74 DM, bzw. 53,02 DM über. Nimmt man nun allein die für Bremen angekündigte Gas-Preiserhöhung, so sind das für die Durchschnittsfamilie monatlich 41,70 DM weniger. Berücksichtigt man die erhöhten Benzinpreise seit Januar bei einer täglichen Fahrt von 50 km, so kann man weitere 15 Mark abziehen, von den restlichen Preiserhöhungen ganz zu schweigen. Allein mit diesen beiden Faktoren heißt das im Klartext: Reallohn-Verlust auf der ganzen Ebene. Und damit können wir natürlich nicht leben.

 

"Beschäftigungsbrücke"

Einige Verfechter des Abschlusses sagen: Die geringe Lohnerhöhung ist gerechtfertigt, weil damit eine verbesserte Altersteilzeit ermöglicht wurde.Dieses Argument spricht natürlich jeglicher gewerkschaftlicher Haltung Hohn. Denn bekanntlich sichern hohe Lohnabschlüsse eher hohe Renten, als Lohnverzicht. Genauso ist es natürlich auch beim Arbeitslosengeld.

Was hat sich denn wirklich verbessert? Verbessert hat sich ganz leicht der Rentenverlust-Ausgleich bei vorgezogener Rente. Hier werden die Ausfälle (je nach Fall) bis maximal 40% ausgeglichen. Nichts, aber auch gar nichts ist verbessert, was die Wiederbesetzung der Arbeitsplätze betrifft, was dem Begriff "Beschäftigungsbrücke" zumindest den Anschein einer Berechtigung gegeben hätte. Gleich geblieben sind auch die dürftigen 82% während der nun auf 6 Jahre verlängerten Altersteilzeitphase. Dieser Teil des Tarifvertrags wird nun offiziell zur Anerkennung Kohl'scher Politik, die immer das Ziel hatte, die gesetzliche Rente zu zerschlagen.

Hier läßt die IG Metall leider wieder einmal die Schröder-Regierung aus der Verantwortung, die mit einem Federstrich einen gesetzlichen Rentenanspruch für jeden mit 60 hätte beschließen können (was errechnetermaßen 0,4% mehr Rentenbeiträge bedeutet hätte). Also: Mehr "Krücke" als "Brücke".

 

Azubis

Die längere 12-monatige Beschäftigungsverpflichtung ist unter den vorhandenen Verhältnissen zwar ein Fortschritt, aber viel zu teuer erkauft, wenn man bedenkt, daß die Azubis nur 1,5% Lohnerhöhung pro Jahr (= 3% für 2 Jahre) kriegen, also noch mehr Minus machen.

 

Festlegung der 35-Stundenwoche

Der Tarifvertrag erfüllt zumindest eine Forderung der Unternehmer zu 100%: Nämlich den absoluten Ausschluß einer Arbeitszeitverkürzung auf 3 Jahre.

Denn wenn die 35-Stundenwoche aufgekündigt wird, ist damit automatisch auch die neue Regelung zur Altersteilzeit, sowie die 12-monatige Beschäftigungsgarantie für Azubis gekündigt - und umgekehrt. Nicht nur in dieser Frage also hat sich die IG Metall selbst die Hände auf Jahre hinaus gebunden.

 

Laufzeit

Die vereinbarte Laufzeit von 24 Monaten widerspricht nicht nur den Forderungen aus den Betrieben, sondern auch einem Beschluß des IG Metall Gewerkschaftstags. 1996-1998 haben wir den Unternehmern der Metallindustrie eine Gewinnsteigerung von 120% beschert. Zwei Jahre Lohnerhöhungen, die eigentlich gar keine sind, dürften diese Gewinne noch mehr in die Höhe treiben - auf unsere Kosten natürlich.

 

Der Hauptpunkt

Der Hauptpunkt an diesem Abschluß liegt weniger im materiell schlechten Ergebnis dieses Abschlusses. Er liegt darin, daß die IG Metall einen fatalen Weg zu gehen scheint, der bei der IG Chemie nicht neu ist. Verhandlungen ohne Einbeziehung der gewerkschaftlichen Macht, die nicht in den Verhandlungskünstlern, sondern bei den Kollegen in den Betrieben liegt. Aus diesem Grund. sind die Gewerkschaften einst gegründet worden, daß sie nämlich ihre Forderungen notfalls mit der Verweigerung unserer Arbeitskraft, mit Streik also, durchsetzen. Wer darauf verzichtet, macht die Gewerkschaften noch zahnloser und zerstört sie. Und damit - wie mit dem Zustandekommen dieses Tarifabschlusses - können wir ganz und gar nicht leben!

 

MPS: Und wieder ein Projekt ?

"....Unternehmensleitung und Gesamtbetriebsrat gehen davon aus, dass durch die konsequente Umsetzung der Prinzipien des MPS sowohl die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens als auch die Arbeitssituation der Mitarbeiter weiter verbessert wird. .....lassen Sie uns auf die Chancen sehen, die diese Veränderungen mit sich bringen. Wir haben mit unserer jungen und hochqualifizierten Belegschaft die besten Voraussetzungen, die Herausforderungen zu bewältigen......"

KollegInnen die etwas mehr als zwei Jahre in diesem Werk beschäftigt sind, wird es beim Lesen der oben zitierten Sätze ( aus: "3. Führungskräfte-Information zum Mercedes-Benz Produktionssytem) des Werkleiters Karr und seines neuen Stellvertreters, Centerleiters und MPS-Projektleiters Möller wohl eher etwas flau und mullmig zu mute, was da denn nun wieder auf uns alle zu kommt, als das sie himmelhoch jauchzend in Begeisterungsstürme ausbrechen. Obige Sätze erinnern zu sehr an die blumigen Ansprachen und Schriftstücke zu FIT, zu LBU (Leitbildumsetzung) zur Regelsamstagsforderung für die Preßwerkserweiterung und bei der Einführung von Gruppenarbeit.

Tatsächlich suchen wir vergeblich nach dem in der Betriebsvereinbarung verankerten Gleichgewicht zwischen Arbeitszufriedenheit und Wirtschaftlichkeit. Und tatsächlich ist man beim Gesamtbetriebsrat wohl froh, dass die Vereinbarungen "zur neuen Arbeitspolitik" (Gruppenarbeit, "Rezei" (NLEB) und mitarbeitergetragener KVP) im MPS erhalten blieben – Hatte die Unternehmensleitung doch anderes vor und drohen diese Vereinbarung mit MPS noch weiter ausgehöhlt zu werden, als sie es sowieso schon sind.

"Die Umsetzungsorganisation als ganz neue Qualität des MPS bietet die Chance für eine von allen getragene Veränderung. Der Gesamtbetriebsrat wird dabei darauf achten, dass dies für alle Elemente des MPS gilt, also auch für die neue Arbeitspolitik als Grundlage des MPS." So wird der GBR-Vorsitzende Klemm in dem DC –Propagandablatt für MitarbeiterInnen "TIMES" 3/2000 zitiert. Als Kollegeninfo erlauben wir uns dieses Teilzitat fortzuführen und zu vervollständigen: Klemm, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates: "Gruppenarbeit, neue Leistungs- und Entlohnungsbedingungen (NLEB) und mitarbeitergetragener kontinuierlicher Verbesserungsprozess (mKVP) sind und bleiben dabei die Basis für die Gestaltung der Arbeit im Unternehmen. Doch wo liegt nun unsere Chance bei MPS: es ist die konsequente Beteiligung der Mitarbeiter, das Nutzen der Fähigkeiten jedes einzelnen Mitarbeiters. Denn letztendlich ist unser Kapital immer noch die Kompetenz, die Qualifikation unserer Mitarbeiter. Und wir werden unsere Kolleginnen und Kollegen auffordern, sich aktiv einzubringen und auch dazu ermuntern NEIN zu sagen, wenn durch sogenannte Experten ein Arbeitssystem empfohlen wird, das nicht ihren Vorstellungen entspricht. Und dann müssen wir gemeinsam – das Unternehmen und der Betriebsrat – nach einem geeigneten Weg suchen, welche Arbeitsmethode beiden Zielen – der Verbesserung der Arbeitsorganisation und der Verbessserung der Wirtschaftlichkeit – am besten gerecht wird. Wenn unser Unternehmen unter der Überschrift Produktionssystem die Rationalisierungsbemühungen übertreibt und die Leistungsschraube überdreht, werden wieder Konflikte aufbrechen, die wir mit dem Einstieg in die neue Arbeitspolitik vor rund 10 Jahren für überwunden geglaubt haben....."

P.S.: KollegInnen, die weniger als 10 Jahre in der Firma sind sei es der Vollständigkeit halber gesagt: Mit Kollegeninfos ist zu belegen, daß wir vor 10 Jahren beim Einstieg in die "neue Arbeitspolitik" nicht so blauäugig waren. Und vorsichtig ausgedrückt dürften die Chancen bei MPS für die Beschäftigten geringer sein als die Risiken.

 

"Anwesend und Gesund" - Wenig Resonanz

Gab es auf einen Artikel aus dem Kollegeninfo Nr. 416 , deshalb haben wir ihn noch einmal abgedruckt. Überwindet Euren Frust! Der Werkleiter hat reagiert, er schlug dem Betriebsrat vor, daß "Sorgenlisten" erstellt werden, mit denen die krankmachenden Probleme aufgelistet und abgestellt werden.

"Helfen wir uns und dem Werkleiter! Wir können nicht mehr zählen, wie oft Betriebsräte auf krankmachende Ursachen hinwiesen und auf Abhilfe drängten. Wir können nicht mehr zählen, wie oft dies auf Betriebsversammlungen angesprochen wurde und wie oft drüber geschrieben wurde. Manches Mal verspürt man keine Lust mehr es zu erzählen, weil bestimmte Mißstände einfach nicht abgestellt werden. Trotzdem – vielleicht hilft das ja: Das Kollegeninfo war und ist offen für Leserbriefe und besonders zur Frage "Was hat Euch krank gemacht?" Wir drucken die Leserbriefe so ab wie von Euch gewünscht, notfalls auch anonym. Der Leserbriefschreiber muß uns bekannt sein, aber wir garantieren wenn gewünscht die Anonymität."

 

"Anwesend und Gesund": Bitte mal zur Kenntnis nehmen:

Wir erinnern uns: Am 27. Oktober berichteten wir im Kollegeninfo Nr. 414 von dem Blödsinn, daß der Kollegengruppe und deren Betriebsräten von Werk- und Centerleitern mehr oder weniger deutlich unterstellt wird, sie würden den Krankenstand in die Höhe treiben.

Manchem kann man hier ja nur noch mit Statistiken begegnen: Zwischen dem Erscheinen der Kollegeninfos Nr. 416 und Nr. 417 verstrichen sage und schreibe 43 "normale" Produktionstage (ohne Vorhol- und Sonderschichten) bzw. 70 Kalendertage! - Und trotzdem gab es Anlass über den viel zu hohen Krankenstand zu stöhnen.

Zur Klarstellung: Mit der Darstellung dieses Hardfacts behaupten wir nun nicht, daß der Krankenstand ab der zweiten Woche im Januar nicht in die Höhe geschnellt wäre, wenn das Kollegeninfo in dieser Woche erschienen wäre.

 

Nachtrag zum Kollegeninfo 417: "Kranken-Jäger auf Treibjagd"

"...Öffentlichkeitswirksam, wie in einem schlechten Krimi fahren diverse Mercedes-Fahrzeuge vor den Privatwohnungen der notorischen Krankmacher vor. Nachbarn und Ehefrauen der Täter staunen nicht schlecht, als die zu Briefboten degradierten, uniformierten Werkschützer verkünden: "Ein Brief von DaimlerChrysler!".............."

Inzwischen ist klar, daß es sich bei den "uniformierten Werkschützern" nicht um Kollegen der Abteilung BS (Betriebssicherheit) gehandelt hatte, sondern um Kollegen einer anderen Abteilung. Sowohl Kollegen der Halle 8, die wie im Kollegeninfo berichtet, ihre "Einladung" ins Personalbüro erhielten, als auch Kollegen der Halle 9, die eine ca. eine Woche später eine etwas "freundlicheres Einladungsschreiben" übergeben bekommen hatten, hatten die Überbringer der "Einladungen" wegen ihrer Kleidung für Kollegen des Werkschutzes (Betriebssicherheit) gehalten. Selbst Vertreter des Personalbüros und der Werkleiter gingen in ersten Gesprächen mit Betriebsräten nach diesen Vorfällen offensichtlich davon aus, daß die Abteilung Betriebssicherheit den Auftrag erhalten hatte die "Einladungen" zu überbringen.

Mit unserer Kritik hatten wir natürlich nicht die Kollegen kritisiert, die den Auftrag hatten diese "Einladungen" zu überbringen. Im Gegensatz zu einigen anderen verurteilen wir als Kollegengruppe auch nicht allein die Form der "Einladung" und deren Zustellung!

WIR hätten es auch nicht wesentlich weniger schlimm gefunden, wenn die "Einladungen" freundlicher geschrieben gewesen wären und vom Postboten überbracht worden wären. Erklärungsversuche wie man käme mit derartigen "Einladungen" der "Fürsorgepflicht des Unternehmens" nach, sind einfach ausgedrückt dünn. Hier wurden nicht Kollegen "eingeladen", die über einen längeren Zeitraum erkrankt waren, sondern Kollegen aus Bereichen, die einen hohen Krankenstand aufweisen. Aus Bereichen in denen Kollegen in Rückkehrgesprächen, Betriebsräte und Werksarzt seit Monaten auf krankheitsfördernde Ursachen hingewiesen hatten, an denen bisher aber nichts geändert wurde.

 

Wirtschaftliches Rekordergebnis wurde von den Belegschaften der Werke erarbeitet!

Auch wenn für einige Führungskräfte hier im Werk schon das Ende des Automobilen Schwung’s in Sicht ist, diese predigen bereits die Krise herbei, muß erkannt werden, dieser Konzern hat nach seinem Zusammenschluß mit Chrysler, der allein Einspareffekte von 2,7 Milliarden DM brachte, wiederum im letzten Jahr ein Rekordergebnis vorgelegt.

Hauptanteil an diesem Gewinn haben zweifellos wir als Automobilbauer, d.h. diejenigen die tatsächlich wertschöpfend tätig sind! Im einzelnen konnte dieser Konzern eine Umsatzsteigerung von 14% auf 293 Milliarden DM ausweisen. Der bereinigte Operating-Profit kletterte sogar um 20% auf rund 20 Milliarden DM. Im Bereich der PKW Sparte inclusive des Smarts, schoß der Operating Profit um 36% auf 5,3 Milliarden DM. In der Chrysler Gruppe um 22% auf 10,1 Milliarden DM. Allein die Umsatzentwicklung im Mercedes Benz PKW-Bereich inclusive des Smarts, kam auf ein plus von 17% beziehungsweise 74,5 Milliarden DM !

Der eigentliche wertschöpfende Prozeß auch in diesem Konzern, wird nur von den Belegschaften der einzelnen Werke erwirtschaftet, sei es nun in Südafrika, in Brasilien, Sindelfingen oder z.B. auch hier in Bremen. Vorständler oder Werkleiter können Autos nur verkaufen, es ist unsere Arbeitskraft die den Gewinn herstellt! Gerade unser Werk hier in Bremen, immer wieder gescholten, als zu teuer, zu viel abwesend durch Krankheit, zu unflexibel, trägt mit seinen drei Schichten und 105 Stunden Betriebsnutzungszeit in der Montage wesentlich dazu bei, daß dieser Konzern solche Bilanzen ausweisen kann!

 

Vorbild Japan?

"Mazda will einem Zeitungsbericht zufolge massiv Stellen abbauen und Fertigungslinien schließen. Wie die japanische Tageszeitung "Nihon Keizai" berichtete, sollen zwei der fünf Fertigungslinien im Mazda-Hauptwerk Hiroshima bis Ende 2002 geschlossen und somit 20 Prozent Überkapazität abgebaut werden. 4000 der 24000 Mazda-Beschäftigten würden zudem ihren Arbeitsplatz verlieren.

Aus: Süddeutsche Zeitung vom 04.03.2000

 

Anmerkung zu einem Leserbrief im Kollegeninfo 417

Im Leserbrief "Zahlt die Belegschaft die Ergebnisbeteiligung selber?" Wird gefragt, wer den Gesamtbetriebsrat (GBR) aufgefordert hat, Tarifverhandlungen zu führen. Natürlich hatte dies niemand getan. Und die Faktorregelung bei der Tariferhöhung ist auch nicht das Ergebnis von Tarifverhandlungen. Sondern Ausdruck davon, daß die Firma nicht mehr bereit ist Tariferhöhungen effektiv zu erhöhen. Früher, vor der Zeit des "shareholder value" und "Standortsicherungsvereinbarungen" war es dem GBR noch gelungen den Vorstand zu bewegen, die Ergebnisse von Tarifverhandlungen nicht nur auf den tariflich abgesicherten Lohn anzurechnen, sondern effektiv (auf den gesamten Lohn). Die Faktorregelung stellt einen Kompromiß dar und bedeutet für viele noch eine höhere Lohnerhöhung, als wenn sie tatsächlich nur auf den tariflich abgesicherten Lohn angerechnet werden würde.

Ansonsten hat der Kollege natürlich recht, die Belegschaft zahlt die Ergebnisbeteiligung selber, nicht nur weil sie das Ergebnis erarbeitet hat. Sondern auch jeder einzelne trägt mehr oder weniger durch die Einsparungen zu der Ergebnisbeteiligung, über die wir uns nun "freuen können; freuen sollen; freuen dürfen":

Als da wären (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

 

Rot-Grün spart:

"Die von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) geplante Steuerbefreiung für Gewinne aus Beteiligungsverkäufen bei Unternehmen wird zu Ausfällen von vier Milliarden Mark führen."

Reuters, 7. Februar 2000

 

Fortschritt?

"In den Vereinigten Staaten haben rund 31 Millionen Menschen nicht genug zu essen. Das ergab eine Studie, die das Bread for the World Institute in Washington vorstellte. 1998 litten 3,7 Millionen US-Familien regelrecht Hunger. Insgesamt hatten 10,5 Millionen Familien nicht genug Geld, um ihren Bedarf an ausreichender und gesunder Ernährung zu stillen. 12 Millionen Kinder werden in ihrer körperlichen Entwicklung gestört.

 

Nicht nur ehemalige

"....Eingeladen waren alle ehemaligen Mitarbeiter, die 1999 ihr 25- oder 40-jähriges Betriebsjubiläum feiern konnten...." schrieb die adw zur letzten Jubilarfeier. Auch wenn immer mehr Jubilare dieses Jubiläum nicht feiern mögen: Voraussetzung für die Einladung wird in diesem Jahr genauso wie im letzten sein, das die 25 bzw. 40 Jahre im Betrieb erreicht wurden und nicht, daß man die Firma nach 25 oder 40 Jahren verlassen hat.

 

Nachtrag zum Kollegeninfo 414: "Arbeiter zum Schweigen gebracht"

"Wir haben einen Stein ins Rollen gebracht" , erklärt der Berliner Rechtsanwalt Wolfgang Kaleck, vor wenigen Tagen aus Argentinien zurückgekehrt. "Der Verdacht, daß leitende Angestellte der argentinischen Mercedes-Benz-Niederlassung in Menschenrechtsverletzungen während der Militärdiktatur (1976-1983) verstrickt waren, hat sich durch die Recherchen während unserer Reise erhärtet." Wegen Entführung und Ermordung von mindestens 13 aktiven Gewerkschaftern des Mercedes-Benz-Werkes in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires hatte Kaleck Ende September bei der Berliner Staatsanwaltschaft unter anderem Anklage gegen den deutsch-argentinischen Mercedes-Benz-Manager Juan Tasselkraut eingereicht.

Tasselkraut, der bislang immer noch als Manager bei DaimlerChrysler in Argentinien tätig war, (wurde) laut Aussagen verschiedener Arbeiter des Werkes Anfang Oktober auf unbestimmte Zeit beurlaubt. In seinem Haus melden sich Sicherheitskräfte und behaupten, er sei kürzlich verzogen. Die Pressestelle von DaimlerChrysler in Stuttgart bezeichnete die Vorwürfe gegen den Konzern als "wirr und unhaltbar".

Aus Hamburger Abendblatt vom 28.10.1999

 

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